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Wölfe im Yellowstone Nationalpark Erfolgreiche Wiederansiedelung zugunsten des Ökosystems

Viele Besucher im Yellowstone National Park interessieren sich weder für die spektakuläre und einzigartige Geysir- und Canyon-Landschaft, noch für die – in zweifacher Hinsicht - atemberaubenden Wanderwege. Sie kommen nur der Tiere wegen: mächtige Bisons, Rentiere, Coyoten, Schwarz- und Braunbären und – sehr selten - sogar ein Grizzly. Ebenfalls nur selten zu sehen sind Wölfe. Rund 70 Jahre nach ihrer Ausrottung wurden 1997 erstmals wieder Wölfe im Yellowstone angesiedelt – mit Erfolg. Inzwischen bilden sie eine stabile Population.

Von: Anja Scheifinger

Stand: 26.02.2022 | Archiv

Nahaufnahme eines heulenden Wolfes. | Bild: stock.adobe.com/Julia

Am Morgen und Abend in der Dämmerung zeigen sich Wölfe am ehesten.

Dann ist auch Rick McIntyre in seinem weißen Geländewagen mit aufgemaltem Yellowstone River und Weißkopfseeadler unterwegs. Der Ranger ist Wolfsexperte und erforscht seit vielen Jahren das Verhalten der Wölfe im Nationalpark. Er begibt sich auf die Spur der Wölfe, die mit einen Chip ausgestattet sind. Oft heftet sich dann auch ein Rudel Touristen an seine Fersen, hängt an seinen Lippen und hofft auf Signale, so wie Carol aus Colorado, die jedes Jahr zweimal hierherkommt und dann mehrere Wochen damit verbringt, ihre Lieblingstiere zu beobachten. Ob die Faszination für den Wolf auch davon genährt wird, dass er sich dem Menschen nicht gerne zeigt? Im Hayden Valley will einer aus dem Touristenrudel Wölfe gesehen haben.

1997 wurden die ersten Wölfe im Yellowstone Nationalpark wieder angesiedelt. Der Wolfsspezialist und Biologe Doug Smith leitet das Projekt bis heute. Als er Anfang der 1990er Jahre angefragt wurde, war seine erste Reaktion: „finally – endlich!“ Als der Nationalpark am 1. März 1872 gegründet wurde, gab es natürlich Wölfe. 1926 wurde dann der letzte Wolf geschossen, die Population damit ausgerottet und der Yellowstone einem idealisierten Naturbild angepasst: Wildromantik statt echte Wildnis. Rund 70 Jahre später wurden Wölfe aus Kanada geholt und wieder angesiedelt – mit Erfolg. Heute durchstreifen an die 100 Wölfe in zehn Rudeln den Yellowstone Nationalpark.

Wo Tiere aufgrund der Beutejagd der Wölfe sterben, können andere dafür leben. So wird die Population der Elche dank der Wölfe in Schach gehalten. Überhaupt haben die Wölfe im Yellowstone das ganze Ökosystem im Park positiv verändert. Es gibt weniger Elche, dadurch mehr Beeren, die wiederum den Bären Nahrung geben. Bis hin zur Vogel- und Baumvegetation lässt sich der Einfluss der Wölfe messen – manche Ökologen sehen, dass sich sogar der Lauf des Yellowstone River verändert hat. In jedem Fall aber tragen die Wölfe zu einem gesünderen Ökosystem bei.

Sehen können Sie die Wölfe heute Abend in „arte“: „Yellowstone – das Geheimnis der Wölfe“ um 21.45 Uhr - die Erfolgsgeschichte eines weltweit einmaligen Experiments von der Ausrottung der Wölfe über das idealisierte Naturparadies zur perfekten Wildnis der Gegenwart.


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