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Reisetipp Graz und das südsteirische Weinland

Für alle, die Wandern, Wein und Kultur lieben, ist der Herbst die perfekte Zeit für die Südsteiermark. Bunt gefärbte Weinberge, historische Burgen und Schlösser, dazu Weinkeller, Buschenschenken und Ölmühlen, die Sie besuchen können. Tipps von Reiseexpertin Annette Eckl für eine abwechslungsreiche Herbstreise voller Genuss.

Stand: 11.10.2023 | Archiv

Blick über Weinberge | Bild: BR / Annette Eckl

Strohpuppe an einer Weinstraße

Der Naturpark Südsteirisches Weinland wird wegen seines milden Klimas auch die österreichische Toskana genannt. Hier werden auf einem kleinen Gebiet die berühmten südsteirischen Weine in großer Sortenvielfalt angebaut. Es gibt verschiedene Weinstraßen, die alle ihre Besonderheiten haben.

Klapotetz

Die Sausaler Weinstraße ist mit den vielen familiären Weingütern und witzigen Strohpuppen in den Weinbergen sehr heimelig. Die Schilcher Weinstraße ist für den "Flascherlzug"bekannt. Die berühmteste ist die Südsteirische Weinstraße: Hier gibt es neben Rebhängen auch für Kulturfreunde viel zu entdecken, etwa in der Stadt Leibnitz, die sich auf einem alten keltischen Siedlungsbau erstreckt. Und nur ein Katzensprung ist es nach Slowenien zur "Herzerlstraße".
Typisch für diese Gegend sind die weit sichtbaren Klapotetze, hölzerne Windräder, die als Vogelscheuchen in den Weinbergen stehen. Und wo ein Klapotetz Wache hält, ist auch eine Buschenschenke nicht weit!

Anreise:

Mit dem Auto:
München - Graz: 390 km, etwa 4'30 Stunden
Nürnberg - Graz: 500 km, etwa 5'30 Stunden
Mit dem Zug (Stand Oktober 2023):   
München - Graz: ca. 6 Stunden, einfach ab 49,90 Euro Super Sparpreis Europa
Nürnberg - Graz: ca. 7 Stunden, einfach ab 55,50 Euro Super Sparpreis Europa
Weiterreise in die Südsteiermark, zum Beispiel nach Leibnitz: 40 Minuten mit der Bahn, Preis: etwa 10 Euro

Ausflugstipps

Wein und Wandern: Kitzeck an der Sausaler Weinstraße - von Buschenschank zu Buschenschank

Das Südsteirische Weinland im Herbst

Charakteristisch für das Sulmtal-Sausal im Naturpark Südsteirisches Weinland (etwa 30 Autominuten südlich von Graz) sind seine Weinhänge, Wiesen und Wälder. Kitzeck auf 564 Metern ist das höchste Weindorf Mitteleuropas. Dieser bedeutende Weinbauort liegt inmitten steiler Weingärten über dem Sulmtal und hat ein mildes, mediterranes Höhenklima. Ein- bis dreistündige Rundwanderwege führen durch die Weinberge von Buschenschank zu Buschenschank. Hier gibt es den jungen Wein, auch Sturm genannt, sowie andere Weine aus der Region und gebratene Esskastanien.
Über allem thront am Demmerkogel der weltgrößte Klapotetz: sehr beeindruckend, wie er sich dort zwischen Weinreben und Himmel positioniert!

Tipp:

Am besten lassen Sie das Auto stehen. Mit dem "WEINmobil Südsteiermark" können Sie täglich von 10 Uhr bis 23:30 Uhr wichtige Haltepunkte anfahren. Dazu zählen Ausflugsziele, Weingüter, Buschenschänken, Unterkünfte, Restaurants und Wirtshäuser, Bahnhöfe sowie Wanderparkplätze.
Die Preise sind abhängig von der Fahrtdauer. Infos unter www.regiomobil.st 

Der Flascherlzug Stainz im Schilcher Weinland

Flascherlzug

Das Aushängeschild der Schilcher Weinstraße ist der "Flascherlzug", die bunte Schmalspurbahn mit Dampflok durch das idyllische Tal des Stainzbachs von Stainz bis nach Preding. Woher der Name Flascherlzug stammt, werden sich viele fragen. Mit Weinflaschen hat das erst mal nichts zu tun. Der Name kommt daher, dass damals viele mit ihren Urinflascherl zum legendären Wunderdoktor, dem Höllerhansl (1866-1935), gefahren sind, um sich untersuchen zu lassen.
Inzwischen ist es Tradition, während der Fahrt steirischen Wein zu trinken, den sogenannten Schilcher, einen fruchtig-trockenen Rosé. Dazu gibt es Verhackertenbrot und Musik auf der Ziehharmonika, der "Ziachorgel".

