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"Terrorexport" und Politikum Allgäuer Erhan A. wohl in Syrien getötet

Er galt als einer der bekanntesten Islamisten in Deutschland, Bayerns Innenminister Herrmann hatte den Allgäuer Erhan A. 2014 ausgewiesen. Jetzt wurde Erhan offenbar in Syrien getötet. Die Familie sei darüber informiert worden, sagt sein Anwalt.

Von: Joseph Röhmel und Oliver Bendixen

Stand: 15.08.2016 | Archiv |Bildnachweis

Auf BR-Anfrage teilt der Anwalt Erhans mit:

"Die Meldung ist richtig, die Familie wurde schon informiert."

Erhans Anwalt

Eine Verwandte hat inzwischen ein Schwarz-Weiß-Bild auf ihrer Facebook-Seite gepostet.

Wohl im Süden Aleppos gekämpft

Ein Foto im Internet (Anmerkung der Red.: Das Gesicht des Toten wurde in der Bildergalerie aus Pietätsgründen verpixelt) zeigt den angeblichen Leichnam Erhans alias "Abdul Aziz at Turki".

Zudem wird die Nachricht vom Ableben des Kempteners auf einem Al-Kaida-nahen Facebook-Kanal verbreitet, der von Personen betrieben wird, die mit Rebellengruppen sympathisieren. Erhan habe im Süden Aleppos aktiv an vorderster Front gekämpft, heißt es. Am Morgen des 13. August habe er in den Bergen Latakias den Tod gefunden.

"Möge Allah ihn als Märtyrer akzeptieren und ihm die höchste Stufe im Paradies geben."

Propaganda-Kanal

Auch Freunde und Weggefährten Erhans trauern im Internet um den "Bruder und Märtyrer" aus Kempten im Allgäu. Unter ihnen auch Halit K. aus München. Dem Bayerischen Rundfunk liegen Bilder vor, die Erhan und Halit gemeinsam in Syrien zeigen sollen.

Immer wieder falsche Informationen

In Sicherheitskreisen geht man davon aus, dass die Information stimmen kann. In nahezu allen Fällen, bei denen Bilder gefallener Dschihadisten gezeigt wurden, seien die genannten Personen auch getötet worden, heißt es. Noch fehlt allerdings eine offizielle Bestätigung von Erhans Ableben. Es ist fraglich, ob es diese jemals geben wird.

"Den deutschen Sicherheitsbehörden liegen Hinweise zum Tod von etwa 140 in Richtung Syrien/Irak ausgereisten Personen vor. Eine behördliche Bestätigung über den Tod der Personen aus den betreffenden Staaten liegt grundsätzlich nicht vor", teilt eine Sprecherin des Bundeskriminalamts auf Anfrage mit.

Terrorexperten raten grundsätzlich zur Vorsicht. In der Vergangenheit wurden immer wieder Dschihadisten für tot erklärt. Am Ende stellte sich aber heraus, dass sie doch am Leben waren, zuletzt etwa der IS-Kämpfer Deso Dogg aus Berlin.   

"Terrorexport" aus Bayern

Rückblick: Aufgewachsen in Kempten war Erhan A. Teil der Allgäuer Salafisten-Szene. Polizei und Verfassungsschutz beobachteten ihn eineinhalb Jahre lang. Nach einem umstrittenen Interview mit dem SZ-Magazin wurde er im Oktober 2014 auf Betreiben des Bayerischen Innenministers Joachim Herrmann in die Türkei abgeschoben - ausgerechnet in jenes Land, das für seine durchlässigen Grenzen Richtung Syrien bekannt ist. Die Grünen sprachen damals von Terrorexport.

"Die Frage ist, ob man dem Salafisten nicht einen Gefallen tut, wenn man ihn vor die Haustür transportiert – und das auch noch mit Herrmanns Segen. Da braucht es sehr viel Kompetenz, wie man an diese jungen Leute rankommt. Wenn man sie nur abschiebt und ausgrenzt, verstärkt man nur die Radikalisierung."

