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Prof. Dr. Corinna Reinhardt, Archäologin Was griechische Vasen über das Leben der Menschen in der Antike verraten

Archäologin Prof. Dr. Corinna Reinhardt erklärt, wie computergestützte Methoden helfen, antike Sichtweisen besser zu verstehen, nicht nur, weil man mit ihnen eine große Anzahl an Bildern analysieren kann, sondern auch weil sie grundlegende Fragen nach der menschlichen Wahrnehmung aufwerfen.

Stand: 19.10.2020

Bilder sind nicht nur in unserer heutigen Lebenswelt kaum wegzudenken, sondern waren es auch nicht im antiken Griechenland. Diese sind heute zum Beispiel noch auf bemalten Keramikgefäßen erhalten, wie sie in zahlreichen Museen ausgestellt sind. Diese Verwendung aber ist weit von ihren antiken Funktionsweisen entfernt. So betrachtete man die Bilder der attischen Luxuskeramik etwa beim Gelage der Männer, in den Wohnräumen der Frauen oder am Grab. Dabei regten sie zum Gespräch und zum Nachdenken an.

Aus diesem Bereich der griechischen Antike fehlen uns also nicht unbedingt die Bilder für ein Bild von der Antike, sondern all das, was einem Bild damals seine Bedeutung verlieh: sein Kontext und die Menschen. Blickt man aber auf den kreativen Prozess der Herstellung der unterschiedlichen Bilder, eröffnet sich dennoch ein einzigartiger Einblick in die Sichtweise der antiken Menschen. Anhand einer Szene aus dem trojanischen Mythos lässt sich daher beispielsweise einiges über die Vorstellungen vom menschlichen Miteinander in Athen im 5. vorchristlichen Jahrhundert erschließen – ob dies aber der antiken Realität entsprach, ist dabei eine ganz andere Frage.

Heutzutage können uns computergestützte Methoden helfen, antike Sichtweisen besser zu verstehen, nicht nur, weil man mit ihnen eine große Anzahl an Bildern analysieren kann, sondern auch weil sie grundlegende Fragen nach der menschlichen Wahrnehmung aufwerfen.

Corinna Reinhardt ist seit 2017 Juniorprofessorin für Klassische Archäologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Geboren 1986 in Augsburg, studierte sie an der Ludwig-Maximilians-Universität München Klassische Archäologie mit den Nebenfächern Alte Geschichte und Rechtswissenschaften (Medienrecht) und verbrachte ein Semester an der Universität „La Sapienza“ in Rom. Promoviert wurde sie 2015 nach einem längeren wissenschaftlichen Aufenthalt an der Humboldt-Universität zu Berlin an der LMU München mit einer Arbeit über Figuren auf Dächern griechischer Sakralbauten.

Nach verschiedenen Stationen an den Universitäten München, Leipzig und Heidelberg forscht und lehrt sie nun im Bereich der griechischen Archäologie an der FAU Erlangen-Nürnberg. Ihre aktuellen Forschungsschwerpunkte sind Bilder in der Antike (besonders im Bereich griechischer Skulptur und Vasenmalerei) sowie die Rezeption der Antike im 19. Jahrhundert.

In einem aktuellen interdisziplinären Forschungsprojekt, das von der Emerging Fields Initiative der FAU gefördert wird, geht sie zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Kunstgeschichte, der Christlichen Archäologie und den Informatischen Wissenschaften zudem intensiv der Frage nach, wie digitale Methoden für die Bildanalyse eingesetzt werden können und inwiefern die Interaktion zwischen Maschine und Wissenschaftlerin dem Bildverstehen helfen kann.

Video der FAU Erlangen-Nürnberg mit Prof. Dr. Corinna Reinhardt

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Der Mythos auf der Vase - Prof. Corinna Reinhardt | Bild: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (via YouTube)

Der Mythos auf der Vase - Prof. Corinna Reinhardt


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