Tipp:

Fahrten mit dem bunten Flascherlzug sind von Mitte April bis Ende Dezember möglich.
Preis: 14 Euro hin und zurück
Infos unter www.flascherlzug.at

Grünes Gold und feine Tropfen: Ölmühlen und Weinkeller

Seit über 300 Jahren wird in der Südsteiermark Kürbiskernöl hergestellt. Es wird auch "Kernöl", das "grüne Gold" oder im Volksmund "Wagenschmiere" genannt und galt lange Zeit als das "Arme-Leute-Öl".

Kürbiskernöl

Ein Ausflug bietet sich beispielsweise in die Ölmühle Hartlieb an, die ein Museum beinhaltet. In dieser über 100 Jahre alten Ölmühle stehen noch die alten Ölpressen. Hier können Sie den Weg vom Kürbiskern bis zum Öl inklusive Kostprobe nachvollziehen. Kürbiskernöl hat einen intensiv nussigen Geschmack und verfeinert von Salaten bis Suppen nahezu alles. 

Das Weinmuseum in Kitzeck ist das erste Steirische Weinmuseum, es befindet sich in einem alten Winzerhaus und lässt erahnen, wie mühsam die Arbeit im Weinberg teils auch heute noch ist.  

Schloss Seggau

Schloss Seggau bietet sich an, um Kultur und Wein zu verbinden. Es thront hoch über Leibnitz, wie eine kleine Stadt liegt es auf einem sanften Hügel. Die wohl eindrucksvollsten Räumlichkeiten des Schlosses sind die Fürstenzimmer.

Weinkeller im Schloss Seggau

Der über 300 Jahre alte Bischöfliche Weinkeller zählt zu den ältesten und größten des Landes. Eine Weinprobe in dem historischen Gewölbe ist sicher der krönende Abschluss eines Besuchs der südsteirischen Weinstraße.

Graz: Lebendige Studentenstadt an der Mur

Blick auf Graz

Graz zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und wer einmal dort ist, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier finden Sie die perfekte Kombination aus einer bestens erhaltenen Altstadt, viel Grün und jeder Menge Kunst und Kultur.

Treppe am Schlossberg

Der Schlossberg ist besonders faszinierend: mit seinen Pavillons, einem Biergarten hoch oben und einem tollen Blick über die Stadt. Beeindruckend: der Uhrturm. Das Kuriose: Hier zeigt der kleine Zeiger die Minuten und der große die Stunden an. Auch sehenswert: die kunstvoll geschwungene Steintreppe zurück in die Altstadt auf den Schlossbergplatz. Alternativ gibt es die Schlossbergbahn, die den Auf- und Abstieg erleichtert.

Murinsel mit Blick auf den Schlossberg

Mitten durch Graz bahnt sich die Mur ihren Weg. Hier hat sich der Künstler Vito Acconci 2003 mit der sogenannten Murinsel verewigt, die über Stege die beiden Ufer der Mur verbindet. Sie gilt als eines der Wahrzeichen von Graz. Es gibt immer wieder temporäre Ausstellungen und ein Café mitten im Fluss. Schön ist auch die Gegend um den Mariahilfer Platz auf der anderen Seite der Mur mit einem Markt, kleinen Geschäften und Restaurants.

Ernst-Fuchs-Kirche in Thal

Lohnenswert ist ein Abstecher zur kunstvoll gestalteten Kirche St. Jakob in der Marktgemeinde Thal im Bezirk Graz-Umgebung, in der Arnold Schwarzenegger getauft wurde. Die außen wie innen sehr ungewöhnliche Kirche wurde vom Künstler Ernst Fuchs gestaltet, der sich stark an Hundertwasser orientierte.

