Bayern 2

     

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Es tönt laut von fern und nah 200 Jahre "Stille Nacht, heilige Nacht"

Wahrlich ein Weihnachtsklassiker: Weltweit singen mehr als zwei Milliarden Menschen in rund 300 Sprachen und Dialekten "Stille Nacht", das bekannteste aller Weihnachtslieder. Es eint mit seiner Friedensbotschaft die Menschen über Religionsgrenzen hinweg. Heuer, im Jahr 2018, feiert „Stille Nacht, heilige Nacht“ seinen 200.Geburtstag.

Von: Julio Segador und Wolfgang Heinemann

Stand: 17.12.2018 | Archiv

Damals, im Dezember 1818 war noch nicht abzusehen, dass aus dem einfachen, aber anrührenden, Lied einmal ein weltumspannender "Hit" werden würde. Der Oberndorfer Hilfspfarrer Joseph Mohr erinnerte sich am Heiligen Abend 1818 eines Gedichtes, das er bereits zwei Jahre zuvor geschrieben hatte und wandte sich hilfesuchend an den Dorflehrer und Organisten Franz Xaver Gruber mit der Bitte, zu dem Gedicht eine Melodie für die Christmette zu schreiben. Gruber komponierte eilig das Lied - für Gitarre und Gesang. Die originale Mohr-Gitarre ist im Keltenmuseum in Hallein zu bewundern - gespielt darf sie allerdings derzeit nicht werden.

"Das Original ist bis dato noch ein bisschen sakrosankt und sollte nicht angefasst werden, bis es restauriert ist. Die Pläne dazu sind noch im Dunklen, aber ich hoffe, dass das auch passiert."

Martina Mathur, Musikerin, mit der sogenannten 'Master Kopie' der Mohr-Gitarre

Die "Authentische Veranlassung" des Liedes "Stille Nacht"

Franz Xaver Gruber wurde später Organist und Chorregent in Hallein: Hier war er, der aus sehr einfachen Verhältnissen stammte, ein angesehener Mann, der es auch zu Wohlstand brachte. Das Weihnachtslied "Stille Nacht", war für ihn eher ein Nebenprodukt. So bekannte er sich erst 1854 in der sogenannten "Authentischen Veranlassung" dazu, das Stück geschrieben zu haben.

"Der Stellenwert, glaube ich, war für ihn gering. Er hatte andere Präferenzen. Er war zum Beispiel viel mehr begeistert von seinen Messen, die er komponiert hat. In seinen Tagebucheintragungen sind die Bemerkungen über das Bier - 'gutes Bier, schlechtes Bier' - wesentlich häufiger als Eintragungen über 'Stille Nacht'."

Anna Holzner, Historikerin, Kuratorin des Halleiner Keltenmuseums

Wenngleich sich Franz Xaver Gruber die meiste Zeit seines Lebens im Salzburger Land aufgehalten hat: Es gibt auch eine Spur nach Bayern, genauer gesagt nach Burghausen. Gruber bekam dort nämlich im Alter von 18 Jahren Orgelunterricht bei Georg Hartdobler. Davon hat Gruber sein Leben lang profitiert - und ist auch in Kontakt mit seinem Lehrer geblieben, der 1823 in Burghausen allem Anschein nach "Stille Nacht" zur Weihnachtszeit aufgeführt hat. Das ergibt sich aus der Auswertung des Burghausener Kirchenmusikalien-Verzeichnis, die der Heimatforscher Josef Hohenleitner aus Seeon vorgenommen hat.

"Die Entdeckung des Inventareintrages aus dem Jahr 1823 ist ein Novum. Weil bisher die Rezeption des Lieds 'Stille Nacht' im südostbayerischen Raum ein weißes Blatt ist. Und da ist das eigentlich die erste Quelle für eine Verbreitung auch im bayerischen Raum."

Heimatforscher Josef Hohenleitner aus Seeon

Und so verwundert es nicht, dass Burghausen den Komponisten des berühmtesten Weihnachtsliedes der Welt 2018 mit einem Orgelwettbewerb geehrt hat.

Wolfgang Heinemann und Julio Segador haben in ihr Feature für "Zeit für Bayern" auch Ausschnitte aus der preisgekrönten Sonate von Johann Simon Kreuzpointner eingearbeitet. Sie zeichnen das Bild eines Liedes, das wie kein Zweites die Herzen der Menschen erwärmt.

Momentaufnahme im Studio: Autor Julio Segador (Mitte) mit den beiden Sprechern, den bekannten bayerischen Schauspielern Conny Glogger und Alexander Duda.


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