Bayern 1


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E-Bike gebraucht Worauf beim Kauf eines gebrauchten E-Bikes achten?

Von: Alexander Dallmus

Stand: 05.03.2024

E-Bikes | Bild: mauritius images / Norbert Eisele-Hein / imageBROKER; Bearbeitung: BR

Hier die ganze Folge des Podcasts zu gebrauchten E-Bikes in der ARD-Audiothek anhören - und den Podcast abonnieren:

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/gebrauchtes-e-bike-kaufen/bayern-1/12517103/

Fahrräder mit Elektromotor sind mittlerweile kein Nischenprodukt mehr oder "eher was für Senioren". Fahrräder mit elektrischer Unterstützung kommen zunehmend stylisch daher: Als Cityrad, Trekkingbike, vollgefedertes Mountainbike oder auch als Lastenrad. Jeder fünfte, geht aus einer aktuellen ADAC-Umfrage hervor, möchte sich in den nächsten drei Jahren ein E-Bike anschaffen. Ich auch. Für mich wäre ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung - wie für viele andere auch - vor allem auf dem Weg zur Arbeit interessant.

Zwölf Kilometer sind es für mich einfach. Täglich. Klar, kann ich mit dem Auto fahren. Möchte ich aber vermeiden, und zwar nicht nur, weil es auf der Strecke täglich Staus im Berufsverkehr gibt. Mit dem ÖPNV brauche ich mindestens 50 Minuten, oft aber bis zu über einer Stunde. Da bin ich mit dem Rad schneller. Problem: Schon morgens durchgeschwitzt und abgehetzt bei den Kollegen aufzuschlagen, ist auch nicht schön. So ein E-Bike, mit sanfter Unterstützung am frühen Morgen, wäre also ideal. Im Sinne der Nachhaltigkeit, am besten ein gebrauchtes E-Bike.

E-Bike, Pedelec oder S-Pedelec Grundsätzlich gibt es drei Arten von elektrisch betriebenen Fahrrädern: E-Bikes, Pedelecs sowie S-Pedelecs. Ein E-Bike ist ein Fahrrad mit einem Elektromotor, der mich bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h unterstützt. Mit Pedelecs (Pedal Electric Cycle) sind ebenfalls Fahrräder mit Elektromotorunterstützung gemeint, jedoch unterstützen sie mich nur beim Treten und nicht bei höheren Geschwindigkeiten. Die nächste Stufe, sind so genannte S-Pedelecs. Das "S" steht für Speed und verhilft mir elektrisch bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h.

Das bedeutet, ein S-Pedelec muss in Deutschland als Kleinkraftrad beim Straßenverkehrsamt zugelassen werden. Bei S-Pedelecs ist das Tragen eines Helms Pflicht, was aber auch für die anderen elektrischen Fahrradvarianten zu empfehlen ist. Wer ein S-Pedelec fährt, braucht eine Haftpflichtversicherung, muss mindestens 16 Jahre alt sein und sollte einen Führerschein der Klasse AM oder darüber besitzen. S-Pedelecs dürfen zudem nur auf Radwegen fahren, wenn sie explizit dafür freigegeben sind, andernfalls müssen sie auf der Straße fahren. Um die Sache zu vereinfachen, reden wir nachfolgend generell von E-Bikes.

E-Bikes Rückläufer kaufen

E-Bikes sind teuer. Im Vergleich zu herkömmlichen, "normalen" Fahrrädern sogar sehr teuer. Von 2.000 Euro aufwärts kosten die qualitativ besseren Räder mit Elektromotor schon mal um die 4.000 Euro und mehr. Doch in den letzten Jahren ist auch das Angebot an gebrauchten E-Bikes stetig gewachsen. Durch Rückläufer aus dem sogenannten Dienstrad-Leasing und wegen der allgemein steigenden Nachfrage. Über spezialisierte Fachhändler kann ich auch für relativ neuwertige Elektrofahrräder schon Nachlässe von 40 bis 50 Prozent bekommen. Über private Anzeigen auf den gängigen Verkaufsplattformen sogar noch mehr.

Speziell beim Privatkauf gibt es allerdings einen Haken und das ist die fehlende Gewährleistung, sagt Laura Ganswindt vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub, kurz ADFC-Bayern: "Tatsächlich ist es ja so, dass es für Gebrauchträder aus privater Hand keine Gewährleistungspflicht gibt. Deshalb empfehlen wir beim Kauf von privat, dringend den Abschluss eines Kaufvertrags. Insofern empfehlen wir tatsächlich im Zweifelsfall den Fachhändler." Hier gibt es nämlich mindestens ein Jahr Gewährleistungspflicht für gebrauchte E-Bikes und ich kann davon ausgehen, dass das Fahrrad gecheckt, im Zweifelsfall noch einmal repariert worden ist. Außerdem kann ich eine Probefahrt machen.

Wie wichtig ist die Akkuleistung?

