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Skyrunning Faszinierender Bergsport

Faraz liebt die Berge - schon von früher Kindheit an. Damals war der Damavand, der höchste Berg im Iran nordöstlich von Teheran sein Sehnsuchtsort. Dort hat Faraz als Kind mit seiner Familie gelebt. Heute sind es überwiegend die Alpen. Beschauliches Wandern ist nichts für Faraz, er läuft lieber in den Bergen, "Skyrunning" heißt sein favorisierter Bergsport.

Stand: 10.07.2023

Von Skyrunning spricht man bei anstrengenden Läufen ab einer Höhe von 2000 Metern. Ab dieser Höhe wird die Luft langsam dünn. Eine gute Balance sollte man schon haben, trittsicher sein und schwindelfrei, wenn man in solchen Höhen läuft. Faraz vereint diese Eigenschaften – und weiß genau, auf was er achten muss.  Denn Stürze können in seinem Sport sehr schmerzhaft sein.

"Man darf nicht nachlässig werden und muss sich die ganze Zeit konzentrieren. Sobald der Weg technisch anspruchsvoller wird, muss man auch vorsichtiger sein und sich ein bisschen bremsen. Dabei ist es wichtig auch bergab auf den Fußballen zu laufen, damit man größeren Steinen gut ausweichen kann. Sobald der Weg dann wieder glatter wird, kann man auch wieder Gas geben und dann ab ins Tal. Wie ein Ball: ist es holprig, springt er mehr und sobald es glatt ist, kommt er ins Rollen." Faraz

Ausgleich zur Arbeit

Faraz liebt seinen Bergsport - mit unterschiedlichen Distanzen und Höhenmetern, mal sind die Gipfel das Ziel, ein anderes Mal der Lauf auf der Bergkuppe, es sind unterschiedliche Strecken und immer neue Herausforderungen und Erlebnisse in der faszinierenden Bergwelt. Für ihn ist das ein Ausgleich zu seiner Arbeit, es macht ihm den Kopf frei - Faraz arbeitet als Programmierer an besonders kniffligen Aufgaben.

"Ich arbeite ganz normal 39 Stunden in der Woche, wobei ich auch oft Überstunden mache. Das variiert natürlich, je nachdem. Ich könnte es aber nicht aushalten jeden Tag einfach nur acht Stunden am Computer zu sitzen, ich brauche einen Ausgleich."

Faraz

Aus dem Iran nach Deutschland

Heute ist Faraz ein Gipfelstürmer – wenn auch nicht auf den Damavand. Seine Eltern verließen nach der Revolution im Iran ihre Heimatstadt Teheran. Faraz war damals noch ein Kind. Das Ziel war Amerika, Deutschland sollte lediglich ein Zwischenstopp sein. Doch die USA ließen die Familie nicht ins Land – so blieben sie in Deutschland. Faraz hat in der Nähe von Heidelberg die Schule besucht und Abitur gemacht. Er hatte Freunde, ihm schmeckte das deutsche Essen - trotzdem blieb seine Familie für viele in seinem Umfeld irgendwie fremd. Und auch er selbst wurde immer wieder gemobbt. Er sähe aus wie ein Terrorist, scherzten die Leute in seiner Klasse. Lustig fand Faraz das nicht.

"Alle haben immer gerufen: Achtung, jetzt wird es gefährlich, Faraz ist da! Das war vielleicht mal kurz lustig, aber ich hatte schnell die Nase voll davon, jeden Tag gehänselt zu werden."

Faraz

In der (Berg)Liebe vereint

Katina und Faraz planen die nächste Bergtour

Faraz studierte in Heidelberg, wurde Informatiker. 2018 traf er Katina während eines Kurses zur Lawinenrettung. Die beiden waren in einem Team und wurden dann auch privat ein Paar.  Damals war Faraz schon Skyrunner,er absolvierte sogar schon Wettkämpfe. Die Berge liebt seine Freundin auch. Und so sind sie nun oft gemeinsam unterwegs – auch wenn er manchmal eine andere Route nimmt. Denn Faraz liebt das Extremere – und er hat schon an verschiedenen Skytrails, also Wettkämpfen teilgenommen.  

Die verschiedenen Disziplinen

  • Berglauf: Es geht grundsätzlich nur um den Lauf nach oben - das kann auch auf einer Straße sein.
  •  Trailrunning: Hier bewegt man sich auf unbefestigten Wegen abseits der Straßen. Das Ziel des Laufs muss kein Berggipfel sein. Es geht eher durch die Berge, auf und ab.
  •  Skyrunning: Dabei ist der Gipfel das Ziel - und das möchte man so schnell wie möglich erreichen. Oft muss man Schneefelder oder Gletscher überwinden, es gibt manchmal auch Kletterpassagen.

Eines ist aber bei allen drei Disziplinen klar: Die richtige Ausrüstung – vom geeigneten Rucksack bis zur Notruf-APP - und regelmäßiges Training am Boden sind dabei das A und O. So wird der Sport sicher –für Faraz ein großes Stück Freiheit.

"In den Bergen kann ich wieder auftanken. Hier in der Stadt gibt es überall Barrieren und Kommunikationsprobleme. In den Bergen muss ich nicht kommunizieren, da kann ich frei sein. Die Luft ist frisch und ich sauge alles in mich auf. Na klar ist es anstrengend, aber ich spüre meine Beine und den ganzen Körper und dann noch ein Wettkampf, das weckt meinen Ehrgeiz, das spornt mich noch mehr an. Das ist ein richtiges Abenteuer, ich bin hoch konzentriert und voll drin in der Natur. Die Stadt ist da anders, alles ist immer gleich, jeden Tag. In der Natur ist echtes Leben, das ist wunderbar."

Faraz

 


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