Wenzel Cerveny, der Vorsitzende des Bayerischen Cannabis-Verbandes, will im Herbst ein Volksbegehren starten. Ziel ist es, die strengen Regulierungen bei der Umsetzung des Cannabis-Gesetzes in Bayern zu beenden. Das Bundesgesetz soll "1:1 übernommen werden - ohne jegliche Einschränkungen", sagte Cerveny bei einer Pressekonferenz in Aschheim.
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Fünf Container zur Cannabis-Aufzucht
Künftig werden in Aschheim bis zu 6.000 Cannabis-Stecklinge im Monat gezogen. Der erste von fünf geplanten Containern für diesen Zweck wurde diese Woche vorgestellt. Im Inneren ist er ein Hightech-Gewächshaus: Licht, Feuchtigkeit, Temperatur – alles wird in dem zwölf Meter langen Container so reguliert, dass die Setzlinge und später auch Jungpflanzen optimale Wachstumsbedingungen haben.
Ein Spielplatz gegen Cannabis-Aktivitäten
Ob Cerveny mit den Containern auf dem Parkplatz vor seinem Aschheimer Laden bleiben kann, steht noch nicht fest. Denn laut Gesetz muss zwischen Anbauvereinen und Spielplätzen 200 Meter Abstand eingehalten werden. Die Gemeinde hat innerhalb dieses Bereichs aber einen Spielplatz angelegt, als die Anbaupläne schon bekannt waren. Aktuell will sich die Verwaltung nicht mehr zu dem Thema äußern. Im Februar hatte Geschäftsleiter Christian Schürer dem BR gesagt, dass der Spielplatz ohne die Anbaupläne "vielleicht langsamer gekommen wäre …. Oder auch gar nicht."
Flexibilität beim Cannabis-Anbau
Mit den Containern ist Cerveny nun flexibel: Wenn am Standort Aschheim alle Stricke reißen, will er sie auf außerhalb liegende landwirtschaftliche Flächen verlegen und dann von dort seine Kunden beliefern und Anbauvereine unterstützen – wenn solche Vereine in Bayern genehmigt werden sollten.
Auch Cerveny selbst hat einen Anbauverein gegründet, der mittlerweile 120 Mitglieder hat. Gut die Hälfte seien Cannabis-Patienten, die bisher schon medizinisches Cannabis auf Rezept bekommen hätten. Mario Mijatovic zum Beispiel wurde als Kind im Bosnien-Krieg angeschossen, wie er erzählt. Er habe deshalb eine posttraumatische Belastungsstörung und zudem starke chronische Schmerzen, weil er später auch noch ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten habe.
Nur Cannabis habe ihm letztlich geholfen, sagt der 44-Jährige aus dem Landkreis Erding. Er könne sogar wieder arbeiten. Aktuell kauft er medizinisches Cannabis in der Apotheke. 400 bis 500 Euro im Monat kostet das, wie Mijatovic berichtet. Könnte er Cannabis als Mitglied über den Club beziehen, würde es deutlich billiger.
Samen und Stecklinge werden verkauft
Wer selbst Cannabis anbauen will, darf bis zu drei Pflanzen besitzen. Samen, Stecklinge und in begrenztem Umfang Jungpflanzen verkaufen Cerveny und seine Frau auch jetzt bereits in ihrem Laden in Aschheim. Solange die Pflanzen keine Blüten hätten, handle es sich nicht um Cannabis-Pflanzen, sondern um "Vermehrungsmaterial", betonen sie. Der Verkauf sei somit erlaubt.
Ärger mit den Drogenfahndern
Trotzdem hatten sie in Aschheim schon Besuch von Drogenfahndern - die wollten Stecklinge beschlagnahmen, haben dann aber nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft München doch darauf verzichtet, wie Cerveny sagt – für ihn reine Willkür und Schikane. Beim "Sinnflut-Festival" in Erding hätten Polizisten sogar rund 60 Stecklinge an seinem Stand abgeschnitten. Die Folgen der Aktion sind noch unklar. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Landshut teilte auf BR-Anfrage mit: "Die Ermittlungen hierzu sind noch nicht abgeschlossen. Derzeit ist auch nicht absehbar, bis wann dies der Fall sein wird."
Im Video: Beim Thema Cannabis kennt Aschheim keinen Spaß
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