Esche, Eiche oder Buche. Meterhoch stapeln sich dicke Holzbretter auf dem Hof der "möbelmacher" in Kirchensittenbach. Das Besondere: Das Holz stammt unmittelbar aus der Region. "Der kürzeste Weg für einen Baumstamm waren 500 Meter vom Wald da drüben bis hier her", berichtet herwig Danzer, der Chef des kleinen Unternehmens, und zeigt auf den angrenzenden Wald inmitten der Hersbrucker Schweiz. Der Stamm sei nicht mal auf einen LKW geladen worden, den hätte der Waldbauer direkt mit dem Rückewagen hergebracht. Höchstens seien es 100 Kilometer, die die Stämme auf dem Buckel haben, bevor sie auf dem Hof vor der Schreinerei landen, meistens sogar nur 20 bis 30 Kilometer.
Holzarbeit ist Teamwork
Wenn die Holzlieferung kommt, müssen alle 15 Mitarbeiter zusammen helfen: die Stämme entrinden, mit einer mobilen Säge in große Bretter sägen und diese luftig zu meterhohen Türmen stapeln. Jahrelang trocknen sie dann auf dem Gelände, erst draußen, dann in einer Trockenkammer. "Aktuell haben wir Holz für die nächsten vier bis fünf Jahre hier gelagert," sagt Danzer. Daraus schreinern sie dann Maßanfertigungen für ihre Kunden. Küchen, Betten, Schreibtische, Türen – alles aus Vollholz, alles Unikate. Und nicht ganz billig.
Vorbilder aus Franken
Mit diesem Konzept gewinnt die kleine Firma aus dem Nürnberger Land nun den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie "Möbel und Einrichten". Laut der Stiftung, die den Preis vergibt, gehören die Franken zu den 100 Vorreitern der Transformation, also den 100 prämierten Unternehmen, die den Wandel hin zur Nachhaltigkeit vorleben. In einer Welt, in der Möbel zur Konsumware geworden seien und entsprechend schnell auf dem Sperrmüll landen würde, setzte das fränkische Unternehmen die richtigen Signale, so die Jury. Sie attestiert den möbelmachern Vorbildcharakter beim Thema Nachhaltigkeit, denn die Massivholzmöbel würden ein Leben lang halten, sie ließen sich umbauen und reparieren.
möbelmacher sucht Nachfolger
In der Werkstatt in Kirchensittenbach freuen sich der Chef und die Mitarbeiter über den Preis, vor allem, weil sie ein so kleiner Betrieb sind, der sich mit seinen individuellen Möbelstücken aus regionalen Hölzern durchsetzen konnte. Denn das ist dem Gründer besonders wichtig: dass die Wertschöpfung bei den Menschen in dem Tal in der Hersbrucker Schweiz bleibt, etwa bei den Waldbauern oder seinen Schreinerinnen und Schreinern.
Vor allem in der aktuellen Zeit nach der Corona-Pandemie sei der Möbelmarkt hart umkämpft, erklärt Danzer. Da sei der Nachhaltigkeitspreis willkommen. Viele seiner Kollegen müssten ihre Handwerksbetriebe schließen, berichtet der Franke. Auch er sucht schon nach einem Nachfolger, der innerhalb der nächsten zehn Jahren seinen Laden übernimmt und dem die Nachhaltigkeit, die Regionalität und die Individualität der Möbel genauso wichtig sind, wie ihm.
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