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Geld Tipps zur Pflegetagegeldversicherung

Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nicht alle Kosten ab, die im Pflegefall anfallen können. Diese Lücke kann mit privaten Pflegezusatzversicherungen geschlossen werden. Die gängigste ist die Pflegetagegeldversicherung. Finanzexperte Sebastian Hanisch erklärt, für wen diese Zusatzversicherung sinnvoll sein kann, und er gibt Tipps, was Sie beim Vertragsabschluss beachten sollten.

Stand: 14.02.2024

Seniorin mit Pflegerin | Bild: BR/stock.adobe.com/interstid

Die gesetzliche Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil der tatsächlich anfallenden Kosten bei der häuslichen Pflege oder der Unterbringung in einem Pflegeheim. Die Differenz muss aus eigener Tasche beglichen werden. Um diese finanzielle Lücke zu schließen, werden verschiedene Pflegezusatzversicherungen angeboten. Die am weitesten verbreitete ist die Pflegetagegeldversicherung.

Was ist eine Pflegetagegeldversicherung?

Bei der Pflegetagegeldversicherung zahlt die Versicherung pro Tag, an dem Sie pflegebedürftig sind, eine bestimmte Summe. Die Pflegemonatsgeldversicherung funktioniert ähnlich, wobei die Berechnung der Leistung auf Monatsbasis erfolgt.
Abhängig vom Vertrag steigt der ausgezahlte Betrag mit dem Pflegegrad.
Vorteil: Es spielt keine Rolle, ob oder in welcher Höhe tatsächlich Kosten für Ihre Pflege anfallen. Wie Sie das Geld verwenden, steht Ihnen frei. Sie können damit sowohl einen ambulanten Pflegedienst oder einen Pflegeheimplatz bezahlen, oder das Geld behalten, wenn Sie beispielsweise von einem Familienangehörigen umsonst gepflegt werden. Insofern ist die Pflegetagegeldversicherung ziemlich flexibel.

Wie viel kostet eine Pflegetagegeldversicherung?

Je jünger Sie beim Vertragsabschluss sind, desto geringer sind die monatlichen Beiträge. Vor allem aber sind die Beiträge natürlich abhängig von den Leistungen. Wer eine Versicherung abschließt, die die zu erwartenden Eigenbelastung abdeckt, muss mit wenigsten 100 Euro rechnen. Das ist aber nur ein sehr grober Richtwert.
Im Laufe der Zeit steigen die Beiträge in der Regel.
Und: Vor dem Vertragsabschluss wird geprüft, wie gesund Sie sind. Sind bei Ihnen bereits Grunderkrankungen bekannt, zahlen Sie in der Regel höhere Beiträge (Risikozuschlag). Eventuell werden Sie auch gar nicht versichert.

Wichtig

Kündigen Sie Ihre Pflegetagegeldversicherung, sind die bis dahin eingezahlten Beiträge weg.

Ist eine Pflegetagegeldversicherung sinnvoll?

Die Frage, ob eine Pflegezusatzversicherung grundsätzlich sinnvoll ist, hängt von vielen Faktoren ab, die Sie hier nachlesen können.
Wenn Sie sich für eine Pflegezusatzversicherung entscheiden, hat die Pflegetagegeldversicherung den Vorteil, dass Sie über das Geld unabhängig von den tatsächlich anfallenden Kosten frei verfügen können.

Wie viel zahlt eine Pflegetagegeldversicherung?

Die Leistungen der Versicherungen sind sehr unterschiedlich:

  • Im Falle der stationären Pflege zahlen viele Anbieter einen festen Betrag ab Pflegegrad 2. (Manche auch schon ab Pflegegrad 1). Bei einigen Policen gibt es weitere Abstufungen. (Dann gibt es den höchsten Betrag etwa ab Pflegegrad 4).
  • Bei der häuslichen Pflege sind die Leistungen oft geringer.
  • Manche Versicherungen zahlen dagegen einen festen Betrag, ganz unabhängig von Pflegegrad (ab Pflegegrad 2) und Pflegesituation.
  • Der beste Tarif für Sie hängt dabei auch von Ihren Wünschen ab, ob sie beispielsweise eine feste Pflegekraft finanzieren wollen oder voraussichtlich Pflege im Heim in Anspruch nehmen werden.

Tipp: Vergleichen Sie die Leistungen!

Worauf solle ich beim Vertragsabschluss achten?

  • Achten Sie darauf, ob Sie Beiträge auch dann weiterzahlen müssen, wenn Sie pflegebedürftig werden (Beitragsbefreiung). Diese Beiträge schmälern de facto die Auszahlungen.
  • Die Versicherung sollte die Bestimmung des Pflegegrads durch die gesetzliche Pflegeversicherung anerkennen und die Pflegebedürftigkeit nicht durch eigene Ärzte feststellen lassen.
  • Der Vertrag sollte keine Wartezeit beinhalten, ab der die Leistungen bezahlt werden.
  • Die Versicherung sollte die Möglichkeit bieten, die Leistungen beziehungsweise den Tarif ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erhöhen (Dynamik), wenn Sie das wünschen, weil sich beispielsweise Ihre Lebenssituation geändert hat, etwa wenn durch eine Scheidung die Möglichkeit wegfällt, von Ihrem Ehepartner später gepflegt zu werden.
  • Je nach Lebenssituation ist unter Umständen auch entscheidend, ob die Versicherung auch zahlt, wenn Sie im Ausland gepflegt werden.
  • Können die Beiträge zeitweilig pausiert werden? Etwa wenn Sie aufgrund Ihrer Lebenssituation nicht in der Lage sein sollten, die Beiträge aufzubringen, wie etwa bei Arbeitslosigkeit.
  • Wichtig: Beantworten Sie alle Gesundheitsfragenwahrheitsgemäß. Falls Sie Krankheiten mutwillig verschweigen, kann Sie das den Versicherungsschutz kosten.

Staatlicher Zuschuss: Pflege-Bahr

Die Pflegetagegeldversicherung kann mit dem sogenannten Pflege-Bahr mit fünf Euro monatlich staatlich gefördert werden. Dafür müssen allerdings diese Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Sie zahlen mindestens zehn Euro Beitrag pro Monat für die Versicherung.
  • Der Versicherer muss auf die Gesundheitsprüfung verzichten.
  • Bei Pflegegrad 5 zahlt die Versicherung mindestens 600 Euro pro Monat.

Aber: Da die Versicherten bei den staatlich geförderten Tarifen niemanden ablehnen und keine Gesundheitsprüfung vornehmen dürfen, sind die Tarife in der Regel sehr teuer und lohnen sich daher meist nicht für Menschen ohne Vorerkrankungen.

Fazit

Ob Sie im Alter pflegebedürftig werden und welche Kosten dann auf Sie und Ihre Angehörigen zukommen, lässt sich nicht vorhersagen. Wenn Sie sich allerdings für eine Pflegezusatzversicherung entscheiden, ist die Pflegetagegeldversicherung eine gute Wahl, da Sie selbst entscheiden können, wofür Sie das Geld verwenden.
Allerdings macht sie nur dann Sinn, wenn Sie sich diese Versicherung auch wirklich dauerhaft leisten können und bereits andere, wichtigere Versicherungen, wie etwa eine Haftpflicht- oder Berufsunfähigkeitsversicherung haben.


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