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Zwölfuhrläuten Kaufbeuren in Schwaben

Bis ins Jahr 1520 lässt sich der Beginn der Reformation in der ehemals Freien Reichstadt Kaufbeuren zurückdatieren. In einem eigens dafür errichteten Predigtstuhl der Stadtpfarrkirche St. Martin wurden Schriften von Martin Luther verlesen.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 17.03.2024 | Archiv

Viele Jahrzehnte war St. Martin Simultankirche, diente also Gegnern und Anhängern der Reformation als Gotteshaus. Der Burgfriede währte nicht ewig, die Kaufbeurer Protestanten mussten Anfang des 17. Jahrhunderts einen neuen Ort für ihre Gottesdienste suchen. Und wurden fündig.

Herrschaftshaus wurde zur Kirche

Der Stadtrat überließ das Kaiserhaus, einen zentral gelegenen Profanbau, der evangelischen Gemeinde. Dann ging alles recht schnell. In knapp 30 Wochen entstand aus einem feudalen Herrschaftshaus eine Kirche. Das prunkvolle Gebäude im Herzen der Kaufbeurer Altstadt wurde im Lauf der Jahrhunderte noch mehrfach verändert und erweitert, so kamen etwa in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die beiden Emporen hinzu.

Der Turm mit geschwungerer Kuppel auf der Ostseite entstand erst 1820/21. Bis dahin läutete man von der katholischen Martins-Kirche auch geschwisterlich zum evangelischen Gottesdienst. Knapp 1.000 Sitzplätze fasst die Dreifaltigkeitskirche heute.

Die Innenausstattung verblüfft mit wunderbarem Stuck, Deckengemälden und goldenen Verzierungen. Die Kanzel, ein Holzaufbau mit modern grauem Anstrich und Rocailledekor, datiert in das Jahr 1764.

Erweitertes Glockenquartett

Drei Glocken taten bis 1942 ihren Dienst, wurden aber dann für Kriegszwecke einbehalten. Schon 1948 konnten die Kaufbeurer drei neue Glocken von Gebhard aus Kempten montieren. 2018 wurde klar, dass eine der Glocken nicht mehr rein ist. Zudem zeigte sich, dass Platz für eine vierte Glocke sei. 2022 hat dann die Gießerei Bachert zwei neue Glocken geliefert. Seitdem erklingt ein Glockenquartett in der Stimmung e, fis, a und h über der Kaiser-Max-Straße.


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