"Terrorexport" und Politikum Allgäuer Erhan A. wohl in Syrien getötet
Er galt als einer der bekanntesten Islamisten in Deutschland, Bayerns Innenminister Herrmann hatte den Allgäuer Erhan A. 2014 ausgewiesen. Jetzt wurde Erhan offenbar in Syrien getötet. Die Familie sei darüber informiert worden, sagt sein Anwalt.
Auf BR-Anfrage teilt der Anwalt Erhans mit:
"Die Meldung ist richtig, die Familie wurde schon informiert."
Erhans Anwalt
Eine Verwandte hat inzwischen ein Schwarz-Weiß-Bild auf ihrer Facebook-Seite gepostet.
Wohl im Süden Aleppos gekämpft
Ein Foto im Internet (Anmerkung der Red.: Das Gesicht des Toten wurde in der Bildergalerie aus Pietätsgründen verpixelt) zeigt den angeblichen Leichnam Erhans alias "Abdul Aziz at Turki".
Zudem wird die Nachricht vom Ableben des Kempteners auf einem Al-Kaida-nahen Facebook-Kanal verbreitet, der von Personen betrieben wird, die mit Rebellengruppen sympathisieren. Erhan habe im Süden Aleppos aktiv an vorderster Front gekämpft, heißt es. Am Morgen des 13. August habe er in den Bergen Latakias den Tod gefunden.
"Möge Allah ihn als Märtyrer akzeptieren und ihm die höchste Stufe im Paradies geben."
Propaganda-Kanal
Auch Freunde und Weggefährten Erhans trauern im Internet um den "Bruder und Märtyrer" aus Kempten im Allgäu. Unter ihnen auch Halit K. aus München. Dem Bayerischen Rundfunk liegen Bilder vor, die Erhan und Halit gemeinsam in Syrien zeigen sollen.
Immer wieder falsche Informationen
In Sicherheitskreisen geht man davon aus, dass die Information stimmen kann. In nahezu allen Fällen, bei denen Bilder gefallener Dschihadisten gezeigt wurden, seien die genannten Personen auch getötet worden, heißt es. Noch fehlt allerdings eine offizielle Bestätigung von Erhans Ableben. Es ist fraglich, ob es diese jemals geben wird.
"Den deutschen Sicherheitsbehörden liegen Hinweise zum Tod von etwa 140 in Richtung Syrien/Irak ausgereisten Personen vor. Eine behördliche Bestätigung über den Tod der Personen aus den betreffenden Staaten liegt grundsätzlich nicht vor", teilt eine Sprecherin des Bundeskriminalamts auf Anfrage mit.
Terrorexperten raten grundsätzlich zur Vorsicht. In der Vergangenheit wurden immer wieder Dschihadisten für tot erklärt. Am Ende stellte sich aber heraus, dass sie doch am Leben waren, zuletzt etwa der IS-Kämpfer Deso Dogg aus Berlin.
"Terrorexport" aus Bayern
Rückblick: Aufgewachsen in Kempten war Erhan A. Teil der Allgäuer Salafisten-Szene. Polizei und Verfassungsschutz beobachteten ihn eineinhalb Jahre lang. Nach einem umstrittenen Interview mit dem SZ-Magazin wurde er im Oktober 2014 auf Betreiben des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann in die Türkei abgeschoben - ausgerechnet in jenes Land, das für seine durchlässigen Grenzen Richtung Syrien bekannt ist. Die Grünen sprachen damals von Terrorexport.
"Die Frage ist, ob man dem Salafisten nicht einen Gefallen tut, wenn man ihn vor die Haustür transportiert – und das auch noch mit Herrmanns Segen. Da braucht es sehr viel Kompetenz, wie man an diese jungen Leute rankommt. Wenn man sie nur abschiebt und ausgrenzt, verstärkt man nur die Radikalisierung."
Margarete Bause, Fraktionschefin der Grünen im Jahr 2014
Inzwischen betreibt der Freistaat ein sogenanntes Antisalafismusnetzwerk, versucht Radikalisierung zu verhindern oder mit Fällen wie Erhan in Kontakt zu treten. Abschiebung in die ursprünglichen Heimatländer gilt aber immer noch als ein mögliches Mittel, um islamistische Gefährder aus dem Land zu entfernen.
