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Rabenbalz im Ammergebirge Liebelei in luftiger Höhe

Milde Temperaturen sorgten in den vergangenen Tagen immer mal wieder für Frühlingsgefühle. Nicht nur bei den Menschen: Mit ein bisschen Glück kann man Ende Februar auch die spektakulären Balzflüge der Raben beobachten.

Stand: 20.02.2016 | Archiv

Ein besonderes Schauspiel

Die tiefschwarzblau gefiederten Kolkraben, nicht zu verwechseln mit Rabenkrähen, können eine Flügelspannweite von bis zu 1,20 Meter erreichen. Ende Februar, lange vor den Artgenossen und meistens noch während der Winter anhält, beginnt der größte Singvogel unserer Heimat mit der Balz.

Auf der Suche nach den Raben

Michael Schödl vom Landesbund für Vogelschutz.

Mit den beiden Vogelkundlern Michael Schödl und Philipp Aufderheide sind wir auf der Pirsch zu einem Rabenhorst, der in alten Landkarten seit dem Jahr 1850 verzeichnet ist. Er befindet sich in der Faukenschlucht am Wank über Garmisch-Partenkirchen. Zuerst bekommen wir nur eine Schulklasse vor die Linse. Dann aber, typisch für die Kolkraben, sind sie plötzlich da. Und bieten uns für einige Stunden ein einmaliges Schauspiel. In weiten synchronen Flügen beginnen sie ihre Balz und wiederholen damit ihr einmaliges Ritual, mit dem sie jedes Jahr im Februar zum Höhepunkt in ihrem Lebenszyklus starten.

Im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet

Ein Kolkrabe.

Der Rabe, einst Göttervogel der Germanen, dann mittelalterliche Umweltpolizei, wurde im 19. Jahrhundert nahezu ausgerottet - als vermeintlicher Konkurrent des Menschen, der, so hieß es, Jungtiere und Geflügel stiehlt. Nur in den unerschlossenen Alpentälern hat der Rabe überlebt und erst seit den 1980er Jahren kommt er wieder nördlich der Donau vor. Vor allem junge Kolkraben leben auch in Kolonien nahe der Zivilisation zusammen, häufig werden sie mit den wesentlich kleineren Rabenkrähen oder Saatkrähen verwechselt.

Aufwändige Balzflüge

Mit drei Jahren werden die Raben geschlechtsreif und dann suchen sie sich mit aufwändigen Balzflügen ihren Partner mit dem sie bis zum Tod zusammenbleiben. Auf 1.200 Paare wird ihre Population heute in Bayern geschätzt, das sind ungefähr zehn Prozent der Raben in Deutschland. Für ihren Horst suchen sie sich abgelegene und sichere Plätze, dort, wo sie ihren wilden Lebensraum haben, am liebsten in einer Felswand. Ihr Revier ist 10 – 50 Quadratkilometer groß, im gesamten Ammergebirge gibt es 30 Rabenpaare, im angrenzenden Estergebirge nur zehn.

Beobachtungs- und Wandertipp:

Das Kolkrabenpaar am Fauken lässt sich von der nahen Gamshütte aus ziemlich gut beobachten. Vom Ortsteil Partenkirchen führen Wanderwege am Wank in gut einer Stunde Gehzeit zur bewirtschafteten Hütte. Da sie die Nähe der Wanderer gewöhnt sind, lassen sich die Raben von der Anwesenheit der Beobachter meistens nicht stören. Da ihr Revier aber sehr groß ist, kommt es auch vor, dass sie stundenlang ausgeflogen sind.


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