Verwandtenaffäre Die CDU ist "not amused"
Der Unmut in der CDU über die Beschäftigungsaffäre im Bayerischen Landtag war schon länger spürbar. Jetzt äußerte sich erstmals ein führender Christdemokrat. Parteivize Strobl wählte für seine Kritik an der CSU deutliche Worte.
Das Ganze habe "Geschmäckle", sagte Thomas Strobl der "Welt". Strobl, der zugleich CDU-Vorsitzender in Baden-Württemberg ist, brachte damit auf den Punkt, was führende Christdemokraten schon länger umtreibt: Die Sorge um eine Mehrheit für das schwarz-gelbe Regierungsbündnis bei der Bundestagswahl im Herbst. "Diese Debatte um die CSU ist nicht hilfreich für uns", so der CDU-Mann. Zwar lobte Strobl das Krisenmanagement von Parteichef Horst Seehofer, riet der CSU aber zugleich zu "Offenheit, Transparenz und konsequentem Handeln".
Kritik auch vom Rechnungshof
Mittlerweile hat sich auch der Bayerische Oberste Rechnungshof (ORH) in die Affäre eingeschaltet und eine Prüfung angekündigt. Dabei will der ORH will sowohl die geplante Verschärfung des Abgeordnetenrechts als auch den Umgang mit den sogenannten Altfällen genau prüfen.
"Da muss man fragen, wie soll es denn weitergehen, sollen Werkverträge ausgeschlossen werden, wie sinnvoll ist es, welche Regelungen brauche ich dazu und welche Grenzen muss ich da vielleicht einziehen."
ORH-Präsident Heinz Fischer-Heidlberger
In Bezug auf die Altfallregelung kündigte ORH-Präsident Heinz Fischer-Heidlberger an, nicht die einzelnen Abgeordneten zu überprüfen, sondern das zuständige Landtagsamt. Er räumte ein, dass die Altfallregelung, die sich die Landtagsabgeordneten zu Nutze machten, rechtlich nicht zu beanstanden sei. Es habe sich gezeigt, dass eine Reihe von Dingen im Nachweis zumindest kritisch zu hinterfragen seien. Seine Behörde wolle prüfen, "wie die Landtagsverwaltung diese Regeln vollzogen hat." Zur Dauer der Überprüfung konnte Fischer-Heidlberger keine Angaben machen.
Für Schmid wird es brenzlig
Für den zurückgetretenen CSU-Fraktionschef Georg Schmid könnte die Affäre um die Beschäftigung seiner Ehefrau möglicherweise ein juristisches Nachspiel haben. Nachdem der Landtag am Mittwoch erklärt hatte, keinen Einspruch einlegen zu wollen, steht einem Ermittlungsverfahren rein rechtlich jetzt nichts mehr im Weg. Ein Sprecher der für den Fall zuständigen Augsburger Staatsanwaltschaft wollte den Beginn der Ermittlungen jedoch noch nicht bestätigen. Die Ermittlungsbehörde werde sich erst nach Abschluss der Untersuchung äußern, sagte er. Hintergrund ist der Vorwurf, dass Schmid seine Frau möglicherweise jahrelang als Scheinselbstständige beschäftigt hat. Er hatte sie für Büroarbeiten wie eine Unternehmerin bezahlt und ihr bis zu 5500 Euro im Monat überwiesen.
Aufhebung der Immunität - wie geht das?
Über die Aufhebung der Immunität eines Abgeordneten entscheidet auf Antrag der Staatsanwaltschaft der Landtag, konkret: der Rechtsausschuss, der von Schindler und seiner Stellvertreterin Petra Guttenberger (CSU) geleitet wird, gemeinsam mit der Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Legt das Parlament nicht binnen 48 Stunden Widerspruch ein, kann die Staatsanwaltschaft mit ihren Ermittlungen beginnen. Die endgültige Entscheidung über die Aufhebung der Immunität fällt aber erst, wenn gegen Schmid ein Strafverfahren eingeleitet werden sollte. Bisher besteht nur der Verdacht auf Scheinselbständigkeit.
Seehofers Drei-Punkte-Plan
Horst Seehofer hatte zuletzt einen Drei-Punkte-Plan für Abgeordnete und Kabinettsmitglieder der CSU vorgestellt. Seehofer will zunächst Transparenz herstellen, ein Gesetz zum Verbot der Beschäftigung von Verwandten durch Abgeordnete im Landtag beschließen und schließlich öffentliche Mittel durch fünf Kabinettsangehörige zurückzahlen lassen. Dabei ermahnte der Regierungs-Chef die CSU-Kabinettsmitglieder, das Geld an die Staatskasse zu zahlen und nicht, wie von diesen erwogen, für soziale Zwecke zu spenden. "Wenn man die Debatte wirklich beenden will, sollte man besser an die Staatskasse zurückzahlen", so Seehofer. Rücktrittsforderungen von SPD-Spitzenkandidat Christian Ude an fünf Kabinettsmitglieder wies Seehofer zurück.
