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Geld Pflegekostenversicherung, Pflegerentenversicherung und Alternativen

Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nicht alle Kosten ab, die im Pflegefall anfallen können. Diese Lücke kann mit privaten Pflegezusatzversicherungen geschlossen werden. Finanzexperte Sebastian Hanisch klärt über die Vor- und Nachteile der Pflegekosten- und der Pflegerentenversicherung auf. Zudem gibt er Tipps, welche Alternativen es sonst noch gibt, um für den Pflegefall finanziell vorzusorgen.

Stand: 21.02.2024

Eine Pflegerin schiebt eine Patientin im Rollstuhl | Bild: BR/stock.adobe.com/Reddragonfly

Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil der tatsächlich anfallenden Kosten bei der häuslichen Pflege oder der Unterbringung in einem Pflegeheim. Die Differenz muss aus eigener Tasche beglichen werden. Um diese finanzielle Lücke zu schließen, werden verschiedene Pflegezusatzversicherungen, wie Pflegekosten- und Pflegerentenversicherungen angeboten.

Was ist eine Pflegekostenversicherung?

Die Pflegekostenversicherung übernimmt einen Teil der tatsächlich anfallenden Pflegekosten, die nicht von der gesetzlichen Pflegeversicherung gedeckt werden.
Je nach Tarif werden entweder ein fester Prozentsatz vom Eigenanteil übernommen, der Anteil der gesetzlichen Pflegeversicherung verdoppelt oder verdreifacht oder der Restbetrag bis zu einer bestimmten Höchstgrenze übernommen. Die Versicherten müssen diese Kosten in der Regel aber mit einer Rechnung nachweisen.
Die Pflegekostenversicherung ist zwar relativ günstig, hat aber gewisse Nachteile gegenüber der Pflegetagegeld- und der Pflegerentenversicherung:

  • Die Pflegekostenversicherung orientiert sich immer an den tatsächlichen Pflegekosten. Sie erhalten also nicht wie bei der Pflegetagegeldversicherung Geld, das Sie zum Beispiel auch dann verwenden können, wenn Sie zu Hause von Angehörigen gepflegt werden.
  • Zudem werden häufig nur die Kosten bezuschusst, die im Leistungskatalog der gesetzlichen Pflegeversicherung festgelegt sind. Das bedeutet bei einer Unterbringung im Pflegeheim, dass die Kosten für das Wohnen und Essen in der Einrichtung nicht angerechnet werden, sondern nur die Pflegekosten.

Was ist eine Pflegerentenversicherung?

Bei der Pflegerentenversicherung bekommen Pflegebedürftige eine monatliche Rente, die sich in der Regel an dem Pflegegrad orientiert. Wie beim Pflegetagesgeld können Sie die ausgezahlte Rente verwenden, wie Sie möchten. Dabei spielt es keine Rolle, ob oder in welcher Höhe tatsächlich Kosten für Ihre Pflege anfallen. Sie können damit sowohl einen ambulanten Pflegedienst oder einen Pflegeheimplatz bezahlen, das Geld pflegenden Angehörigen geben oder sparen.
Damit ist die Pflegerentenversicherung deutlich flexibler als die Pflegekostenversicherung.
Ein weiterer Vorteil gegenüber der Pflegekostenversicherung sowieder Pflegetagegeldversicherung ist, dass die Beiträge oft nicht komplett verloren sind, wenn Sie die Versicherung kündigen. Im Todesfall bekommen Ihre Erben - je nach Vertrag - einen Teil der eingezahlten Beiträge.
Ähnlich wie bei einer Lebensversicherung können Sie auch vereinbaren, dass nach einer bestimmten Laufzeit, wenn der Versicherungsfall nicht eingetreten ist, ein festgelegter Betrag ausbezahlt wird.
Allerdings sind Pflegerentenversicherungen häufig deutlich teurer. Außerdem stellen sie je nach Vertragsausgestaltung eine Kombination aus Geldanlage, Pflegeversicherung und Risikolebensversicherung dar.

Tipp

Grundsätzlich sollten Sie aber Ihre Geldanlage und die Absicherung von Risiken voneinander trennen.

Alternativen zu Pflegezusatzversicherungen

Es gibt auch andere Möglichkeiten als mit einer Versicherung vorzusorgen.
Ganz grundsätzlich sollte sich niemand bei der Finanzierung im Alter nur auf die gesetzliche Rente verlassen. Wer für das Alter vorsorgt, sorgt gleichzeitig auch für den Pflegefall vor und hat den Vorteil, über das Kapital frei verfügen zu können.
Wer zum Beispiel durch einem Immobilienkauf Einnahmen aus Vermietung oder Verpachtung hat, kann damit unter Umständen schon einen guten Teil der Kosten im Pflegefall bestreiten. Der Vorteil: Mieteinnahmen steigen meist über die Zeit, auch wenn überraschende Renovierungskosten oder ausbleibende Mietzahlungen ein Risiko darstellen können.
Auch durch regelmäßiges Sparen, zum Beispiel mit einem ETF-Sparplan, durch den die Sparraten breitgestreut und weltweit in Aktien angelegt werden, kann sich über die Jahrzehnte ein kleines Vermögen erwirtschaften lassen, mit dem Pflegekosten bestritten werden können.

Tipp: Haus oder Wohnung frühzeitig umbauen

Wenn Sie Ihren Wohnraum frühzeitig barrierefrei und altersgerecht umbauen, gibt Ihnen das später eventuell die Möglichkeit, länger in Ihren eigenen vier Wänden und selbständig zu leben und damit Kosten zu sparen. Fördermöglichkeiten gibt es durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Außerdem: Überlegen Sie sich, wo und wie Sie im Alter leben wollen und können. Bei den eigenen Kindern, in einer Senioren-WG oder doch am liebsten in der gewohnten Umgebung?

Fazit

Der Gedanke an die eigene Pflegebedürftigkeit im Alter ist für viele erschreckend. Dennoch sollte sich jeder überlegen, wie die Pflege später organisiert und finanziert werden könnte. Private Pflegezusatzversicherungen, wie die Pflegetagegeld-, die Pflegekosten- oder die Pflegerentenversicherung können hier helfen. Sie haben aber alle auch ihre Nachteile. Rechnen Sie durch, ob Sie die Kosten im Pflegefall durch eigenes Vermögen und eigene Einnahmen bestreiten können. Auch wenn man die eigene finanzielle Situation im Alter in jungen Jahren noch nicht absehen kann, lohnt es sich, schon früh an die Altersvorsorge zu denken - egal, ob Sie das Ersparte im Alter dann tatsächlich für die Pflege ausgeben.  


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