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Landesausstellung 2014 Ludwig der Bayer - Kaiser kontra Papst

Heute ist es unvorstellbar, dass der Papst bestimmt, wer in Deutschland Bundeskanzler wird. Im Mittelalter war das anders. Kirchliche und weltliche Herrscher rangen um Macht. Ludwig der Bayer schlug eine neue Richtung ein. 2014 ist ihm die Landesausstellung in Regensburg gewidmet.

Stand: 11.10.2012 | Archiv

Urkunde von 1338, mit der Kaiser Ludwig IV. ein Lehnsverhältnis löste | Bild: picture-alliance/dpa

Das Haus der Bayerischen Geschichte sieht zwei Anlässe, mit der Landesausstellung in Regensburg die Blicke auf Ludwig den Bayern zu lenken. Zum einen das Jubiläum: Vor 700 Jahren, am 20. Oktober 1314, wurde der Wittelsbacher zum König gewählt. Zum anderen soll Ludwig aus dem Schatten seines Nachfolgers Karl IV. herausgeholt werden, der prunkvoll und bis heute berühmt in Prag residierte.

Gegen den Willen des Papstes

Denn bereits zur Zeit Ludwig des Bayern (1281/82-1347) nehmen Veränderungen ihren Lauf, die unser heutiges Weltbild prägen. Zum Beispiel die Abkopplung des Staates von der Kirche. Als König streitet Ludwig mit dem von Avignon aus agierenden Papst Johannes XXII. um Oberitalien. Der Bayer weist den Papst in seine Schranken: Er dürfe nicht über die Befugnisse des Königs urteilen, wenn schon, dann müsse das ein Konzil tun.

Kirchenbann und Krönung zum Kaiser

Grab in der Münchner Frauenkirche

Der verärgerte Papst verhängt über den Widerspenstigen den Kirchenbann. Doch Ludwig, der Unterstützung von anderen Geistlichen und auch italienischen Adligen bekommt, lässt sich nicht einschüchtern, zieht nach Rom und lässt sich von zwei exkommunizierten Bischöfen als erster Wittelsbacher zum römisch-deutschen Kaiser krönen. Im April 1328 verkündet er die Absetzung von Johannes XXII. Die papstlose Kaiserkrönung bedeutet: Ein Kaiser braucht zu seiner Legitimation keinen Papst. Das war neu und wegweisend.

"Der Bayer" als Beiname

Nicht nur, dass Ludwig als deutscher König acht Jahre lang mit dem Habsburger Friedrich dem Schönen einen zweiten deutschen König, einen Gegenkönig, als Konkurrenten hatte. Ludwig bot Papst Johannes XXII. die Stirn. Das katholische Oberhaupt und seine Kanzlei nannten Ludwig verächtlich "Ludovicus Bavarus". Die Bezeichnung Ludwig der Bayer hat sich verselbständigt und ist dem Wittelsbacher als Kaiser Ludwig IV. und darüber hinaus geblieben.

In dem Geflecht der konkurrierenden Dynastien Luxemburg, Habsburg und des Papstes in Avignon macht sich der Wittelsbacher neue Strategien zu Nutze. Er fördert, dass Kaufherren sich als reiche Oberschicht etablieren können, privilegiert Handel und Handelswege, um mehr finanzielle Mittel für seine eigene Politik zu erhalten.

Ludwig der Bayer setzt nicht nur auf Befehl und Gehorsam, sondern auf Konsens der herrschenden Ebenen vom Kaiser über die Fürsten bis hin zu den Städten. Darin lassen sich Vorläufer der föderalen Struktur erkennen.

Interaktive Karte: Landesausstellung an drei Orten in Regensburg

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Interaktive Karte: Landesausstellung an drei Orten in Regensburg

Die Landesausstellung 2014 in Regensburg entwirft ein Panorama der spätmittelalterlichen Zeit mit ihren politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Umbrüchen. Im Fokus liegt die Zeitspanne von etwa 1300 bis 1350, als Bayern im Blickpunkt der europäischen Politik liegt.

Ludwig und die Landesausstellung 2012

Ludwig der Bayer spielt bereits bei der Landesausstellung 2012 eine Rolle, die noch bis 4. November dauert und sich dem Verhältnis der ungleichen Brüder Bayern und Österreich widmet. Hier ein Porträt des Wittelbachers:


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