Margarete Bause, Fraktionschefin der Grünen im Jahr 2014

Inzwischen betreibt der Freistaat ein sogenanntes Antisalafismusnetzwerk, versucht Radikalisierung zu verhindern oder mit Fällen wie Erhan in Kontakt zu treten. Abschiebung in die ursprünglichen Heimatländer gilt aber immer noch als ein mögliches Mittel, um islamistische Gefährder aus dem Land zu entfernen.

Erhan: "Habe alles für den Islam und Allah gemacht"

Innenminister Herrmann hatte die Abschiebung Erhans stets verteidigt. Die Entscheidung, sei richtig gewesen. Erhan habe seine eigene Familie mit Mord bedroht. Die Sicherheit der Menschen in Bayern sei ihm wichtiger, so Herrmann. Allerdings hatte der Innenminister im BR zuletzt eingeräumt: "Er ist insgesamt als zunehmend noch gefährlicher einzuschätzen, und deshalb ist er auch im Blick der Sicherheitsbehörden in Deutschland und auch außerhalb."

Von Syrien aus hatte Erhan seine Glaubensbrüder dazu aufgefordert, sich dem bewaffneten Kampf anzuschließen. Medienberichte, er würde im Kriegsgebiet ausschließlich humanitäre Hilfe leisten, wies Erhan auf BR-Anfrage zurück. Seine Mutter würde das behaupten. "Das war richtig erlogen", so Erhan.

"Sie hat mich als schwach und unschuldig dargestellt, jemand, der aus irgendwelchen persönlichen Gründen diese Interviews und Missionierungen bzw. Rekrutierungen gemacht hat. Dabei habe ich alles für den Islam und für Allah gemacht."

Erhan A. über seine Mutter

Tatsächlich hatte Erhans Familie versucht, seine Abschiebung vor Gericht rückgängig zu machen. Allerdings ohne Erfolg. Erhan ist bereits der zweite Dschihadist aus dem Allgäu, der in Syrien getötet wurde. Vor mehr als zwei Jahren kam der Konvertit David G. aus Kempten ums Leben. Der völlig normale Jugendliche hatte sich innerhalb von Monaten radikalisiert.







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Kommentieren

FKassekert, Montag, 15.August 2016, 16:22 Uhr

5. Mitleid

ruft es bei mir absolut nicht hervor! Die 77 Jungfrauen wird er auch nicht bekoim Paradies.
Der Gruenen kann man nur zurufen, wollte sie ihn die ganze Zeit in Deutschland mit Hartz IV versorgt sehen? Verschwendung von Steuergeldern, wenn man selbst dazu nichts einbringt! Toller Haufen diese Gruenen Weltbesserwisser. Integriert wurde er eben auch nicht, scheint was fehlgeschlagen zu sein. Ob;'s auch mit an deren Politik im Lande liegt?

dildoldi, Montag, 15.August 2016, 16:21 Uhr

4. Allgäuer Dschihadist....

Der Gläubige hat sein Paradies erreicht, der Staat Syrien hat einen Feind weniger, die deutschen Behörden müssen einen weniger beobachten Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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waldler, Montag, 15.August 2016, 16:17 Uhr

3. Tod des Allgäuers Erhan A.

Meine Anteilnahme geht gegen Null, bzw. befindet sich im hohen negativen Bereich.
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Schmidt , Montag, 15.August 2016, 16:15 Uhr

2. Syrien

An alle die gehen wollen, bitte geht und bleibt auch dort! Für immer! Ich habe jedenfalls keinerlei Mitleid mit solchen Typen. Er kann hier schon mal keine Verbrechen mehr begehen. Es war richtig ihn abzuschieben. Ich würde jene die nach Syrien wollen in ein Flugzeug setzen und dort dürfen sie dann für immer bleiben. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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Römpömpöm, Montag, 15.August 2016, 16:14 Uhr

1. Danke für die Info!

Mein Mitleid hält sich in Grenzen. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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