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alpha-thema: Wasserextreme Vor uns die Sintflut Klimaflüchtlinge in Bangladesch

Das Dorf Dorirampur auf der größten Insel Bangladeschs, auf Bhola, wurde bereits dem gewaltigen Fluss Meghna überlassen. Die Menschen bleiben schutzlos und fliehen in die Städte.
| Bild: BR/SWR

Mittwoch, 24.06.2020
20:15 bis 21:00 Uhr

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ARD alpha
2018

Eine Reise in die Zukunft unseres Planeten, nach Bangladesch, wo die Menschen am meisten unter dem Klimawandel leiden. Zum Beispiel am Fluss Meghna, der inzwischen an manchen Stellen neun Kilometer breit ist. Dessen Wassermassen zehnmal schneller fließen als der Rhein. Wie lebt es sich an so einem Monstrum? "Wir reißen das Haus ab, das ich als Braut betreten habe, in dem ich meine vier Kinder auf die Welt gebracht habe. Das bricht mir das Herz." Momtaj Begum muss hilflos zusehen, wie Arbeiter ihr Haus zerlegen. Sie und ihr Sohn retten, was geht, bevor der Fluss Meghna alles mit sich reißt. In Harirampur, ihrem Dorf, sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld, der Boden hat tiefe Furchen, der Fluss frisst sich von unten nach oben durch und zieht den Menschen buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. "Ohne mein Haus bin ich auf die Gnade anderer angewiesen." Momtaj Begum weiß, dass sie und ihre achtköpfige Familie zu Klimaflüchtlingen geworden sind. Ganze Dörfer müssen dem Fluss weichen.

Durch den Anstieg der Fluss- und Meeresspiegel wird Bangladesch in den nächsten dreißig Jahren 17-20 Prozent seiner Landmasse verlieren, sagen Experten voraus. Das bedeutet, dass 25-30 Millionen Menschen umgesiedelt werden müssen. Das wäre die größte Zahl an Klimaflüchtlingen der Welt in einem einzigen Land. In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka kommen täglich zweitausend an. Die Stadt steht mit zwanzig Millionen Einwohnern und ohne entsprechende Infrastrukturen kurz vor dem Kollaps. Hier erleben die Klimaflüchtlinge erneut Vertreibung, diesmal durch den Staat. Ihre Baracken werden unter Einsatz von Polizeigewalt von Baggern zerstört. Für Klimaforscher ist Bangladesch erst der Anfang. Jedes Land der Welt wird von den Auswirkungen des Klimawandels und dem steigenden Meeresspiegel früher oder später betroffen sein.

Redaktion: Gábor Toldy