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BR-Radltour 2018 Ein Blick hinter die Kulissen

Die BR-Radltour ist heuer bereits zum 29. Mal quer durch das Sendegebiet des Bayerischen Rundfunks gerollt. Sechs Etappen durch fünf Regierungsbezirke, von Mühldorf nach Marktheidenfeld, insgesamt 480 Kilometer. Impressionen von unserem Tour-Reporter Lutz Bäucker.

Von: Lutz Bäucker, Team BR-Radltour 2018

Stand: 31.07.2018

Hinter den Kulissen der Radltour: Das BR- Video-Team in  Gangkofen  | Bild: BR/Lutz Bäucker

Der Tour-Direktor hat Gänsehaut, bei 35 Grad im Schatten: "Diese Einfahrt , dieser Jubel, diese Stimmung- einfach phantastisch," freut sich Markus Riese und wischt sich eine Mischung aus Tränen und Schweiß aus den Augen. Er steht am Ziel der ersten Etappe der 29. BR-Radltour in der wunderschönen Altstadt von Landshut. "Landshut, hallooooo!!!" skandiert neben ihm Oberbürgermeister Alexander Putz, er bewegt sich im "La Ola-Rhythmus" auf und nieder und stellt etwas atemlos fest: "Einfach unglaublich!" Ein paar Tausend Landshuter sind trotz Julihitze herbeigeströmt, um die Einfahrt der 1.100 Radltour-Teilnehmer mitzuerleben: "Das ist wie die Tour de France," schreit ein sonnengeröteter Mittvierziger beim Vorüberfahren, "so was erlebst du nur einmal im Jahr!"

"Wir verbinden so jeden Sommer wieder aufs Neue große Teile Bayerns und damit unserer Hörer und Zuschauer auf einmalige und sehr unterhaltsame Art und unterstreichen unsere Kompetenz, regional aus jeder Ecke Bayerns zu berichten!"

Stefan Wittich, Hauptabteilungsleiter Intendanz

Überall große Freude, auch bei den Kuchenbäckerinnen in Volkenschwand

Vor Ort kommt das gut an. Hopfenbäuerin Gudrun Höfter hat ihren großen Hof in Volkenschwand in der Hallertau für die in den diesen Tagen extrem wichtige Wasserpause der Tour zur Verfügung gestellt. Also Platz gemacht für einen Sattelschlepper voller Mineralwasserflaschen. Tische aufgestellt für die von 45 Frauen aus der Nachbarschaft extra gebackenen 45 Kuchen. Das Haus geschmückt, Parkplätze für den großen Tour-Tross ausgewiesen und, und, und: "Es ist eine große Ehre für uns," sagt Gudrun. Und Helferin Anita bekräftigt: "Da wollten wir unbedingt  dabei sein- wenn der BR mal zu uns kommt!"

So etwas hört man immer und überall, auf der Tour durch Hopfengärten und Wiesen-Auen, vorbei an Automobilwerken und Bauernhöfen, bejubelt und gefeiert von Abertausenden entlang der Strecke, die in mühseliger Kleinarbeit seit 29 Jahren von Cheforganisator Wolfgang Slama zusammengepuzzelt wird. Er bekam 1989 vom damaligen BAYERN 3-Redakteur Thomas Gaitanides den Auftrag, eine Strecke zu planen, die die Landschaften und Orte Bayerns auf interessante und sportlich machbare Art und Weise verbindet. Das ist im Juli 1990 so gut gelungen, dass sich die BR-Radltour zu einem echten Dauerbrenner mit höchster Akzeptanz und Bekanntheit entwickelt hat.

Start zur 2. Etappe in Landshut

Die Arbeit, die dahinter steckt, ist für Teilnehmer und Zuschauer nur ansatzweise zu sehen. Der "Fahrplan" des Feldes muss minutiös getaktet werden - überall können verspätete Züge, plötzlich aufgerissene Straßen oder wie heuer die extreme Hitze das angepeilte Durchschnittstempo verändern. Slama muss also immer wieder Sammelstopps einlegen, permanent mit dem die Tour begleitenden Polizeikommando kommunizieren und schnell Entscheidungen treffen, die im Falle eines Gewitters oder anderer Unbilden sofort fallen müssen. Das gilt auch für die Einsatzgruppe des Arbeiter-Samariter-Bundes, die sogar auf Erste-Hilfe-Hubschrauber und einen Motorrad-Sanitäter zugreifen kann.

