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Umtopfen und Stecklinge Citruspflege im Winterquartier

Seit vielen Jahren pflegt und vermehrt Karl Stetter Citrusgewächse. Das Substrat für seine Pfleglinge mischt er selbst. Auch die Vermehrung über Stecklinge steht heute auf dem Plan.

Von: Andrea Rüthlein

Stand: 28.10.2021 | Archiv

Citruspflege von Professor Karl Stetter | Bild: BR

Schon als Bub hat Karl Stetter mit den Kernen von Orangen gezüchtet, die nach dem Krieg im Care- Paket der amerikanischen Verwandtschaft lagen. Damals war es das Höchste für ihn, Samen von tropischen Pflanzen zu ergattern. Heute nennt sich der Professor der Mikrobiologie gerne einen „Bakteriengärtner“, denn ihm ist es wie kaum einem anderen gelungen, zelluläre Lebewesen – sogenannte Archaeen - zu kultivieren, die in Temperaturen von mehr als 100 Grad leben. Aber auch das Kultivieren von Zitrusfrüchten, die er teilweise von seinen Reisen mitbrachte, gehört zu einer seiner Leidenschaften.

Experimentieren und Sammeln

Karl Stetter lernte schon durch seine Experimente aus der Jugend, dass aus den Kernen von Orangen so gut wie keine gut tragenden Bäume entstehen. Der Mikrobiologe weiß, dass das Genom der Kerne sich stark von dem der Mutterpflanze unterscheidet, und so vermehrt er schon seit Jahren seine Citrusbäume mit Hilfe von Stecklingen. Viele stammen von den Pflanzen, die er vor 40 Jahren von einer Baumschule in Sizilien mitbrachte. Verschiedene Orangensorten, Zitronen, Bergamotten und sogar Limetten, all das stellt er nach den Eisheiligen auf die sonnigsten Stellen im Garten. Aber Anfang Oktober müssen die ersten frostempfindlichen Pflanzen wie Limette oder Bergamotte wieder zurück ins beheizbare Gewächshaus. Das Winterquartier für Citruspflanzen sollte auf jeden Fall ein heller, kühler Platz sein.

Selbst gemischtes Substrat

18 verschiedene Citruspflanzen hat Karl Stetter mittlerweile, und da er immer wieder neue Pflanzen nachzieht, mischt er seine Pflanzsubstrate selbst zusammen. Heute für ein Zitronenbäumchen, das er im Gartencenter gekauft hat. Eine Rettungsaktion, denn die Pflanze muss dringend umgetopft werden. Zu beachten ist dabei, dass zwischen dem alten und dem neuen Topf nicht mehr als eine Handbreit Platz ist.

Die Erdmischung stellt er aus zwei Teilen Pflanzerde, einem Teil saurer Rhododendronerde und dem ebenfalls sauren Pleinfelder Sand her. Staunässe muss unbedingt vermieden werden, sonst faulen die empfindlichen Wurzeln. Karl Stetter gibt deshalb Bims und Lavasteine in seine Substratmischung und eine gute Schicht von gebrannten Tonkugeln an den Boden des Topfes. Wer eine fertige Citruserde kauft, kann sie mit dieser Art von Drainage noch optimieren. Damit die Blätter ihr dunkles Grün behalten, brauchen die Pflanzen seiner Erfahrung nach Stickstoff - Rasendünger oder Rhododendrondünger zum Beispiel - und nicht das oft empfohlene Eisen.

Stecklingsvermehrung

Für seine Zitronenstecklinge schneidet er Zweige ab, die an der Schnittstelle schon leicht verholzt sind. Das Substrat muss hier ganz mager und sauer sein, sonst bilden sich keine Wurzeln. Die wenigen Blätter kürzt er ein, macht den Steckling dann nass und taucht das Ende in ein Bewurzelungspulver, bevor er ihn tief in das schon vorbereitete Töpfchen steckt. Zur Sicherheit kommen noch ein oder zwei Stecklinge dazu. Dann die Stecklinge angießen und den Gefrierbeutel darüber mit einem Gummi fixieren. Den Rand nach oben stülpen, damit die Feuchtigkeit drinnen bleibt. Karl Stetter stellt den Steckling dann auf eine warme Fensterbank. Wenn unten die Wurzeln rausschauen, topft er ihn in seine Citruserde um.