Christbaumschmuck aus gedrehtem Draht
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Lametta und Co. - Glänzende Zeiten in Franken

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Lametta und Co: Wie eine fränkische Erfindung um die Welt ging

Lametta und Co: Wie eine fränkische Erfindung um die Welt ging

Weihnachten ohne Lametta war lange Zeit kaum vorstellbar. Es wurde in Mittelfranken erfunden und verhalf vielen Firmen zum Erfolg. Aus veredeltem Draht fertigten sie weltweit gefragten Christbaumschmuck. Aber diese glänzenden Zeiten sind vorbei.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Ende des 19. Jahrhunderts hat einer der fränkischen Drahthersteller die Idee, den leonischen Draht platt zu walzen und damit den Christbaum zu schmücken: Das Lametta war geboren. Und damit tritt der erste industriell gefertigte Christbaumschmuck seinen Siegeszug um die Welt an! Mittelfränkische Produzenten wurden zu international erfolgreichen Christbaumschmückern.

Weltweiter Verkaufsschlager

"Auf der Messe in Nürnberg, 1885 oder so, haben sie nur die Fäden aus dem plattgewalzten Draht über den Christbaum gehängt", weiß der Sammler Walter Mehl. Flach gewalzter, versilberter Kupferdraht – diese neue Glitzerware wird ein weltweiter Verkaufsschlager und mittelfränkische Firmen produzieren ab da unterschiedlichsten Christbaumschmuck aus veredeltem Draht.

Walter Mehl hat dazu eine riesige Sammlung zusammengetragen. Vieles davon zeigt der 84-Jährige gerade in einer Ausstellung in der Oberfichtenmühle in Rednitzhembach.

Eiszapfen, Bäume, Kränze, Girlanden

Denn es blieb natürlich nicht beim Lametta. Aus plattem veredelten Draht ließen sich zum Beispiel auch glitzernde Eiszapfen drehen, die in den Baum gehängt werden können. Walter Mehl ist zwar eigentlich Maurermeister, aber das Eiszapfendrehen kann er selbst vorführen. Und auch diese Eiszapfen waren heiß begehrt.

Fast alles wurde in Heimarbeit hergestellt und verpackt – nach einem ausgeklügeltem System. "Die Rohware wurde in den Fabriken hergestellt, fertig zugeschnitten und dann an die Heimarbeiter ausgeliefert. Die hatten somit Ware, mit der sie gleich arbeiten konnten. Fertig zugeschnitten, die Sachen für die Verzierungen mit dabei – so ging es dann Hand in Hand", weiß der Sammler, der die Geschichten der heimischen Firmen erforscht hat.

Rohware aus Müll gerettet

Viele Kartons mit der Rohware hat Walter Mehl buchstäblich aus dem Müll gerettet – als die Firmen schließen mussten. Und so hat er auch viele Musterstücke und fertige Modelle gefunden, die noch bis Ende der 1980er Jahre in Franken produziert wurden. Ab den 1960er Jahren wurde der Draht dann mit Kunststoff kombiniert.

Vor allem bei Amerikanern beliebt

Vor allem die in Mittelfranken stationierten Amerikaner waren eine treue Kundschaft für den glitzernden, bunten Schmuck. Die riesige Sammlung der Mehls braucht viel Aufmerksamkeit, deshalb ist bei ihnen das ganze Jahr über Weihnachten.

Aus den Firmenbeständen geretteten originalen Materialien bastelt Walter Mehl den alten Baumschmuck auch nach – zumindest so lange seine Vorräte reichen.

Ausstellungen in Rednitzhembach und Bad Windsheim

Mit den Billigimporten aus Fernost konnten die Franken nicht mithalten. Heute fertigt nur noch eine einzige Firma in Roth diese Art von Christbaumschmuck in kleinster Stückzahl. Der Rest ist Geschichte – aber Dank Walter Mehls Sammlung nicht ganz vergessen. Und wenn das Lametta ausgeliefert war, wurden die restlichen platten Drähte in Putztücher eingearbeitet.

Die Ausstellung in der Oberfichtenmühle ist an den Adventsonntagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet und jeweils an den zweiten Sonntagen im Januar und Februar. Auch das fränkische Freilandmuseum beleuchtet gerade mit der Sonderausstellung "Glänzende Zeiten" die Geschichte des drahtigen Christbaumschmucks made in Franken.

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