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Zerreißprobe Ukrainekrieg Russlanddeutsche zwischen allen Stühlen

Seit dem 24. Februar 2022 geht ein Riss durch die russlanddeutsche Community. Die Filmautorinnen Kathrin Denk und Ulrike Lefherz begleiten Protagonistinnen und Protagonisten ganz unterschiedlicher Herkunft von Ende März 2022 an bis zum 9. Mai, dem Tag des Siegs über Hitler-Deutschland.

Stand: 17.06.2022

Beispiel Würzburg Heuchelhof, ein Stadtteil, in dem viele Russlanddeutsche wohnen: Hier wurde eine Kirche mit fünf teils riesigen "Z“-Symbolen beschmiert. Ein Schock – und zugleich ein Weckruf. Engagierte Bewohnerinnen und Bewohner wollen sich nun verstärkt für den Frieden in ihrem Viertel einsetzen. Der Heuchelhof in Würzburg steht seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine unter großem Druck. Im Viertel leben Migrantinnen und Migranten aus ganz unterschiedlichen Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Allen gemeinsam ist: Sie sind gegen den Krieg. Doch viele fühlen sich auch ihrem Herkunftsland verpflichtet. Das führt zu Verunsicherung und Spannungen. Wie kann die Nachbarschaft trotzdem gelingen? Denis Batschurin gehört zu denen, die deeskalieren wollen: Er stammt aus Kasachstan und trainiert mit Kindern. Er will ihnen durch Sport ein positives Selbstbild vermitteln. Sein Credo: Wir waren immer Nachbarn – und sind es auch in Zukunft!

In Nürnberg leben viele Russlanddeutsche. Hier engagiert sich die Historikerin und evangelische Seelsorgerin Sabine Arnold. Auch sie beobachtet eine Zunahme an Ängsten und Konflikten durch den Ukrainekrieg, die teils bis tief in die einzelnen Familien reichen. Die größte Herausforderung: Putins Propaganda in den sozialen Netzwerken und den prorussischen Medien, deren spaltende Wirkung sich auch in Deutschland entfaltet.

Zusammenhalten statt sich spalten lassen, dafür will Julia Steba, die sowohl kasachische als auch ukrainische als auch deutsche Wurzeln hat, ein Zeichen setzen. Sie unterstützt Frauen, die mit ihren Kindern aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind. Und fühlt sich dabei an ihre eigene Familiengeschichte erinnert. Eine Geschichte der Vertreibung und Deportation – wie bei so vielen Aussiedlerinnen und Aussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion.


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