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Raubgräber und Archäologie bei Eschenlohe Auf der Suche nach dem Schatz

Seit vielen tausend Jahren sind die Bayerischen Alpen Durchgangs- und Siedlungsgebiete für Menschen gewesen. Ihre Spuren finden sich etwa in der Zugspitzregion oder im Karwendel:

Von: Andreas Pehl

Stand: 25.10.2022 | Archiv

Raubgräber und Archäologie bei Eschenlohe | Bild: BR, Andreas Pehl

Feuersteinklingen und Steinbeile, Werkzeuge aus Bronze oder Eisen tauchen immer wieder aus der dünnen Humusschicht der Berge auf. Archäologinnen versuchen, die vorgeschichtliche Besiedlung der Bayerischen Berge zu erforschen – doch nicht immer kommen sie rechtzeitig an interessante Fundstellen. Sondengänger und illegale Raubgräber kommen ihnen immer wieder zuvor. So auch auf einem kleinen bewaldeten Gipfel in der Nähe von Eschenlohe.

Unterwegs zu einem unscheinbaren Vorgipfel, der einen Schatz verbirgt

Marilena, Max, Frederik und Dominik haben das Wahlfach Archäologie am Murnauer Staffelseegymnasium belegt und sind heute zusammen mit Archäologen der Universität München hoch gewandert. Doch das, was sie hier oben gefunden haben, ärgert die vier Nachwuchsarchäologen: mehrere tiefe Löcher im Boden. Rücksichts- und gedankenlos wurde hier mit einer Spitzhacke ein wertvoller archäologischer Ort zerstört, Metallfunde gestohlen und ohne Dokumentation aus dem Fundkontext entfernt. Kleine Knochenteile liegen am Boden verstreut – möglicherweise Belege für einen bronzezeitlichen Brandopferplatz. Archäologin Caroline von Nicolai leitet die Ausgrabung im Rahmen eines Interreg-Projektes und betreut die Gruppe. Um Kinder und Jugendliche für diese Problematik zu sensibilisieren, entstand eine grenzübergreifende Kooperation zwischen bayerischen und Tiroler Schulen und Archäologen der Universitäten München, Innsbruck und Augsburg.

Der kleine Gipfel, der mit seinen rund 800 Metern einen guten Blick über das Murnauer Moos bietet, ist für die Archäologin ein vielversprechender Platz, um einen Blick in die Vergangenheit zu bekommen: gute Ausblicke, gute Verteidigungsmöglichkeit und nicht zu steil – das haben die Menschen, die hier vor einigen tausend Jahren vorbeikamen, sicher auch geschätzt.

Trotz der Raubgräber war der Ausgrabungstag nicht ganz erfolglos. Die Schülerinnen konnten zeigen, wie viel sie über Ausgrabungstechniken gelernt hatten und der Berg hat immerhin ein paar verbrannte Tierknochenstücke und zwei Tonscherben hergegeben – stolz sind die vier auf ihre Funde und haben damit die perfekten Voraussetzungen, um als Archäologen zu arbeiten. Denn Caroline von Nicolai weiß: Es kann nicht immer nur ein Goldschatz sein!

Sollten Sie bei einer Bergtour etwas archäologisch Interessantes finden oder sollten Ihnen frisch gegrabene Löcher im Boden verdächtig vorkommen, dann geben Sie bitte dem zuständigen Denkmalamt Bescheid, in Bayern ist das das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München: www.blfd.bayern.de


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