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Reisetipp Wanderherbst in der Wildschönau

Wer im Herbst gerne ein paar Tage wandert, für den wäre die Wildschönau sicher eine Überlegung wert. Sie ist ein Hochtal in Tirol, in der Nähe von Kufstein, ohne Durchgangsverkehr und bietet insgesamt 300 Kilometer Wanderwege. Von hier stammt auch die berühmte Schauspielerfamilie Hörbiger. Die Wildschönau in den Kitzbüheler Alpen begeistert Reiseexpertin Annette Eckl jedes Mal aufs Neue. Sie war schon oft dort und verrät traumhafte Wanderungen, einzigartige Unternehmungen, schöne Übernachtungen und regionale Spezialitäten.

Stand: 08.08.2022

Wanderer sitzen auf einer Bank und genießen den Blick bis zum Großvenediger.  | Bild: BR/Annette Eckl

Wildschönau - Hochtal mit Panoramablick

Wildschönau

"Wer im Herbst eine kleine Auszeit sucht, wird von der Wildschönau begeistert sein. Das im Herzen der Kitzbüheler Alpen in Tirol gelegene Hochtal besticht allein schon durch seine reizvolle Lage ohne Durchgangsverkehr. Dazu kommen 300 km Wanderwege. Da ist für jeden das Richtige dabei - je nach Ausdauer und Höhenmeter.
Besonders hoch oben zu starten hat hier seinen Reiz. Die Panoramablicke reichen bis zum Wilden Kaiser und dem Großvenediger.
Die vielen kleinen Orte haben alle ihren eigenen Charme: Oberau (935 Meter) wird vor allem aufgrund seiner sonnigen Lage geschätzt und hat einen schönen Dorfrundweg mit vielen alten, typischen Bauernhöfen. Das Bergdorf Auffach hat eine besondere Stimmung mit der romantischen Bachpromenade entlang der Wildschönauer Ache und dem Holzmuseum, das wirklich einzigartig ist. In Thierbach gibt es die berühmte Speckbacherstube, die noch aus der Zeit der Freiheitskämpfe (1809) stammt. Hier bietet sich noch ein kurzer Abstecher zum Silberbergwerk an - ein Abenteuer-Ausflug für die ganze Familie.
Das Mühltal mit der kleinen, auf einem Felsen gelegenen Lourdes Kapelle ist Ausgangspunkt für Wanderungen zum Beispiel zur Kundler Klamm. Am Talschluss bei der Schönangeralm führen beliebte Wanderungen aufs Breitegg, Sonnjoch oder den höchsten Gipfel der Wildschönau, den Großen Beil (2.309 Meter). Oder Sie gehen einfach ein Stück zur malerisch gelegenen Bergkapelle.
Planen Sie unbedingt ein verlängertes Wochenende ein. Schon nach ein paar Stunden beginnt hier die totale Entspannung."

Anreise

mit dem Auto:

  • München - Oberau: 120 km, etwa 1 Stunde 40 Minuten
  • Nürnberg - Oberau: 290 km, etwa 3,5 Stunden

mit der Bahn:

  • München - Wörgl: 1 Stunde 10 Minuten, ab 19,90 Euro einfach, Super Sparpreis Europa
  • Nürnberg - Wörgl: 2 Stunden 40 Minuten, ab 29,90 Euro einfach, Super Sparpreis Europa

Weiterfahrt mit Postbussen in die Wildschönau, zum Beispiel nach Oberau: ungefähr 30 Minuten, etwa 4,50 Euro.

Unser Tipp: Gästekarte

"In der Wandersaison können Sie mit der Gästekarte die Bergbahnen beliebig oft gratis nutzen. Auch der Eintritt in das Bergbauernmuseum z'Bachl und das Silberbergwerk in Thierbach ist mit der Gästekarte frei.

Bummelbahn

Besonders originell ist im Tal die Fahrt mit der Bummelbahn, die verschiedenste Orte anfährt, bis hinauf nach Thierbach, zur Kundlerklamm oder zur Schönangeralm. Das ist perfekt, um sein Auto stehen zu lassen. Preis je nach Fahrt, beispielsweise Kundlerklamm hin und zurück mit der Gästekarte 9 Euro. Infos unter bummelbahn.com."

Unternehmungen

Wandern mit schönen Ausblicken zum Wilden Kaiser und Großvenediger

Schatzberg

"Zwei Aussichtberge sind bequem mit der Gondel zu erreichen. Von den Bergstationen aus starten wir die verschiedensten Touren mit den schönsten Panoramablicken.
Schatzberg: Wir steigen in Auffach in die Gondel und fahren auf knapp 1.900 Meter - direkt an der Bergstation geht der Panoramarundweg los. Er führt und zum malerisch gelegenen Speichersee über die alte Schatzberghütte weiter hinauf zum Gipfelkreuz Schatzberg (Höhe 2.000 Meter). Hier haben wir einen tollen Blick ins Alpbachtal und, je nach Wetterlage, tief hinein ins Herz der Zillertaler Alpen. Panorama-Rundwanderweg: Gehzeit insgesamt 2 Stunden. Je nach Wetter und Kondition sind weitere Touren möglich, so bietet sich beispielsweise die Wanderung zum Joel an – vom Speichersee noch eine Stunde.

