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Zwölfuhrläuten Lindau am Bodensee in Schwaben

Verena, eine fromme Jungfrau, lebte der Legende nach im 4. Jahrhundert als Einsiedlerin und trug durch Gebet sowie werktätige Nächstenliebe zur Verbreitung des Christentums bei. In der Schweiz gehört sie zu den meistverehrten Heiligen.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 02.10.2022 | Archiv

Aber auch in der gesamten Bodenseeregion tragen viele Kirchen das Patrozinium der ursprünglich im ägyptischen Theben Geborenen. So auch St. Verena im Lindauer Stadtteil Reutin.

Erste elektrische Kirchenheizung Bayerns

Dort ragt der neugotische Bau leicht erhöht in die Landschaft des Bodensees, den man von hier aus gut überblicken kann. Ab dem 15. Jahrhundert existierte eine Pfarrkirche, die in den Jahren 1870/71 durch den jetzigen, neogotischen Nachfolgerbau nach Plänen des Lindauer Baubeamten Anton Harrer ersetzt wurde. Chormauern und Turmunterbau wurden dabei von der Vorgängerin übernommen. Im August 1871 wurde St. Verena für die evangelische Gemeinde von Reutin eingeweiht.
Architektonisch gesehen ist das Gotteshaus kein Kirchenschiff, also kein Rechteck mit Längsorientierung. Vielmehr ist der Hauptraum quadratisch auf einer Fläche von etwa 16 mal 16 Metern aufgespannt. Also in der Wirkung mit Vorhalle, Chor und Turm eine eher langgestreckte Saalkirche. In der übrigens 1925 die erste elektrische Kirchenheizung Bayerns installiert wurde. Das helle Kreuzgewölbe schafft zusammen mit den Spitzbogenfenstern sowie den bequemen Nadelholzbänken eine offene, lichte Raumatmosphäre, die gern zum spirituellen Verweilen einlädt.

Wieder vier Glocken im Turm

In Reutin steht der Kirchturm zu zwei Seiten hin frei. Im Glockenstuhl haben bis 1999 nur drei Glocken ihren Dienst getan, erst dann konnte das durch Kriegswirren getrennte ursprüngliche Quartett mit einer nagelneuen Christusglocke aus Heilbronn wieder komplettiert werden. Zum ersten Mal erklangen alle vier in der Silvesternacht und haben somit im es-Moll-Akkord das neue Jahrtausend begrüßt.


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