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Roboter allein Zuhause Digitale Lockdown-Lehre im Technik-Labor der Hochschule München

Professorin Ruth Otto hat mit dem Frühjahrs-Lockdown an den Unis ihren Job als Dozentin an der Hochschule München angetreten. „Produktion und Automatisierung“ sollen ihre Studierenden lernen. Aber das Robotik-Labor ist zu. Digitale Lehre in einem technischen Fach – wie geht das?

Von: Gunnar Mergner

Stand: 14.12.2020

Im Sommersemester sucht die Robotik-Expertin die richtige Balance für die digitale Lehre. Wie sieht eine gute Online-Vorlesung aus? Wie ermuntert man die Studenten zu mehr Beteiligung? Und vor allem: Wie kann man ihnen Praxis ermöglichen, wenn das Betreten der Hochschule nicht erlaubt ist?

Verwaistes, benutztes Geschirr steht noch auf einem Tisch. Die Erdgeschoss-Cafeteria der Hochschule München an der Lothstraße sieht dadurch aus, als wäre sie hastig verlassen worden. In gewisser Weise stimmt das ja auch. Der universitäre Lockdown, die Schließung aller Gebäude, das Ende aller Präsenzveranstaltungen wegen der Corona-Pandemie, kam vor dem Sommersemester doch recht plötzlich. Binnen weniger Wochen musste deutschlandweit die Hochschullehre auf Online-Unterricht umgestellt werden. Ohne extra Schulungen für die Lehrenden, ohne bewährte Konzepte, auf die zurückzugreifen wäre. Manchmal sogar ohne die dafür nötige technische Ausstattung. In manchen Studiengängen ist das einfacher zu stemmen als in anderen. Gerade die technischen Fächer mit vergleichsweise hohen Praxisanteilen standen in dieser Situation vor besonders hohen Herausforderungen.  

Die Messtechnik-Übung: Rumprobieren dank Ausnahmegenehmigung

Dass er gerade in der Hochschule sein darf, ist einer Praxis-Übung zu verdanken. Die Drittsemester des Studiengangs "Produktion und Automatisierung" dürfen unter Auflagen im Robotiklabor mit moderner Messtechnik hantieren. Ein Lehrinhalt, der sich digital nur schwerlich adäquat ersetzen ließe. Aus Gründen des Infektionsschutzes werden die mehr als 60 Studenten nicht auf einmal, sondern in 12er-Gruppen für jeweils einen Tag in die Hochschule gelassen. Für Labortechniker Johannes Tancu bedeutet das: Der gleiche Kurs muss fünfmal gehalten werden, statt einmal, wie früher.

"Ich lerne mehr, wenn ich es selber gemacht habe. Wenn ich gesehen habe, wie es funktioniert und ausprobiert habe. Wenn man mir das am Bildschirm erklärt, dann geht’s nicht so leicht in die Birne rein."

Felix Hülsmann, Studiengang 'Produktion und Automatisierung', Hochschule München

Der Student, das unbekannte Wesen

Professorin Ruth Otto hat sich ebenfalls unter die Studenten gemischt. Die Robotik-Expertin ist aus der Wirtschaft erst im März 2020 auf die Stelle an die Hochschule gewechselt. Sozusagen zeitgleich mit dem Lockdown. Echte Studenten sieht sie heute, nach zehn Monaten an der Uni, erstmals in Präsenz. Ihr Start als Dozentin: Online-Vorlesungen, die auf die Lernplattform gestellt werden und von den Studenten dann flexibel besucht werden können. Anfangs mussten sich alle Beteiligten erst einmal daran gewöhnen, sagt Ruth Otto.

"Ich habe dann auch oft zu den Studenten gesagt: Ich würde mich total freuen, wenn einer mal was sagt oder winkt oder so. Und das haben die dann auch wirklich irgendwann gemacht. Das fand ich sehr positiv. Am Anfang war es wirklich nur ein Verabschieden. Irgendwann kamen immer mehr Fragen."

Prof. Dr. Ruth Otto, Robotik-Expertin, Hochschule München

Für die Studenten wiederum ist die flexible Vorlesung ohne Präsenz neu.

"Ich habe 'hauptsächlich auch die Live-Online-Lehre' genutzt, weil ich mir diese Videos nicht so gerne anschaue. Weil man dann in dieses 'Ach, ich mach‘s morgen, ich verschiebs einfach'-Verhalten reinkommt. Und live war immer dieser Kontakt zum Professor sehr wichtig und hat auch sehr gutgetan."

Markus Zimmerer, Studiengang 'Produktion und Automatisierung', Hochschule München


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