Riesenandrang auf das nächtliche Massenquartier in Bad Gögging

Ebenso perfekt organisiert ist die Betreuung von Radlern, die aufgeben (müssen): Das THW hat mehrere "Besenwagen" am Ende des Feldes positioniert, auf der Straße bleibt niemand liegen, Mensch und Maschine sind innerhalb weniger Sekunden sicher verstaut und werden ins Ziel gebracht. Ebenfalls in den Aufgabenbereich der Frauen und Männer in der dunkelblauen THW-Kluft fällt der Transport von 800 Schlafmatratzen und  Tonnen von Radlergepäck: "Unfassbar, was die alles mitschleppen - vom Bügeleisen bis zum Zelt - alles!" wundert sich THW-Mann Franz König.

DAS Bild dieser heißen Radltour-der riesige 7 Grad kalte Wasser-Fächer der Freiwllligen Feuerwehr in Rohr !

Zeitplan, Programm und Bewirtung in den Mittagsorten fallen seit Jahren in den Zuständigkeitsbereich von BR-Redakteur Helmut Schwager. Unzählige Gespräche, viele Dienstfahrten und manchmal langwierige Verhandlungen sind nötig, bis beispielsweise in Rohr alles steht: ein Gstanzlsänger tritt auf, der Bürgermeister spielt die Orgel und der ehemalige Abt des Klosters Rohr führt andächtig lauschende Radler in kurzen Hosen und bunten Funktionstrikots durch die wunderbar kühle Asamkirche. Auch der Einsatz der örtlichen Feuerwehr muss exakt abgesprochen werden-  der labende Riesenfächer aus 7 Grad kaltem Leitungswasser darf erst dann die sehnlichst herbeigesehnten Wassertropfen auf die überhitzten Radlerkörper regnen lassen, wenn Tour-Direktor und Cheforganisator den Radlabstellplatz verlassen. Schwager stimmt auch das Speiseangebot vor Ort ab - alles geht nicht durch. Es soll gesund und preiswert sein.

In den Etappenzielen sorgen Madleen Kehl und Michael Maier für die ansprechende Gestaltung der Radltour-Festplätze, sie sind seit Frühlingsbeginn unterwegs in Sachen Radltour, müssen sich um Standgrößen, Strom – und Wasseranschlüsse kümmern und Fluchtwege in die Pläne einzeichnen. Darauf achten Walter Stadler und sein BR-Sicherheitsteam geradezu pedantisch- das Sicherheitsprotokoll für Bayerns bekannteste Breitensport-Veranstaltung hat inzwischen Buch-Dicke angenommen.

Schöne Festival-Stimmung beim BAYERN 3-Konzert von Milow in Mühldorf

Das allabendliche Radltour-Open air Konzert liegt in den Händen von BAYERN 3-Musikchef Edi van Beek und seiner Assistentin Sabine Dittrich. Kein einfacher Job: Die Künstler sind Individualisten, haben oft spezielle Wünsche und kosten immer mehr Geld. Und außerdem muss die musikalische Mischung stimmen. Auch diese Aufgabe muss schon im Spätherbst angegangen werden, um im Hochsommer attraktive Top-Acts wie Anastacia oder Mark Forster auf die Tour-Bühne zu bekommen.

Daneben ist außerdem viel Kleinarbeit zu erledigen: Janina Weber betreut die Anmeldungen, sie muss praktisch rund ums Jahr Fragen zur BR-Radltour beantworten, Barbara Zimmermann hat die prominenten Mitradler im Blick- vom Minister bis hin zu US-Generalkonsulin. Wolfgang Slama läßt jedes Jahr das aktuelle Tour-Trikot schneidern, Helmut Schwager stellt bis Weihnachten den Telefonbuch-dicken Tour-Pressespiegel zusammen und muss jedes Jahr an die 200 Hotelzimmer für den Tross organisieren- in manchen Gegenden Bayerns eine schier unlösbare Aufgabe.

Radltour-Reporter Lutz Bäucker (li) mit den BR-Technikern Marc Hoffmann und Andreas Wüst

Aber irgendwie klappt schließlich alles - die sekundengenau geplanten Live-Schalten zu den Hörfunk-Programmen des BR ebenso wie die aufwendigen Produktionen des BR-Fernsehens. Online-Redakteure und Fotografen halten jedes wichtige, jedes winzige Detail des großen BR-Wanderzirkus fest und versorgen Facebook, Twitter und die Tour-Homepage mit unzähligen Bildern und Videos. Wer Lust hat, kann rund um die Uhr am Hinterrad der 1.100 Radler kleben - auf wirklich allen Kanälen. Die BR-Radltour ist das beste Beispiel dafür, wie der BR als modernes Medienhaus kompetent und unterhaltsam für seine Hörer, Zuschauer und User da ist - von September bis August - rund um das Jahr. Und das seit dem Start vor 29 Jahren…


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