Graz ist ein Dreh- und Angelpunkt, von dem aus Sie in einer halben Stunde in der südlichen Weinregion oder Richtung Norden in den Bergen sind. Von hier aus können sie zum Beispiel sehr gut auf den Schöckl wandern, den Hausberg von Graz mit seinen vielen Panoramawegen und tollem Blick über die Steiermark.

Weitere Ausflugstipps:

Die Lurgrotte mit ihren bizarren Formen ist die größte Tropfsteinhöhle Österreichs. Sie liegt etwa 25 Kilometer nördlich von Graz in einem Karstgebiet - ein Muss für alle Höhlenfreunde.
Zur Entspannung lohnt ein Abstecher zur Hundertwasser-Therme Rogner in Bad Blumau, allein schon optisch ein Gesamtkunstwerk, abgesehen von der Wohltat des Thermenwassers.

Übernachtungsmöglichkeiten

Urlaub am Winzerhof oder auf einem Weingut:
Übernachten in den Weinbergen, zum Beispiel direkt an einer der Weinstraßen in einer idyllischen Frühstückspension oder einem Winzerhotel, ist sehr praktisch, weil Sie dann auch gleich die Spezialitäten kosten können, zum Beispiel aus der hauseigenen Brennerei. Zimmer mit Frühstück ab 90 Euro.

Hotel in Graz:
Oder Sie übernachten mitten in Graz, zum Beispiel in der Fußgängerzone mit Aussicht auf dem Schlossberg. Die Mur, das Kunsthaus Graz oder das Kongresszentrum befinden sich dann nur wenige Schritte entfernt. Ab 90 Euro im Doppelzimmer inklusive Frühstück für 2 Personen.

Kulinarisches

Eine steirische "Jausn"

Bei den Weinstraßen im steirischen Süden steht alles unter dem Motto Wein, dabei dominieren die weißen Rebsorten: Weißburgunder, Welschriesling, Chardonnay (Morillon), Muskateller, Sauvignon-Blanc und Riesling. Die Weine gibt es direkt in den Buschenschenken oder Weinkellern zur Verkostung und natürlich auch in den zahlreichen Weinläden. Im Herbst schmeckt der junge Wein, der sogenannte Sturm, besonders gut - gerne in Begleitung von gebratenen Esskastanien. Aber Achtung, der Sturm ist sehr süffig und hat es in sich!

Buschenschenke

In den Buschenschenken mit ihrem besonderen Ambiente schmeckt der Wein natürlich besonders gut. Zudem gibt es typisch südsteirische Kost wie Kernöleierspeis, Rindfleisch sauer, Käferbohnensalat, gebratenen Ripperl, Kübelfleisch oder Klassikern wie dem steirischen Backhendlsalat.

Sulmtaler Huhn

Neben den klassischen Buschenschenken gibt es auch die gehobene Küche, die österreichische Haubenküche. Da bekommen Sie zum Beispiel geschmortes Sulmtaler Huhn oder Sterztommerl (süßer Maisauflauf mit Äpfeln), Schwammerlsuppe mit Sterz-Mais, Taferlspitzsulzerl mit Kernöl oder gebackenes Karpfenfilet in Kürbiskernkruste.

Auf den Hütten auf dem Schöckl schmeckt nach einer Wanderung Deftiges wie Krautrouladen oder Kürbislasagne besonders gut.

Das grüne Gold, das Kürbiskernöl, kann direkt in den Ölmühlen verkostet werden und ist ein beliebtes Urlaubsmitbringsel.

"Graz und das südsteirische Weinland eignen sich perfekt für alle, die städtische Lebensfreude mit Wein und Wandern verbinden möchten. Jeder kann seinen eigenen Schwerpunkt setzen, mit den vielen Burgen und Schlössern auch kulturell. Im Herbst ist allein der Anblick der gefärbten Weinberge ein Genuss. Nicht umsonst sprechen hier viele von der österreichischen Toskana, wobei diese Ecke den Vergleich gar nicht nötig hat. Abgerundet wird der Urlaub sicher im einen oder anderen Weinkeller, einer Buschenschank oder auch mit dem Blick in eine Ölmühle, in der das grüne Gold, das Kürbiskernöl, hergestellt wird."

(Annette Eckl)


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