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Zahnmedizin Alarmsignal Zahnfleischbluten

Viele nehmen die rot gefärbte Spucke beim Zähneputzen oder den blutigen Abdruck beim Biss in einen Apfel nicht ernst. Das sollten sie aber, denn Zahnfleischbluten ist immer ein Alarmzeichen und kann ein Hinweis für eine bestehende Parodontitis sein. Zahnarzt Dr. Dietmar Hellebrand weist auf die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Zahnfleischbluten hin und erklärt, wie Sie Zahnfleischbluten selbst vorbeugen können.

Stand: 22.04.2022

Eine Frau hält in einem Bad ihre Zahnbürste vor dem Zähneputzen unter den Wasserhahn. | Bild: BR/Fabian Stoffers

Zahnfleischbluten sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da es ein Alarmsignal ist. Es können unterschiedliche Ursachen dahinterstecken.

Ursachen von Zahnfleischbluten

Zahnfleischentzündung:

Gesundes Zahnfleisch blutet nicht. Es ist hellrosa, fest und liegt eng an den Zähnen an, so dass die vielen Bakterien der Mundflora nicht in den kleinen Spalt zwischen Zahn und Zahnfleisch (Sulkus) eindringen können. Ist das Zahnfleisch entzündet, blutet es.
Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) entsteht in der Regel durch mangelnde Zahnhygiene. Durch unzureichendes oder falsches Zähneputzen kann sich Plaque (bakterieller Zahnbelag) an den Zähnen, in den Zahnzwischenräumen und an dem kleinen Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn festsetzen. Als Abwehrreaktion auf diese übermäßige Bakterienbesiedlung reagiert das Zahnfleisch mit einer Entzündung.
Es kann aber auch Hinweis auf schlechtsitzenden Zahnersatz (Kronen, Brücken) oder eine überkontourierte Füllung sein. Dann ist der Randbereich ein Störfaktor und Fremdreiz, der für eine entsprechende Entzündungsreaktion sorgen kann.
Betroffene leiden neben dem Zahnfleischbluten an gerötetem, schmerzendem Zahnfleisch, häufig begleitet von Mundgeruch.

Parodontitis:

Wird die Zahnfleischentzündung nicht behandelt, können die Bakterien mit der Zeit in die Zahnfleischtaschen eindringen und die Entzündung kann auf den gesamten Zahnhalteapparat übergehen. Man spricht dann von Parodontitis, die im fortgeschrittenen Stadium zu Zahnfleischschwund, Knochenabbau und damit zur Lockerung und zum Verlust der Zähne führen kann. Außerdem können die Bakterien durch das Blut in den gesamten Körper gelangen und dort andere Krankheiten begünstigen. Parodontitis erhöht beispielsweise das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, rheumatische Erkrankungen und Frühgeburten.

Deswegen muss Parodontitis unbedingt behandelt werden. Je früher, desto besser.

Tipp:

Die Krankenkassen bezahlen alle zwei Jahre einen Test zur Parodontitis-Früherkennung (PSI-Test).

Zahnfleischbluten als Symptom einer Krankheit

Zahnfleischbluten kann aber auch das Symptom einer Krankheit sein, beispielsweise:

  • Diabetes
  • Pilzinfektionen im Mund
  • Leukämie
  • Virusinfektionen (Herpes, Epstein-Barr- oder Zytomegalievirus)
  • Blutgerinnungsstörungen

Risikofaktoren, die die Entstehung einer Zahnfleischentzündung begünstigen

  • Rauchen
  • Stress
  • Mangelernährung (Vitamin C- oder Eiweiß-Mangel)
  • Zahnspangen, Füllungen oder Prothesen, welche die Ablagerung von Plaque begünstigen
  • Medikamente wie Blutdrucksenker, Antiepileptika, Immunsupressiva oder hormonelle Verhütungsmittel (beispielsweise Pille)
  • Hormonumstellung in der Schwangerschaft (Schwangerschaftsgingivitis) oder in der Pubertät (Pubertätsgingivitis)
  • Veranlagung
  • schlecht sitzende Kronen- und Füllungsränder

Wann sollten Sie zum Arzt?