Die betroffenen Abgeordneten im Überblick
Landtagspräsidentin Stamm hatte die Namen der Abgeordneten, die auch nach der Gesetzesverschärfung im Jahr 2000 Ehepartner oder Kinder beschäftigt hatten, öffentlich gemacht. Insgesamt handelt es sich um 79 Abgeordnete, die seit 2000 Ehepartner oder Kinder beschäftigt hatten - mehrheitlich von der CSU, aber auch einige Sozialdemokraten und Grüne. Viele auf der Liste haben ihre Laufbahn im Landtag bereits beendet und bekleiden andere Ämter oder sind in den Ruhestand getreten. Unter den in der Liste aufgeführten Politikern finden sich auch prominente wie die ehemalige Bundesfamilienministerin Renate Schmid (SPD) oder der ehemalige Kultus- und Medienminister Siegfried Schneider (CSU). Dieser hatte den Vertrag mit Eintritt in das Kabinett beendet.
Zahlreiche Abgeordnete erklärten auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks, dass sie Verwandte beschäftigen oder beschäftigt haben.
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gerry, Dienstag, 07.Mai 2013, 15:19 Uhr
448. beschäftigungsaffäre
erschreckend an dieser ganzen angelegenheit ist ja nicht nur die selbstbedienungs-mentalität dieser herrschaften, sondern auch deren offensichtlich niedriges intelligenzniveau, wie das speziell der fall schmid beweist. welchen beschäftigungsstatus hatte eigentlich die schwester der frau merk? weiß man das?
SH, Dienstag, 07.Mai 2013, 13:24 Uhr
447.
Was ist nur los mit dem Gewissen unserer Volksvertreter. Sie handeln nicht mehr für das Volk, von welchem sie gewählt wurden, sondern nur noch für ihren persönlichen Vorteil.
Wird ein Mensch ein Jahr nach seinem Diebstahl entdeckt, so kann er den Diebstahl auch nicht durch Rückgabe des Diebesgutes heilen.
Wir dürfen bei der ganzen Diskussion zwei Dinge nicht vergessen: Es handelt sich nicht um eine Selbstanzeige, sondern um ein aufgedecktes Vergehen
Zweitens: Es handelt sich um Politiker, die eine Integrität vorleben müssen.
Wenn ich die Kommentare dieser Politiker lese, dann wird da nur von mangelndem Feingefühl gesprochen. Aber nein, es handelt sich nicht um Empfindsamkeiten der Bürger, sondern um ein eindeutiges Fehlverhalten der Politiker, welches geahndet werden muss.
Mit einem Rücktritt (bei voller staatlicher Pensionsvergütung wohlgemerkt!!!) kann und darf das nicht aus der Welt geschafft werden.
Ich kann ja auch nicht konsequent stehlen, mich dann entschuldigen, das Diebesgut Wohltätigen Zwecken zukommen lassen und dann meinen, dass alles aus der Welt ist.
Es wäre schön, wenn es wieder mehr um das Volk und weniger um persönliche Machtgier und Gewinnsucht bei den Herren der politischen Kaste geht. Zum Glück gibt es noch viele, die dem Volk dienen und nicht ihrem eigenen EGO.
SH
Zwiesel, Dienstag, 07.Mai 2013, 12:56 Uhr
446. Beschäftigungsaffäre Landtag
Seehofer sagt zu Udes Meinungsäußerung: "Ich weiß gar nicht, was der sich da einmischt. Er ist weder Parteivorsitzender noch Fraktionsvorsitzender, noch braucht ihn irgendjemand zur Lösung des Problems."
Egal was man von Ude oder seiner Äußerung inhaltlich hält, wir leben noch in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit. Ude kann seine Meinung als Bürger, aber auch als Politiker äußern. Wir sind noch nicht soweit, dass Seehofer vorgibt, wer wann was und wie sagen darf. Zumindest gilt das noch außerhalb der CSU. In der CSU mag das ja anders sein. Da schreibt Seehofer seinen Kabinettsmitgliedern ja vor, wie sie sich in der Angelegenheit zu verhalten haben, damit sie seine Wahl nicht gefährden. Ich bin in keiner Partei, geschweige denn Fraktionsvorsitzender, werde mich aber trotzdem äußern. Und interessieren tut es Seehofer, was das Volk sagt, sonst würde er nicht wie ein angeschossenes Raubtier reagieren. Seehofer heizt die Affäre, für die er sich nicht aus der Verantwortung stehlen kann, mit seinem Verhalten noch zusätzlich an.
paul, Dienstag, 07.Mai 2013, 12:18 Uhr
445. beschäftigungsaffäre
Seltsam ist nur das so etwas immer nur vor Wahlen aufgedckt wird.
Für mich haben alle Abgeordneten Dreck am Stecken.Egal von welcher Partei.
So ist in Wirtschaft wie auch in Politik-
Anton, Dienstag, 07.Mai 2013, 09:26 Uhr
444. da kann man nichts mehr zu sagen...
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Saatsdiener
Staatsangestellte
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Ich kenne eine Zeit in der ein Soldat wegen eines Brötchen, ja genau...hier geht es um den Wert eines Brötchen, unehrenhaft aus dem Dienst der Bundeswehr entlassen wurde.
1 Brötchen im Cent-Bereich und schon ist ein knallharter Strich durch das Leben gezogen!!!
....
Gleiche Gesetzte und Regeln für alle Staatsangestellten und somit kann es nur eine logische Option für die ganzen Betrüger am deutschen Volke geben...
Sie müssen weg und gebrandmarkt werden!!!