Markbachjoch

Markbachjoch: Das Markbachjoch ist einer meiner Lieblingsgipfel. Schon beim Aussteigen an der Bergstation (Talstation ist in Niederau) öffnet sich bei guter Wetterlage der Blick auf den Großvenediger. Gleich rechts von der Bergstation können wir nach ein paar hundert Metern den Paragleitern beim Start zuschauen, wie sie sich in die Lüfte erheben. Es folgt ein kurzer Abstecher zur malerischen Kapelle mit Blick auf den Wilden Kaiser und wer will, steigt noch kurz zum Gipfelkreuz (1.500 Meter) hoch. Kombinierbar ist das alles sehr gut mit einer Wanderung zur Holzalm (30 Minuten einfach) oder Norderbergalm (1 Stunde) ab der Bergstation. Das sind einfache Familienwanderungen, bei denen auf jeden Fall auch Zeit bleibt, die Hütten ausgiebig zu genießen. Besonders schön: an der Norderbergalm kann sich der Wanderer entspannt in einer Hängematte unterhalb des Roßkopfes niederlassen. Hängematten sind überall an besonders interessanten Plätzen in der gesamten Wildschönau aufgehängt."

Tipp:

Die Wildschönau gehört zu Österreichs Wanderdörfern (300 Kilometer Wanderweg). Noch bis zum 21. Oktober gibt es auch geführte Wanderungen beispielsweise rund um den Roßkopf, Sonnenaufgangswanderung oder Kräuterwanderung. Die Touren sind für Gäste mit der Wildschönau-Card frei. 

Infos zu den Touren unter https://www.wildschoenau.com/de oder info@wildschönau.com

Heimat und Holz - Auf den Spuren der Tiroler Bergbauern

Bergbauernmuseum

„Bergbauernmuseum z’Bach:
Schon von außen toll anzuschauen ist das ehemalige Bauernhaus, in dem jetzt über 1200 Exponate die Geschichten über das karge Leben der Tiroler Bergbauern erzählen. Es liegt perfekt am Franziskusweg (einem Besinnungsweg mit Lobgesang an den Schöpfer) und lässt sich somit gut mit einer Wanderung von Oberau nach Niederau kombinieren. Das Museum ist bis Oktober immer donnerstags ab 12 Uhr geöffnet, inklusive Handwerksmarkt, wo noch Korbflechter, Drechsler und Weber ihre Kunst präsentieren. Dazu gibt es frisches Brot aus dem Holzofen und jede Menge Einheimische, die gern über das Leben in der Wildschönau erzählen. Hier bekommen wir leicht Kontakt und das ist es doch auch, was den Urlaub so besonders macht. Der Eintritt ist mit der Gästekarte frei.

Holzmuseum

Holzmuseum in Auffach:
Schon von außen lässt sich erahnen, dass dieses Museum etwas Einzigartiges ist. Ein verschachteltes Holzhaus auf mehreren Ebenen mit 30 verschiedenen Holzkammern und bestückt mit unzähligen Exponaten. Alles ist liebevoll in vielen Jahren von Bildhauer und Holzschnitzer Hubert Salcher eingerichtet worden. Er begrüßt die Gäste auch persönlich und beantwortet unsere Fragen rund ums Holz. Im Museum erfahren wir alles über die Tradition der Holzschnitzerei und der Holzwirtschaft, die das Tal hunderte Jahre prägte. Dazu kommen Holzinstrumente, Wissenswertes über heimische Holzarten wie die Zirbe und durch den Museumsgarten fährt eine Holzeisenbahn, die nicht nur die Kinder erfreut. Außerdem glaubt man ja gar nicht, was es alles aus Holz gibt, auch Kleidungsstücke wie BH und Hose.
Mit am faszinierendsten ist die kleinste Hochzeitskapelle Europas, in der auch heute noch Trauungen stattfinden. Dazu gibt es wechselnde Kunstausstellungen.
Einfach etwas Zeit einplanen, staunen und verweilen. Der Besuch lässt sich wunderbar mit einer kleinen Wanderung am Holzweg verbinden."

Tosendes Wasser in der Kundler Klamm - eine der schönsten Naturschluchten Österreichs

Kundler Klamm

"Die idyllische Kundler Klamm an der Wildschönauer Ache zählt zu den schönsten Naturschluchten in Tirol und ist vor etwa 235 Millionen Jahren entstanden. Sie verbindet die Wildschönau mit dem Ort Kundl. Hier ist der Mensch ganz klein und die Zeit erscheint in anderen Dimensionen, wenn Steine und Felsen Millionen Jahre alt sind, wie auf einigen Tafeln zu lesen ist.
Ausgangspunkt ist das Mühltal mit seinen schönen Bauernhäusern entlang der Wildschönauer Ache. Am besten steigen wir hier in die Bummelbahn, die einem schon mal ein kleines Stück Weg abnimmt.

