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Visionär ohne Schmäh Eröffnung des Paul-Preuß-Gedenkjahres

2013 ist das Jahr großer alpiner Jubiläen und Persönlichkeiten: Everest, Eiger-Nordwand und Nanga Parbat. Vor 100 Jahren aber ist auch der Pionier der Freikletterei Paul Preuß tödlich abgestürzt. Sein Geburtsort Altaussee im Salzkammergut begeht dieses Gedenkjahr den Sommer über mit vielen Veranstaltungen. Am vergangenen Wochenende wurde das Paul-Preuß-Gedenkjahr mit viel Alpin-Prominenz und in feierlicher Atmosphäre eröffnet.

Stand: 06.07.2013 | Archiv

Zum 100. Todestag von Paul Preuß  | Bild: BR, Georg Bayerle

Nach dem Regen in der Nacht wabern die Nebelfetzen aus den Felswänden am Toten Gebirge. Die Altausseer Salinenkapelle mit weißen Federbuschen auf den Hüten spielt am Seeufer.

Blick auf die Trisslwand über dem Altausseer See

Hier, mit Blick auf die 500 Meter hohe Trisslwand ,wird das neue Denkmal für Paul Preuß enthüllt. Reinhold Messner ist da, Alexander Huber ebenso und viele weitere bekannte und weniger bekannte Kletterer, Berginteressierte und Paul-Preuß–Verehrer.

Preuß-Grab in Altaussee

Die Familie Preuß, ursprünglich aus dem damals habsburgischen Ungarn stammend, kam durch den Vater von Paul Preuß Vater ins Ausseer Land, erzählt Jimmy Petterson, der nach Amerika ausgewanderte Großneffe des Kletterers. Sein 1886 in Altaussee geborener Großonkel Paul Preuß war ein Multitalent: akademisch hochgebildet als promovierter Biologe und ein hochbegabter, wagemutiger Kletterer dazu. Als solchen schätzt ihn auch Alexander Huber, der den Stil von Paul Preuß wohl am perfektesten ins 21.Jahrhundert übersetzt hat.

Der Kletterhammer von Paul Preuß

Dabei geht es nicht um die Radikalität des so genannten „Mauerhakenstreits“, die vor 100 Jahren die Parteien geteilt hat, sondern darum, im Klettern ohne Hilfsmittel das Maß zwischen Berg und Mensch auszuloten. Für Alexander Huber ist das auch eine Kultur des Verzichts: eben nur so weit zu gehen, wie das eigene Vermögen und die eigene Sicherheit es zulassen.

Die Salinenkapelle spielt für Paul Preuß

Nach seinem frühen Bergtod mit 27 Jahren an der Mandlkogelkante im Gosaukamm wurde Paul Preuß als Jude von der nationalsozialistischen Alpinhistoriographie unterschlagen. Erst in den 1960er Jahren begann die Wiederentdeckung von Paul Preuß. Zum Festabend in Bad Aussee sind auch viele junge Alpinisten gekommen. Die Erlebnisräume für diesen individualistischen Ansatz zu bewahren, darum geht es, betonte Reinhold Messner und forderte, keine neuen Klettersteige mehr zu bauen.

Preuß-Ausstellung im Kaiserlichen Stall

Aus einem seiner Museen hat er ein besonderes Exponat beigesteuert, das Lutz Maurer, einer der anerkanntesten Alpinjournalisten Österreichs und Paul Preuß-Historiker, besonders gerne herzeigt: den Felshammer des legendären Kletterers.

Festgäste, Preuß zu Ehren

Paul Preuß, der in seiner Münchner Zeit nachts oft an den Propyläen am Königsplatz geklettert ist, hat insgesamt 400 Alleingänge vom Totenkirchl bis zum Campanile Basso absolviert. Zwischen Juni und Oktober 1911 stand Paul Preuß auf 93 Gipfeln. 1913 fuhr er wie so oft mit dem Rad von Aussee zum Gosaukamm, wo er, wie meistens ungesichert, Neuland kletterte und an der Mandlkogelkante dann auf unbekannte Weise abstürzte. Seine Bergphilosophie aber hat ihn um ein Jahrhundert überlebt.


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