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Prof. Dr. Dr. med. habil. Dr. phil. Dr. theol. h.c Eckhard Nagel, Gesundheitswissenschaftler Wie gerecht ist unsere Gesundheitsversorgung?

Studien zeigen, dass der wirtschaftliche Status maßgeblich über die Lebenserwartung und auch über den Zugang zu Gesundheitsbehandlungen entscheidet. Professor Eckhard Nagel stellt deshalb die Frage: Wie gerecht ist unser Gesundheitswesen?

Stand: 13.10.2021

Gesundheit ist ein ganz besonderes Gut, das der Einzelne nur bedingt selbst erhalten kann. Deshalb werfen der Erhalt der Gesundheit und die Behandlung von Krankheit innerhalb einer Gesellschaft Fragen der Gerechtigkeit auf. Denn die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe entscheidet heute maßgeblich über die Lebenserwartung. Armut macht krank und das Leben kürzer.

Die Frage nach Gerechtigkeit im Gesundheitswesen ist auch zu stellen, wenn es um die starke Fokussierung auf die wirtschaftlichen Aspekte geht. Konzerne dürfen mit der Krankheit von Menschen nicht beliebig viel Geld verdienen. Dies bedeutet aber nicht, dass Ökonomie und Medizin unvereinbar wären. Denn das Gesundheitswesen profitiert nachhaltig von der Betrachtung finanzieller Rahmenbedingungen – durch vernunftbezogene Optimierungen. Rationalisierungen müssen dabei wie Investitionen darauf ausgerichtet sein, die wachsenden Möglichkeiten der Medizin im Versorgungsalltag adäquat abzubilden. Die zentrale Herausforderung besteht im gleichen Zugang zum medizinischen Fortschritt für alle.

Der Kurzvortrag geht auf die genannten Aspekte differenziert ein. Er rekurriert dabei auf Forschungsergebnisse und -projekte, die auf Fragen der adäquaten und gerechten Gesundheitsversorgung fokussieren. Exemplarisch sei auf die interdisziplinäre DFG-Forschergruppe „Priorisierung in der Medizin“ und auf Analysen der medizinischen Versorgung geflüchteter Menschen verwiesen.

Vita

Wissenschaftliche Ausbildung
Nach dem Studium der Humanmedizin, Geschichte und Philosophie in Hannover, den USA, Großbritannien und Frankreich erfolgte 1987 die Promotion zum Dr. med. im Bereich entzündlicher Darmerkrankungen, 1995 die Promotion zum Dr. phil. mit einer Dissertation zu „Freuds Psychoanalyse und die Philosophie“, 1997 die Habilitation im Bereich der Transplantationschirurgie und 2010 die Verleihung der Ehrendoktorwürde des Doktors der Theologie an der Philipps-Universität Marburg/Lahn.

Berufliche Tätigkeiten
Nach Abschluss der Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie an der Klinik für Abdominal- und Transplantationschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover bei Prof. Dr. R. Pichlmayr 1995 folgte dort die Tätigkeit als Oberarzt bis zum Jahr 2000. Von 2001 bis 2010 Wechsel als Leiter des Transplantationszentrums zum Klinikum Augsburg und Übernahme der Position des Chefarztes im Bereichs Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie. Aufbau des dortigen Chirurgischen Zentrums. Von 2010 bis 2015 Übernahme der Position des Ärztlichen Direktors und Vorstandsvorsitzenden des Universitätsklinikums Essen.  

Die heutige Tätigkeit als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth geht auf die Annahme des Rufes auf eine C4-Professur (Ordinariat) 2001 zurück (beurlaubt von 2010-2015). Diese ist kombiniert mit der gesamtärztlichen Leitung (Primarius) der Sonderkrankenanstalt „Rehabilitation für Kinder und Jugendliche nach Organtransplantation“ in Lienz, Tirol.

Seit 2017 nimmt zudem die Errichtung einer neuen Fakultät Food, Nutrition and Health, Life Science Campus Kulmbach an der Universität Bayreuth als Gründungsmitglied und die Realisierung des MedizinCampus Oberfranken mit Einrichtung des Humanmedizin-Studiums in Kooperation mit der Universität Erlangen-Nürnberg als Vorsitzender der Geschäftsstelle einen besonderen Raum ein.


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