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Roider Jackl Der Rundfunk-Star

Der Roider Jackl hat Narrenfreiheit und darf deshalb auch die Hand beißen, die ihn füttert. Zu jener Zeit ist der Volkssänger bereits eine feste Institution im Radioprogramm des Freistaats.

Von: Günter Sigl

Stand: 23.05.2012 | Archiv

Roider Jackl im Studio  (ca. 1950) | Bild: BR

Mit der Live-Übertragung des Niederbayerischen Preissingens 1931 in Landshut, bei dem Roider die Silbermedaille gewinnt, beginnt seine lebenslange Präsenz in Funk und Fernsehen. Im Fasching 1956 gstanzelt er in seinem "Kommentar der Woche" im Bayerischen Rundfunk:

"Wenn da Bayerische Rundfunk maskiert gang, den kennat i glei, an seim schlechten Programm und seim preißischen Mei."

(Roider Jackl)

Zu jener Zeit ist der Volkssänger bereits eine feste Institution im Radioprogramm des Freistaats. Mit der Live-Übertragung des Niederbayerischen Preissingens 1931 in Landshut, bei dem Roider die Silbermedaille gewinnt, beginnt seine lebenslange Präsenz in Funk und Fernsehen.

Karriere ohne Knick

Roider Jackl im Studio 1936

Solo oder zusammen mit seinem Bruder Wastl, der Roider Jackl gehört in den 30er- und 40er-Jahren zu den meistbeschäftigten Sängern des Bayerischen Rundfunks. Im September 1936 treten die Roider-Brüder bei der Berliner Funkausstellung auf und selbst der Zweite Weltkrieg unterbricht die Karriere nicht. Heimatnah stationiert kann der Soldat Jakob Roider immer mal wieder vors Mikrofon. Er ist bei den Hörern beliebt und eckt bei den Nazis nicht an, singt er bis 1945 doch ausschließlich althergebrachte, harmlose Volkslieder und Bauerngstanzl.

Bayerisch kontra Zensur

Dank einer politisch weißen Weste darf Jakob Roider nach dem Krieg bei Radio München, dem Sender der US-Militärregierung, weiter auf Sendung sein. Der Volkssänger muss seine Verse zwar der Zensur vorlegen, etwaige Eingriffe scheitern aber an Sprachbarrieren: Die Amerikaner haben angesichts der doppelsinnigen, bayerischen Gstanzl so ihre Verständnisprobleme und geben deshalb ohnmächtig ihr Okay.

Der "Drehorgelbürgermeister"

"Pfingstorgel"

In der frisch-demokratisierten Luft der Bundesrepublik würzt Jakob Roider seine Reden und Gstanzl mit politisch-humoristischem Pfeffer. Im Bayerischen Rundfunk wird er damit zum Star mehrerer Sendereihen. Neben Auftritten im Landfunk und der Abteilung Volksmusik spricht er ab 1951 die Kommentare zum Faschingssamstag. Als "Drehorgelbürgermeister" kurbelt er die "Weißblaue Drehorgel" an, die ab 1952 durch Bayern zieht und jedes Mal von einem anderen Ort ausgestrahlt wird. Einmal sogar von Hamburg aus: Am 18. Oktober 1957 gibt die Radiosendung ein Gastspiel beim Norddeutschen Rundfunk. Roider meistert den Auftritt im kühlen Norden mit Bravour.

Auch in der 1955 gestarteten Sendung "Bairisch Herz" und den Nachfolgesendungen der 1965 eingestellten "Drehorgel" - dem "Bayern-Express" und der "Weißblauen Truhe" - ist der Roider Jackl Dauergast. Ein halbes Jahr vor seinem Tod, am 10. November 1974, hat er in dieser Sendung seinen letzten Auftritt im Bayerischen Rundfunk.


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