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Wirtshaustipp Zoiglwirtschaft Schafferhof in Neuhaus

"Einfach, traditionell oberpfälzisch, frisch und gut" - so beschreibt Wolfgang Schneider die Küche im Schafferhof. Hier wird die uralte Tradition des Kommunbraubiers weitergeführt. Zu verdanken ist dies dem Kaminkehrermeister Reinhard Fütterer, der 1999 den heruntergekommenen Hof kaufte und mit viel Einsatz nicht nur baulich "wiederbelebte".

Stand: 29.01.2018 | Archiv

Zoiglwirtschaft Schafferhof in Neuhaus von außen | Bild: Wir in Bayern

Das Besondere an diesem Wirtshaus

"Mir gefällt besonders, dass es hier gelungen ist, eine uralte Tradition fortzusetzen, nämlich die des Zoigl. Der Zoigl wird auch Kommunbraubier genannt und von Privatpersonen gemeinschaftlich im Kommunbrauhaus gebraut. Und wichtig: Um so ein Bier auszuschenken, muss man das Recht dazu haben. Landgraf Johann IV. von Leuchtenberg hat das bereits im Jahre 1415 in Neuhaus verfügt, als der Ort zum Markt erhoben wurde. Heute gibt es immer noch 25 Brauberechtigte und sechs von ihnen schenken ihr Bier auch an die Allgemeinheit aus. Einer von ihnen ist der Kaminkehrermeister Reinhard Fütterer. Er hat 1999 den heruntergekommenen Schafferhof samt Braurecht gekauft und wurde dafür von manchen für verrückt erklärt. Man kann sich heute auch kaum mehr vorstellen, dass das Anwesen vor knapp 20 Jahren eine verfallene Ruine war. Zusammen mit seiner Familie, Freunden, Nachbarn und einigen aus der Dorfgemeinschaft wurde dieses Mammutprojekt gestemmt.

Der Schafferhof wurde um 1300 gemeinsam mit der Burg Neuhaus errichtet und diente der Herrschaft als Wirtschaftshof. Der hofeigene 12 Meter tiefe Brunnen stammt noch aus dieser Zeit.

Noch bis in die 70er-Jahre wurde hier Landwirtschaft und eine Bäckerei betrieben. Im Jahre 2000 konnte Fütterer die erste Zoiglstube eröffnen, 2006 dann die letzte von insgesamt vier.

Innen ist es ein urgemütliches und wirklich schönes Wirtshaus geworden. Innerhalb dieser fast 1 Meter dicken Mauern und den alten, wiederaufgebauten Holzböden kann man sich richtig geborgen fühlen. Beispielsweise in der ehemaligen Backstube mit einem Ofen aus dem Jahre 1925, in der jetzt die Schank untergebracht ist und in der der Zoigl aus dem Zapfhahn fließt. Daneben ist der ehemalige Verkaufsraum der Bäckerei - wie alle Gasträume eingerichtet mit Mobiliar aus alten Oberpfälzer Wirtshäusern, die aufgeben mussten."

Die Küchenart

"Einfach, traditionell oberpfälzisch, frisch und gut. Das Ganze mit regionalen Zutaten, so wie es sich für einen anständigen Zoigl gehört. Es werden wenig warme Speisen angeboten, so z. B. das Knödeltrio (Käse-, Spinat- und Speckknödel), Wirsing mit Semmelknödel und Rauchfleisch, Bratwürste mit Sauerkraut oder überbackenes Gröstlbrot mit Speck und Lauch. Das Natursauerteigbrot ist übrigens hervorragend. Außerdem gibt es verschiedene kalte Brotzeiten. Chefin in der Küche ist Martina Thoma, die Schwester der Wirtin und staatlich geprüfte Hauswirtschaftsmeisterin. Mit so einer Ausbildung brennt nichts an."

Wolfgang Schneiders Vorspeise

"Als Vorspeise hatte ich ein 'Saures Allerlei' mit Leberkäs, weißem und rotem Presssack, Zwiebelwurst sowie Limburger, abgeschmeckt mit einem Dressing aus Weißwein, Balsamicoessig, Salz, Pfeffer und Zucker. Außerdem Gurken, Paprika, Tomaten und grünen Salat. Mein Tipp: Teilen Sie es sich mit jemandem. Denn die Vorspeise ist so mächtig, dass sie locker als Hauptspeise durchgehen könnte."

Wolfgang Schneiders Hauptspeise

"Als Hauptspeise hatte ich etwas original Oberpfälzisches: Ein Schopperla oder Bauchstechala. Das sind Fingernudeln aus rohen und gekochten Kartoffeln. Da ist Handarbeit gefragt. Wie man richtig gute Schopperla macht, hat die Köchin von ihrer Mutter gelernt. Um die Masse gut zu binden, braucht es natürlich Mehl und ganz wichtig: Aus den rohen Kartoffeln möglichst viel Wasser herauspressen, die gekochten Kartoffeln müssen noch warm sein. Die Schopperla, gewürzt mit Salz und Muskat, ziehen zunächst im kochend heißen Wasser, werden dann angebraten und schließlich noch mit einer Eiermilchmasse überbacken. Serviert werden sie wahlweise mit Sauerkraut oder, wie in unserem Fall, mit Blaukraut. Das Blaukraut wird zunächst karamellisiert und dann durchaus aufwendig verfeinert und gewürzt: mit Äpfeln, Zwiebeln, Glühwein, Essig, Preiselbeeren, Nelken und Lorbeer. Die viele Arbeit hat sich gelohnt, denn es hat gut geschmeckt."

Preise

"Das 'Saure Allerlei' kostet 5,80 Euro, die Schopperla 6,80 Euro. Teurer als 8 Euro wird es hier nie. 'Denn jeder', so beschreibt Wirt Fütterer seine Wirtshausphilosophie, 'soll sich den Zoigl und die Brotzeit dazu leisten können. Beim Zoigl sind alle gleich.' Das Seierl (Oberpfälzisch für die Halbe) wird für 1,90 Euro ausgeschenkt. Dieses Bier ist weder filtriert noch pasteurisiert oder stabilisiert - kurz und gut: Natur pur. Ausgeschenkt wird direkt vom Lagertank."

Öffnungszeiten

Zoigl gibt es im Allgemeinen einmal im Monat, jeweils am Freitag ab 14.00 Uhr sowie am Samstag, Sonntag und Montag ab 10.00 Uhr.
Das Wirtshaus ist nur teilweise barrierefrei!
Die Termine für 2018 finden Sie unter www.schafferhof-zoigl.de

Anreise

Schafferhof
Burgstrasse 6
92670 Neuhaus / Windischeschenbach 

Von München über die A 93 sind es etwa 220 km, von Nürnberg über die A 9 sind es gut 120 km.

Freizeittipp

"Neuhaus ist ein Ortsteil von Windischeschenbach. Dort wurde Anfang der 90er-Jahre das tiefste Loch der Welt in kristallinem Festgestein gebohrt, sagenhafte 9.101 Meter tief. Der 83 m hohe Bohrturm ist schon von Weitem zu sehen. Dieses Geo-Zentrum an der KTB (Kontinentalen Tiefbohrung) sollten Sie sich unbedingt anschauen, denn danach wissen Sie alles über unsere Erde, Vulkanismus und Gebirgsbildungen, über Erdbeben, Klima und Wasser. Wirklich sehr lehrreich, diese Dauerausstellung 'System Erde' im Geozentrum. Ein äußerst beeindruckendes Schaustück ist der Bohrstrang, abgelegt neben dem Bohrturm."


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