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Rückblick und Ausblick auf Deutschlands ersten Nationalpark 50 Jahre Nationalpark Bayerischer Wald

In diesem Jahr wird der Nationalpark Bayerischer Wald 50 Jahre alt. Am 7. Oktober 1970 wurde er als allererster Nationalpark in Deutschland gegründet, allerdings nicht unumstritten, vor allem hinsichtlich der Idee, den Wald und die Natur einfach sich selbst zu überlassen.

Von: Renate Roßberger-Köppl

Stand: 29.02.2020 | Archiv

Rückblick und Ausblick auf Deutschlands ersten Nationalpark | Bild: Frank_Bietau

So fiel es den Bayerwäldlern in den vergangenen fünf Jahrzehnten nicht leicht zuzuschauen, wie im Nationalpark ganze Wälder von Windwürfen und Borkenkäfer zerstört wurden. Aber inzwischen sind die Gegner leiser geworden und seltener, denn die Natur überzeugt die meisten.

Herbststimmung beim Wandern

Mehr als 1,4 Millionen Besucher hat der Nationalpark Bayerischer Wald 2019 verzeichnet. Auch viele Schulklassen sind unterwegs im Nationalpark Bayerischer Wald und die Kinder dabei erkennbar stärker beindruckt als bei normalen Waldexkursionen mit der Schule. Die Natur auch Natur sein lassen - das liegt im Trend und zwar nicht erst seit "Friday's vor future" und der Klimawandeldiskussion. Bei seiner Gründung vor 50 Jahren folgte der erste deutsche Nationalpark einem simplen Konzept: 13.300 Hektar Fichtenwirtschaftswald im Landkreis Freyung-Grafenau wurden einfach nicht mehr forstlich genutzt. Doch dann kam ein Windwurf nach dem anderen und in der Folge der Borkenkäfer. Hektarweise graue abgestorbene Wälder waren für viele schwer zu ertragen. Die Einheimischen protestierten, als der Nationalpark 1997 noch einmal auf über 24.000 Hektar in den Landkreis Regen hinein erweitert werden sollte, so auch die Lindberger Bürgermeisterin Gerti Menigat, weil im Zuge des Klimawandels trockene Phasen zunehmen und damit auch der Käferbefall.

Ein Luchs

Doch sollte man die Kräfte der Natur nicht unterschätzen. Auf dem abgestorbenen Fichtenwirtschaftswald entsteht hier von selbst ein neuer, kreuz und quer wachsender Ur-Mischwald, der bisher nur im alten Teil des Nationalparks gut zu erkennen ist. Im Erweiterungsgebiet hatte man sich wegen der Proteste aus der Bevölkerung für eine schrittweise Entwicklung entschieden. Noch bis 2027 wird hier teilweise der Borkenkäfer bekämpft. Das führt zu großen Kahlschlägen, die Entwicklung eines neuen Urwalds verzögert sich. Wissenschaftlich längst nachgewiesen ist die Artenvielfalt, die sich entwickelt - von Specht und Habichtskauz über Wolf und Luchs bis zu tausenden Pilz-, Flechten- und Insekten-Arten. Manche galten schon als ausgestorben und sind nun plötzlich wieder da als so genannte Urwald-Reliktarten wie zum Beispiel die Käferart „Nemadus colonoides“. Aber man braucht einen langen Atem, denn 50 Jahre sind nur ein Wimpernschlag in der Waldentwicklung. Wohin die Reise zum Urwald gehen könnte, sieht man vor allem in den Gebieten, die schon lange vor der Nationalparkgründung unter Schutz gestellt wurden, beispielsweise an der Mittelsteighütte bei Zwieslerwaldhaus.

Rachelkapelle Sandra

Der Nationalpark-Geburtstag wird übrigens das ganze Jahr über mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Die größten Events sind im Mai und im August zwei „Feste der Regionen“ in den Besucherzentren in Neuschönau und in Ludwigsthal. Außerdem kommt im Herbst ein Nationalparkfilm in die Kinos!


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