Erhan: "Habe alles für den Islam und Allah gemacht"
Innenminister Herrmann hatte die Abschiebung Erhans stets verteidigt. Die Entscheidung, sei richtig gewesen. Erhan habe seine eigene Familie mit Mord bedroht. Die Sicherheit der Menschen in Bayern sei ihm wichtiger, so Herrmann. Allerdings hatte der Innenminister im BR zuletzt eingeräumt: "Er ist insgesamt als zunehmend noch gefährlicher einzuschätzen, und deshalb ist er auch im Blick der Sicherheitsbehörden in Deutschland und auch außerhalb."
Von Syrien aus hatte Erhan seine Glaubensbrüder dazu aufgefordert, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen. Medienberichte, er würde im Kriegsgebiet ausschließlich humanitäre Hilfe leisten, wies Erhan auf BR-Anfrage zurück. Seine Mutter würde das behaupten. "Das war richtig erlogen", so Erhan.
"Sie hat mich als schwach und unschuldig dargestellt, jemand, der aus irgendwelchen persönlichen Gründen diese Interviews und Missionierungen bzw. Rekrutierungen gemacht hat. Dabei habe ich alles für den Islam und für Allah gemacht."
Erhan A. über seine Mutter
Tatsächlich hatte Erhans Familie versucht, seine Abschiebung vor Gericht rückgängig zu machen. Allerdings ohne Erfolg. Erhan ist bereits der zweite Dschihadist aus dem Allgäu, der in Syrien getötet wurde. Vor mehr als zwei Jahren kam der Konvertit David G. aus Kempten ums Leben. Der völlig normale Jugendliche hatte sich innerhalb von Monaten radikalisiert.
Kommentieren
Abdel Fatha Dullah, Montag, 15.August 2016, 23:33 Uhr
30. Ich Dachte Im Osten Tobten Eremiten Nie
Wer die Tragik nicht versteht, hat nicht verstanden, dass er/sie wenig verstanden hat. Erhan, hier sozialisiert, geht ins Ausland um zu töten und zu sterben. Warum? Ich habe es nicht verstanden. Was ist passiert und warum interessiert es niemanden? Die Gesellschaft hat gesagt Erhan geh! Wir sind für dich nicht verantwortlich! Warum? Erhan geh hin und töte dich und andere uns kümmert es nicht!
Ich verstehe nur eines, wir sind nicht ein Deut besser als jene, die wir kritisieren, wenn wir nicht besser denken und uns auch noch damit brüsten das wir "Schlechtmenschen" sind.
Viele Grüße
Abdel Fathe Dullah
Antwort von Schmidt , Dienstag, 16.August, 07:26 Uhr anzeigen
Weil er sich aus eigenem Willen dafür entschieden hat.
Antwort von Anton H., Dienstag, 16.August, 07:56 Uhr anzeigen
Der gute Erhan hat vielleicht hier gelebt, aber ganz sicher ist er nicht hier sozialisiert worden.
Dafür sorgen schon die ganzen Verbände mit ihren Vorbetern, die Eltern und das Parallelgesellschaftsumfeld.
Wenn er im Kampf gegen die tapferen kurdischen Frauen-Milizen gefallen ist, kommt er noch nicht einmal für seine ideologischen Brüder ins Paradies.
Nein da muss man nicht in Mitleid und Selbstvorwuefen zerfließen.
Antwort von Baron Samedi, Dienstag, 16.August, 11:11 Uhr anzeigen
Ein Beitrag, der nicht besser aus dem mittleren Osten kommen könnte. Klar, wie schon gesagt, schuld sind die Anderen - in diesem Fall die "Gesellschaft" die angeblich gesagt hat Erhan geh! - Welche Gesellschaft hat denn das gesagt? Ich vermute, höchstens eine Salafisten-Gesellschaft. Und die haben vermutlich auch den Rest hinzugefügt " Erhan geh hin und töte dich und andere uns kümmert es nicht!".
Wo waren denn seine Brüder (und evtl. Schwestern) im Glauben um das abzuwenden? Wenn ich solche Menschen wie Erhan ablehne und den Zuzug nicht befürworte, lebe ich gern mit dem Prädikat "Schlechtmensch".
