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Schatzsuche auf dem Dachboden Genisa-Forschung

In Veitshöchheim gibt es ein ganz besonderes Forschungsprojekt, das sich mit der jüdischen Geschichte Unterfrankens beschäftigt. Zwei Wissenschaftlerinnen gehen dafür ungewöhnliche Wege: Sie durchforsten Dachböden von ehemaligen Synagogen.

Stand: 03.03.2015 | Archiv

Auf der Suche nach der jüdischen Geschichte Unterfrankens

Martina Edelmann und Beate Weinhold vom Jüdischen Kulturmuseum Veitshöchheim hoffen, mit ihrem Projekt alte Gebetbücher und liturgische Gegenstände der Jüdischen Gemeinden zu finden. Für die beiden Forscherinnen sind es wichtige historische Dokumente, die etwas über das Leben der unterfränkischen Juden im 17. und 18. Jahrhundert erzählen.

In diesem Hohlraum befand sich ein Kulturschatz

Im Judentum dürfen Texte, auf denen der Namen Gottes zu lesen ist, nicht einfach weggeschmissen werden. So wurde es bis ins 20. Jahrhundert auch in den vielen Gemeinden Unterfrankens gehandhabt. Wenn religiöse Schriften nicht mehr in Gebrauch waren, wurden sie deshalb in den Dachböden der Synagogen aufbewahrt. „Genisa“ heißt der Fachbegriff für Orte, in denen die alten Gebetsbücher abgelegt worden sind. Oft handelt es sich dabei um vermauerte Hohlräume.

Rabbiner Jakov Ebert betreut die jüdische Gemeinde in Würzburg

Rabbiner Jakov Ebert betreut die jüdische Gemeinde in Würzburg und Unterfranken. Auch er bestattet die verbrauchten liturgischen Schriften und Gegenstände. Auf dem Israelitischen Friedhof in Würzburg gibt es ein eigenes Grab als Aufbewahrungsort.

Martina Edelmann und Beate Weinhold versuchen, diese alten religiösen Schriftstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu bergen. Sie lagern noch auf den Dachböden der ehemaligen Synagogen, die zur Zeit des Nationalsozialismus zerstört worden sind.

So wie das ehemalige jüdische Gotteshaus, das sich in einer kleinen Stadt in der Nähe von Würzburg befindet. Es wurde in ein Wohnhaus gewandelt. Auf dem Dachboden entdecken die beiden Historikerinnen einen echten Kulturschatz. In der Genisa ist eine hebräische Bibel, ein Frauengebetbuch, ein Gebetsmantel für einen Buben, sowie ein Prospekt für koscheres Essen aus dem Jahr 1901 gelagert.

Wertvolle Funde, die jetzt inventarisiert werden

Es sind wertvolle Dokumente, die ein wenig Licht in das Alltagsleben der jüdischen Bevölkerung Unterfrankens bringen. Einige der Texte stammen aus hebräischen Druckereien, die in Mittelfranken angesiedelt waren. Martina Edelmann und Beate Weinhold werden nun die Funde inventarisieren und sie Wissenschaftlern für Forschungszwecke zur Verfügung stellen.


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