Bummelbahn

Die Bummelbahn fährt vom Mühltal bis zum Eingang der Klamm, von Mai bis Oktober stündlich zwischen 10 und 16 Uhr.

Die Wanderung durch die Klamm führt uns vorbei an steilen Felswänden, rauschenden Wassermassen und durch markante Felsentunnel.
Planen Sie für das beeindruckende Naturspektakel am besten zwei Stunden (hin und zurück) ein, dann haben Sie keinen Stress, den letzten Bummelzug zurück ins Mühltal zu schaffen.
Es ist insgesamt eine familienfreundliche Tour und auch mit Kinderwagen ein gelungenes Erlebnis. Dazu gibt es eine Einkehrmöglichkeit, zum Beispiel am Ende der Klamm (bitte auf Ruhetag achten). Hier wird die Klamm sehr flach und Sie können sich die Beine erfrischen, umgeben von zahlreichen Steinmännchen, die die Wanderer im Lauf der Zeit liebevoll erbaut haben.

Sage über die Wildschönau:

Vor langer Zeit hauste einmal ein Drache in einem See, der schließlich von einem Bauern getötet wurde. Bevor er starb, biss er allerdings noch ein Loch in den Felsen und der See entleerte sich zu einem Fluss, der Wildschönauer Ache. So entstand die Wildschönau und die Kundler Klamm.

Übernachtungsmöglichkeiten

  • Urlaub auf dem Bauernhof: zum Beispiel in Thierbach auf 1.000 Metern mit Kachelofen und einer gemütlichen Ofenbank, hofeigenen Produkten wie Milch, Eier und Butter, bestes Trinkwasser aus der hofeigenen Quelle, Appartement ab etwa 70 Euro
  • Ferienwohnungen: zum Beispiel in Auffach, schön, ruhig, direkt am Holzweg an der Wildschönauer Ache gelegen, Balkon- und Bachblick, für zwei Personen ab 70 Euro
  • Hotels: zum Beispiel in Oberau, Übernachten in einem traditionellen Landgasthof mit Bauernstube, Gastgarten und Sonnenterrasse, mit Wanderungen auf die hauseigene Alm, Doppelzimmer ab etwa 90 Euro

Schmankerl

Schaukäserei

"Freunde der deftigen Küche und der selbst gemachten Kuchen und Mehlspeisen kommen hier auf ihre Kosten.
Ein typisches Gericht in der Wildschönau ist die sogenannte Breznsuppe, eher ein Auflauf als eine Suppe, bestehend aus weißen, ungesalzenen Brezen, Käse und mit angerösteten Zwiebeln im Ofen überbacken.
In eigenen Käsereien beispielsweise auf der Holzalm oder Schönangeralm werden die verschiedenen Käsesorten (wie Camembert, Berg- und Graukäse) noch nach alter Tradition hergestellt. Es gibt auch Schauverkostungen.
Klassiker sind zudem Almspanferkel, Speckknödel mit Kraut, Kaspressknödel, Brotzeitbrettl und Hirschgulasch.
Äußerst gut sind die selbstgemachten Kuchen (beispielsweise Marillen-Topfen- oder Blaubeerkuchen), die es in den vielen Jausenstationen und Hütten gibt."

Besonderheit im Herbst: Wildschönauer Krautingerwoche

Vom 25. September bis 2. Oktober 2022 findet die sogenannte "Krautingerwoche" statt. Der Krautinger ist ein für das Tal typischer und einzigartiger Rübenschnaps aus der weißen Stoppelrübe. Die Rübe gibt es natürlich nicht nur in flüssiger Form, sondern auch beispielsweise als Rübenschnitzel, Rübensuppe oder Rübentorte.
Höhepunkt der Krautinger Woche ist am Erntedanksonntag (2. Oktober 2022) der Museumskirchtag im Bergbauernmuseum mit Musik, Kulinarik und Brot aus einem 300 Jahre alten Backofen. Bäckermeister Joshi lässt da jeden gerne zuschauen und erklärt, warum dieses Brot besonders gut schmeckt.

Fazit

"Wer glaubt, nach ein paar Tagen in der Wildschönau alles entdeckt zu haben, täuscht sich. Auch nach Jahren als begeisterter Wildschönau-Fan, finde ich immer wieder einen neuen Wanderweg. Das Hochtal ist immer für Überraschungen gut und schon nach einer Stunde abseits der üblichen Pfade, wird es schön einsam."

Annette Eckl, Reiseexpertin

Gute Reise! wünschen Annette Eckl und "Wir in Bayern"


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