Dutzende Weißstörche staksen über die Altmühl-Wiesen vor Herrieden im Landkreis Ansbach auf der Suche nach Futter. Kein ungewöhnliches Bild. Viele Störche fliegen zum Überwintern nicht mehr nach Spanien oder Afrika. Sie bleiben in Bayern, auch in Herrieden.
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Durch das Storchentor aus dem 14. Jahrhundert geht es in die Innenstadt. Auf der Turmspitze thront ein Storchennest. Ein Storch versucht oben gerade, einen Ast in den Rand des Nestes zu stecken. Auch in der Innenstadt sitzen auf vielen Dächern Weißstörche neben oder in ihren Nestern. Bis zu 100 seien schon gezählt worden, berichtet die Bürgermeisterin von Herrieden, Dorina Jechnerer (BürgerForumHerrieden). "Das ist tatsächlich mittlerweile so, dass man durchaus schon fast von einer Plage sprechen kann. Es ist innerhalb kurzer Zeit ein extrem starker Zuwachs zu verzeichnen", sagt sie.
Hohe Kosten für Dachrinnenreinigung
Das führt zu Diskussionen, denn die Äste für den Nestbau, landen häufig in Schneefanggittern und Dachrinnen. Einige Dächer sind vom Storchenkot weiß. Die Kosten für die Reinigung von Dach und Dachrinnen müssen die Hausbesitzer in Herrieden selbst tragen – auch die katholische Kirchengemeinde. Auf Kirche und Gemeindehaus fühlt sich der Storch wohl. Gleich mehrere Paare brüten auf dem Kirchendach. "Wir sind auf die Hilfe von anderen angewiesen, auf eine Dachdeckerfirma, die die Dachrinnen in luftiger Höhe säubert", erklärt Peter Hauf, Pfarrer und Dekan von Herrieden. Das gehe ins Geld. In den vergangenen zwei Jahren habe die Kirchenstiftung 16.000 Euro für die Reinigung von Dach und Dachrinnen ausgegeben.
Bürgermeisterin fordert Storchenmanagement
Die Kirche hatte auf Unterstützung durch die Stadt gehofft. Andere Kommunen wie Uehlfeld im Landkreis Neustadt an der Aisch, Bad Windsheim oder Oettingen in Schwaben übernehmen die Reinigung einmal im Jahr.
Herrieden hat eine Kostenbeteiligung abgelehnt. Gleichzeitig wolle die Stadt, Kirche und betroffene Hausbesitzer aber nicht allein mit dem Storchen-Problem lassen, sagt Bürgermeisterin Jechnerer. "Wir stellen uns sowas Ähnliches wie das Bibermanagement vor. Das ist mittlerweile etabliert in Bayern." Bei Biber-Schäden bekommen Grundstückseigentümer Ausgleichszahlungen. Eine ähnliche Regelung wolle man "auf höherer Ebene für den Storch anregen", sagt sie.
Frühzeitig mit Behörden und LBV absprechen
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) sieht die rasante Entwicklung der Weißstorch-Population – und den damit einhergehenden Ärger. Der LBV rät, sich frühzeitig mit der Unteren Naturschutzbehörde am zuständigen Landratsamt oder dem LBV in Verbindung zu setzen, wenn ein Problem mit dem Storch auftritt.
"Gerade bei ganz neu angesiedelten Storchenpaaren, die sich zum Beispiel einen beheizten Kamin aussuchen, macht es Sinn, relativ schnell einen Kompromiss zu suchen und sich eben auch mit der Behörde abzustimmen", sagt Weißstorchen-Expertin Oda Wieding vom LBV. Dann könne oft eine Lösung gefunden werden, bevor die Störche sich angesiedelt haben. Sobald der Storch aber ein Ei gelegt hat, muss das Nest erst einmal bleiben, wo es ist. Denn die Vögel sind nach wie vor streng geschützt.
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