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Campus Doku Brandgefährlich: Unsere Papierverschwendung!

Die Deutschen stehen im Pro-Kopf-Verbrauch bei Papier an vierter Stelle, Tendenz steigend. In papierproduzierenden Ländern wie Portugal führt der Papierkonsum zu Trockenheit mit katastrophalen Folgen, wie zum Beispiel Waldbrände.

Von: Steffi Illinger

Stand: 20.07.2022

Verpackungen, Büropapiere, Pappbecher – die Papierberge wachsen hierzulande ständig, trotz zunehmender Digitalisierung.

Weil Papier aus einem nachwachsenden und problemlos verrottenden Rohstoff hergestellt wird, herrscht anders als beim Plastikmüll beim deutschen Verbraucher wenig Problembewusstsein dafür, welche globalen Folgen dieser Papierhunger für Wälder und Artenvielfalt hervorruft. Denn deutsche Wälder sind es in der Regel nicht, die den steigenden Bedarf decken müssen.

Jeder fünfte Baum, der weltweit gefällt wird, geht mittlerweile in die Papierproduktion -  mit Auswirkungen für Mensch und Natur nicht nur in Lateinamerika und Asien, sondern zum Beispiel auch im EU-Mitgliedsland Portugal. Die Bilder der verheerenden Waldbrände mit 64 Toten in diesem Sommer haben auch hierzulande aufgeschreckt. Die Ursache dahinter ist weniger bekannt: der forcierte und mit EU-Mittel geförderte Eukalyptusanbau, Monokulturen, die den Rohstoff für die Papier-und Zelluloseproduktion liefern.

Seit Jahren warnt der portugiesische Waldexperte und Umweltschützer Domingos Patacho, dass der flächendeckende und gesetzlich ungebremste Ausbau zur Katastrophe führen kann. Er begleitet das Kamera-Team ins Inferno erneut ausbrechender Waldbrände, spricht mit betroffenen Dorfbewohnern und dokumentiert die Brandverläufe.

Doch in Portugal steht nicht nur die größte Papiermaschine Europas, Papiere aus Portugal finden auch in Deutschland ihre Abnehmer. Sie sind meist umweltzertifiziert und gehandelt mit FSC-Siegel und stiften damit  beim umweltbewussten Verbraucher Verwirrung. Zu welchem Papier darf man greifen, wenn selbst Umweltverbände einerseits das FSC-Siegel fördern, dieses andererseits bei der Papierproduktion mehr als fragwürdig ist?

Und wie ließe sich der Papierhunger hierzulande überhaupt drosseln? Im Kampf um ständig wachsende Papierberge sind vor allem Behörden und Unternehmen gefragt. Initiativen gibt es durchaus, die zumindest blütenweiße Papiere durch recycelte Alternativen ersetzen wollen. Die Stadt Erlangen ist gerade wieder ausgezeichnet worden, als eine der recyclingpapierfreundlichsten Städte Deutschlands, zum vierten Mal in Folge – hier schreibt sogar der Oberbürgermeister auf Recyclingpapier.

Politische Konsquenzen in Portugal

Im Sommer 2017, vier Wochen nach den verheerenden Waldbränden bei Pedrógão Grande in Zentralportugal, hat das portugiesische Parlament beschlossen die Anbaufläche für Eurkalyptus im Land zu verringern. Inzwischen müssen Bauern, die Eukalyptus neu anbauen wollen, eine staatliche Genehmigung einholen. Zudem wurde die Austattung der Feuerwehren auf den Prüfstand gestellt.


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