P.S. Gerhard Polt hat sich mal darüber geäusser, wie der Sinn für Ironie ausgepräge ist, damit dürfte aber jemand mit Mig.-Hintergrund dann wohl endgültig überfordert sein.
Erich, Montag, 15.August 2016, 20:51 Uhr
29. Na da
wird Claudia Roth aber ein stückweit traurig sein
Hadschi Halef Omar ben Hadschi etc. etc. etc., Montag, 15.August 2016, 20:08 Uhr
28. Geist aus der Flasche?
Oh ihr Großen Denker!
Jeder Mensch, der das 40. Lebensjahr überschritten hat, muß wissen, wie anfällig junge Leute, besonders junge Männer für extreme Gedanken sind.
Sie setzen sich ohne Helm auf fette Räder, legen wert auf möglichst dicke Autos, Hippen und Hoppen und meinen, sie müssen die Welt neu erfinden!
Man hat schon immer die Jungen in den Krieg geschickt. Warum wohl?
Und die schlaue Welt stellt ihnen ein Werkzeug zur Rekrutierung weiterer Schwächlingen im Geiste zur Verfügung.
Sagt es doch endlich!
Sprecht es aus!
Ohne Internet geht nix mehr, kein Handel, keine Information, keine Rekrutierung.
Warum kappt man diese Leitung nicht?
Dann bliebe der Geist in der Flasche stecken!
Aber das können sie nicht, denn der Mammon erlaubt es nicht.
Antwort von Truderinger, Montag, 15.August, 21:21 Uhr anzeigen
Coole Idee! Kappen wir das Internet und wenn wir schon dabei sind, schalten wir am besten das Mobilfunknetz auch noch gleich ab, dann können sie auch nicht mehr telefonieren. Und wenn der Flugverkehr eingestellt und Autos verboten sind, können sie sich nicht mehr fortbewegen. Wie früher halt, als es keine Technik gab und die Menschheit in Frieden und Harmonie gelebt hat.
Antwort von Gabriele W., Dienstag, 16.August, 09:33 Uhr anzeigen
@Truderinger,
dann könnten Sie ja wieder fein mit der Kutsche fahren und sich bejubeln lassen. Krönchen auf und Zepter in der Hand. :-)
Davon abgesehen, ging es früher auch ohne Technik. Da waren weit weniger Bekloppte unterwegs als heute. Und man kannte sie. In jedem Dorf gab es einen, der nicht so ganz dabei war. Aber auch für ihn hatte man meist eine Arbeit und er wurde anerkannt. ( auch mal verspottet )
Diese jungen "Kämpfer" hier, die haben auch keine Arbeit- wissen nichts zu tun als ihre Kraft an irgendwem auszulassen, sonst wären die nicht so, wenn die in den Ländern anständig arbeiten könnten und auch moderner würden. Alle die hierbleiben und nichts vernünftiges machen können, werden sich irgendwann hier nicht mehr wohlfühlen und dann fangen sie hier an -und machen weiter. So wie dieser Erhan.
Baron Samedi, Montag, 15.August 2016, 20:06 Uhr
27. Schuldfrage
Vermutlich müssen sich die Bürger der Bundesrepublik und besonders die des Freistaates Bayern jetzt schwere Vorwürfe machen, warum sie diese Bereicherung unserer Gesellschaft nicht besser vor sich selbst geschützt hat (z.B. mit 24/7 Überwachung durch Horden von Polizeibeamten, kostet ja fast nix).
Der Trost an alle, die jetzt leiden: der darf jetzt 25 Frauen im Paradies entjungfern.
Ich persönlich bin bekennender Schlechtmensch, ich begrüsse es, das der abgeschoben wurde. Möglicherweise wurde auf diese Art anderen Menschen Leid erspart, möglicherweise natürlich in Syrien auch welchen vieles durch diesen Fanatiker zugefügt.
Beppi Owabdra, Montag, 15.August 2016, 19:59 Uhr
26.
Tja, das ist nun mal Berufsrisko. Oder wie steht in der Bibel? Wer sich in Gefahr begibt, wird darin umkommen. Ich weiß nicht, ob es im Koran auch so steht.