Beim Kauf eines gebrauchten E-Bikes sollte ich auf den Zustand des Akkus, den allgemeinen Zustand des Fahrrads und das Baujahr achten. Beim Akku, da geht’s mir sicher wie vielen anderen auch, bin ich skeptisch: Woher weiß ich, dass der von meinem Vorgänger gut gepflegt wurde? Einen wichtigen Tipp gibt mir Axel Donath von Bravobike, einem noch jungen Münchner Start-Up, das sich darauf spezialisiert hat, Gebrauchte wieder an die Radlerin oder den Radler zu bringen:

"Eigentlich der wichtigste Check, den man machen sollte, wenn man es vor allem von privat kauft: Den Akku mal in die Hand nehmen und sich den Akku optisch anschauen. Da geht es um Beschädigungen, die man sehen kann. Das kann ein Sicherheitsrisiko sein. Also ist Plastik abgesprungen oder so was. Wenn man sieht, der Akku ist runtergefallen: Finger weg! Auf keinen Fall kaufen!"

Axel Donath, Bravobike

Daten des E-Bikes auslesen

Der Zustand des Akkus ist also einer der wichtigsten Faktoren beim Kauf eines gebrauchten E-Bikes. Der Zustand des Akkus lässt sich aber auch überprüfen, indem man die Reichweite testet und darauf achtet, ob die Leistung des Motors noch ausreichend ist. Das Auslesen der Daten eines gebrauchten E-Bikes kostet um die 50 Euro und wird von Fachhändler in der Regel sowieso als Service durchgeführt. Gibt oder gab es Störungen? Wie viel Kilometer wurden gefahren. Wie oft wurde der Akku geladen?

Wie lange halten E-Bike-Akkus?

Wie auch beim Smartphone-Akku bringen E-Bike-Akkus - bei guter Lagerung und einem idealen Ladestand zwischen 30 und 80 Prozent - viele Ladezyklen hinter sich. Ein Ladezyklus entspricht dabei einem vollständigen Ladevorgang des Akkus. Gewerblich angebotene Gebrauchträder sind in aller Regel generalüberholt, also "refurbished". Je nach E-Bike bringt ein guter Akku - be- und wieder entladen - über 500 bis 1.000 dieser Ladezyklen volle Leistung. Wenn die maximale Anzahl an Ladezyklen erreicht ist, hat er lediglich eine geringere Kapazität und Reichweite.

Aber ein Akku ist dann eben noch lange nicht Elektroschrott. Wie viele Kilometer mit lediglich 500 Ladezyklen und nur mageren 50 Kilometer Reichweite runtergestrampelt sein müssen, rechnet Gebraucht-E-Bike-Händler Axel Donath von Bravobike mal vor: "Nehmen wir mal 50 Kilometer, 500 Mal geladen sind 25.000 Kilometer. Das heißt also 25.000 Kilometer muss man erst mal gefahren sein. Und dann hat er 80 Prozent. Also da hat man mal 20 Prozent Kapazität verloren. Wenn man so weit ist, redet man nicht mehr vom Akku. Dann redet man über alles andere, was an dem Rad verbaut ist. Aber der Akku ist das kleinste Problem an der Stelle."

Worauf kommt es an bei gebrauchten E-Bike?

Ganz entscheidend für die Langlebigkeit eines E-Bikes ist die Qualität des Antriebssystems. Das Baujahr spielt hier gar keine so entscheidende Rolle, wenn das System der namhaften Hersteller für Qualität bürgt: Also Bosch, Shimano, Yamaha oder Brose. Auch das Start-up Fazua mischt vor allem im Bereich der E- Rennräder und E-Gravelbikes (Schotterräder, also geländegängige Fahrräder) kräftig mit. Fazua klingt zwar irgendwie asiatisch, leitet sich aber von bayerischen „Fahr zua!“ ab und ist ein Münchner Unternehmen, das mittlerweile von Porsche übernommen wurde.

Ganz wichtig: Probefahrt

Ob neu. Gebraucht. Mit oder ohne Elektromotor. Bevor die Entscheidung für oder gegen ein Fahrrad fällt: Anprobieren! Sagt Radhändler Axel Donath: "Ein Fahrrad ist wie ein Kleidungsstück. Das muss passen. Und das heißt draufsetzen. Schauen, wie fühlt es sich an. Und am besten kann man das, wenn man sich nicht so gut auskennt, einfach durch Draufsitzen, durchs Gefühl beurteilen." Eine Probefahrt mit einem gebrauchten E-Bike ist einfach wichtig, um sicherzustellen, dass das Fahrrad den eigenen Anforderungen entspricht und keine Mängel aufweist. Ich würde auch eine Probefahrt unter verschiedenen Bedingungen durchführen, um die Leistung des Motors und die Reichweite in verschiedenen Situationen mal konkret zu testen. Euch allen eine gute und sichere Fahrt!

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