Wenn gelegentlich leichtes Zahnfleischbluten auftritt, kann dahinter eine Zahnfleischentzündung aufgrund mangelnder beziehungsweise falscher Zahnhygiene stecken. Versuchen Sie, die Zähne und besonders die Zahnzwischenräume gründlicher zu reinigen. Dann sollten die Zahnfleischentzündung und das damit verbundene Zahnfleischbluten spätestens nach einer Woche verschwunden sein. Ist das nicht der Fall, sollten Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen.

Ihren Zahnarzt sollten Sie bei folgenden Beschwerden konsultieren

  • Wenn Sie besonders starkes oder langanhaltendes Zahnfleischbluten haben
  • Wenn Ihr Zahnfleisch stark geschwollen und/oder gerötet ist oder stark schmerzt
  • Wenn Sie einen gelben Belag auf dem Zahnfleisch, Mundgeruch und Fieber haben

Behandlungsmöglichkeiten von Zahnfleischbluten

Ist eine oberflächliche Zahnfleischentzündung die Ursache für das Zahnfleischbluten, genügt in der Regel eine gute Mundhygiene, damit diese heilt. Dazu zählt:

  • Gründlich Zähneputzen, auch wenn es blutet, vor allem an den Übergängen zwischen Zahn und Zahnfleisch. Vermeiden Sie jedoch zu festes Aufdrücken, denn wenn Sie zu kräftig putzen, können Sie ihr Zahnfleisch ebenfalls schädigen. Am besten geeignet ist eine weiche oder mittelharte elektrische Zahnbürste.
  • Zunge mit einem speziellen Zungenreiniger reinigen, da sich auch dort viele Bakterien befinden.
  • Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigen. Patienten mit Zahnersatz sollten Zahnzwischenraumbürsten (spezielle Prothesenbürsten, die auf allen Seiten Borsten haben) verwenden, damit sie an alle Stellen gut hinkommen.
  • Mit antibakteriellen Mundspülungen oder Salbeitee spülen.
  • Rauchen aufhören.
  • Nachbesserung der Füllungsränder oder Austausch der betroffenen Kronen/Brückenversorgung

Binnen einer Woche sollten die Symptome verschwunden sein.

Wenn Parodontitis rechtzeitig erkannt wird, stehen die Chancen gut, dass die Krankheit gestoppt wird. In einem frühen Stadium genügen oft schon eine professionelle Zahnreinigung und die Optimierung der Mundhygiene.
Ist die Parodontitis bereits weiter fortgeschritten, müssen zudem die Zahnfleischtaschen gereinigt werden.
Wenn die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten ist, kann durch einen kleinen chirurgischen Eingriff das Ergebnis verbessert werden. Zuweilen kommen auch Antibiotika zum Einsatz, um die Bakterien abzutöten.

Vorbeugung von Zahnfleischbluten

Die beste Vorbeugung gegen Zahnfleischbluten und Zahnfleischentzündung ist eine regelmäßige und gründliche Mund- und Zahnhygiene:

  • Putzen Sie morgens und abends nach dem Essen gründlich die Zähne. Reinigen Sie auch den Übergang zum Zahnfleisch.
  • Verwenden Sie eine weiche oder mittelharte elektrische Zahnbürste mit einem kurzen Bürstenkopf, den Sie spätestens alle acht Wochen wechseln.
  • Reinigen Sie die Zahnzwischenräume mit Zahnseide, denn gerade dort siedeln sich gerne Bakterien an.
  • Patienten mit Zahnersatz sollten Zahnzwischenraumbürsten verwenden.
  • Zur optimalen Mundhygiene gehört auch das Reinigen der Zunge mit einem speziellen Zungenreiniger, denn auch auf der Zunge siedeln sich Bakterien an.
  • Lassen Sie Ihre Zähne mindestens einmal im Jahr beim Zahnarzt kontrollieren.
  • Lassen Sie zudem ein bis zwei Mal im Jahr eine professionelle Zahnreinigung (Prophylaxe) durchführen. Dabei werden Zahnstein und Beläge entfernt und die Zähne poliert, so dass sich Beläge nicht mehr so gut ablagern können.
  • Hören Sie mit dem Rauchen auf, denn auf "Raucherzähnen" setzt sich mehr Zahnstein und Plaque ab, was wiederum Zahnfleischentzündungen begünstigt.

Viel Erfolg mit den Tipps wünschen Dr. Dietmar Hellebrand und "Wir in Bayern"!


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