Draußen wird es schon dunkel, als sich die Lagerhalle in Kaufbeuren-Neugablonz so richtig füllt: Die Ehrenamtlichen kommen auch noch nach der Arbeit. Unter Hochregalen stehen sie vor Bierbänken, arbeiten ein Päckchen nach dem anderen ab. Jedes einzelne machen sie auf und kontrollieren, ob drin ist, was rein soll. Routiniert, schließlich machen einige das schon seit Jahren. Doch einer ist dieses Jahr zum ersten Mal dabei: der 22-jährige Jannes Rinke. "Am 16. Dezember wollen wir mit allem fertig sein, da haben wir noch eine Menge vor uns", sagt Rinke, während er bunt verpackte Geschenke in verschiedene Einkaufswagen packt – sortiert nach Mädchen und Jungs, drei bis sieben und acht bis zwölf Jahre.
Kinderlächeln als Motivation
Hunderte Päckchen hat Rinke heute schon sortiert. Tausende kommen noch: Insgesamt schätzt die Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica, dass sie dieses Jahr rund 65.000 Pakete aus ganz Deutschland bekommt. Bis Mitte Dezember liefert die Organisation die Päckchen an bedürftige Kinder in Rumänien, Bulgarien, Moldawien, Albanien, den Kosovo und die Ukraine. Jannes hat selbst schon einmal bei einer Paketaktion in der Ukraine geholfen und sagt: "Ich weiß noch das Lächeln von den Kindern und das motiviert mich, da wieder mitzumachen."
Stifte und Stofftiere, nichts was verdirbt: Was rein darf und was nicht
Also packt er an: Er schiebt die Einkaufswagen zu seinen ehrenamtlichen Kollegen – mit einer Hand am Wagen, die andere Hand auf einem Turm an Geschenken, damit keins verloren geht. Einen Wagen nimmt er sich selbst vor: Päckchen für Jungs von drei bis sieben Jahren. Mit einer Schere schneidet er die Klebestreifen am weiß-goldenen Geschenkpapier durch, öffnet den Karton und zählt auf: "Stifte, Zahnbürste, Zahnpasta, Schreibzeug, Süßigkeiten, ein Kuscheltier, das ist sehr toll, das lassen wir drin."
Vor Jannes hängt eine Liste, die vorgibt, was enthalten sein muss [externer Link] – die arbeitet er ab. "Wenn man so ein Paket öffnet und merkt, dass einer seinen Abfall da drin entsorgt, das ist schon traurig", sagt Jannes. Bisher seien jedoch nur schöne Päckchen dabei. Jannes macht einen kleinen Rucksack auf. Darin: Ein Familienfoto und ein persönlicher Gruß. "Das ist besonders süß", kommentiert Jannes, macht das Paket zu und legt es in den Einkaufswagen für die fertigen Geschenke.
Päckchen sortieren als ein Stückchen heile Welt
Anders bei Roswitha Bahner-Gutsche: Die Projektleiterin von Humedica hat sich am Eingang der Lagerhalle eine Station aufgebaut. Eine Ehrenamtliche zeigt ihr Spielklötze und sagt: "Die sind ganz dreckig und bah." "Wegschmeißen", sagt Bahner-Gutsche, denn am wichtigsten sei, dass die Geschenke sauber sind. Dafür gibt es jedoch ein Ersatzgeschenk.
Kleine Erfolge für die Ehrenamtlichen, die sie jedes Jahr wieder kommen lassen, sagt Projektleiterin Bahner-Gutsche: "Ich glaube, das gibt Sicherheit: Das ist eine Aktion, die wiederholt sich, trotz Corona, trotz Krieg". Die Lagerhalle voll mit Geschenken, die Freiwilligen, die zusammenhelfen, das sei ein Stückchen heile Welt, fügt Bahner-Gutsche hinzu.
Bereits hunderte Freiwillige in den ersten Wochen
Jannes kann derweil seinen ersten vollen Einkaufswagen auf die andere Seite der Halle schieben: Hier warten die Transport-Kartons. 70 Geschenke passen in einen Karton. "Das ist dann schon ein Haufen Zeug, wenn man dann sieht, dass alle paar Minuten einer rausgeht. Da merkt man erstmal, wie vielen Kindern wir eine Freude schenken können", sagt Jannes und fügt hinzu: "Ich steh' morgen um acht Uhr wieder auf der Matte."
Alljährlich ruft die Kaufbeurer Hilfsorganisation zur Aktion "Geschenk mit Herz" auf. Ehrenamtliche engagieren sich nicht nur beim Päckchenkontrollieren in Kaufbeuren, sondern auch an 1.600 Sammelstellen. Hunderte Freiwillige haben sich bereits gemeldet, anmelden könne man sich jedoch auch jetzt noch auf der Website [externer Link] oder per Telefon. Die Aktion wird unterstützt von Sternstunden e.V., einer Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk.
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