ARD alpha - Campus


15

Prof. Dr. Fabian J. Theis, Mathematiker und Physiker Wie Algorithmen und Big Data helfen, Krankheiten zu heilen

Rechnerbasierte Biologie ermöglicht die Analyse hochkomplexer Datensätze in der biologischen und biomedizinischen Forschung, erkärt Fabian Theis, er leitet den Lehrstuhl „Mathematische Modellierung biologischer Systeme“ an der TU München.

Von: Andrea Roth

Stand: 07.07.2023

Ein hochinteressantes Forschungsspektrum entwickelt sich in den letzten Jahren im Bereich der sogenannten Einzelzell-Analysen. Dabei werden im Gegensatz zu konventionellen zellanalytischen Methoden, bei denen immer ein „Durchschnittswert“ aus einer Zellansammlung gemessen wird, einzelne Zellen betrachtet und durch Algorithmen bzw. rechnerbasierte Methoden analysiert. Diese Methodik eröffnet bahnbrechende Möglichkeiten sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der biomedizinischen Forschung bei Volkskrankheiten wie Diabetes, Alzheimer und Krebs. Eine wichtige Rolle spielen Einzelzell-Analysen bei einem neuen weltweiten Großprojekt: dem „Human Cell Atlas“. Ziel ist es, jeden einzelnen Zelltyp im menschlichen Körper zu identifizieren und zu analysieren, um dadurch z.B. Krankheitsverläufe besser zu verstehen und die Grundlagen der Zellbiologie gänzlich aufzuklären.

Fabian J. Theis (Jahrgang 1976) studierte Mathematik und Physik und promovierte in Biophysik (2002) und Informatik (2003). Er war Postdoc in Regensburg, Tokyo und Tallahassee, und Bernstein Fellow am Max Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. 2008 habilitierte er. Von 2007 bis 2013 leitete er die Arbeitsgruppe „Computational Modeling in Biology“ am Helmholtz Zentrum München und war „Associate Professor“ an der Mathematischen Fakultät der Technischen Universität München. 2013 übernahm er die Leitung des „Institute of Computational Biology“ am Helmholtz Zentrum München und leitet seitdem den Lehrstuhl „Mathematische Modellierung biologischer Systeme“ an der TU München. Seine Forschung wurde durch zahlreiche Auszeichnungen gewürdigt, unter anderem mit dem Heinz Meier Leibnitz Preis (2006), später einem ERC starting grant sowie erst 2021 mit dem „Erwin-Schrödinger-Preis“ des Stiftungsverbandes und der Helmholtz-Gemeinschaft. 


15