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Zwölfuhrläuten Auerbach in der Oberpfalz

"Ich muss dich nun vor allen Dingen in lustige Gesellschaft bringen", sagt Mephisto zum Faust und führt ihn in Auerbachs Keller. Dort wird es so zünftig, dass Wein aus der Tischplatte strömt und den lustigen Gesellen kannibalisch wohl wird "als wie fünfhundert Säuen". Der Teufel hat`s halt drauf.

Von: Georg Impler

Stand: 05.01.2014 | Archiv

An die Oberpfalz denkt keiner, auch der Student Goethe, wenn er im Gewölbe einkehrte, wird es nicht getan haben. Dabei gäbe es den Keller nicht, ohne den um 1480 im oberpfälzischen Auerbach geborenen Heinrich Stromer. Der ging studienhalber nach Leipzig, wurde Universitätsrektor und kurfürstlicher Leibarzt und gründete das bis heute bekannteste Gasthaus in der sächsischen Messestadt. Das zweieinhalb Autostunden südlich, an der bayerischen Eisenstraße gelegene Auerbach gelangte so in die Weltliteratur. Die Goetheplakette am Rathaus und die Dr. Stromer-Straße erinnern daran.

Auerochse als Wappentier

Auf dem ansehnlichen Stadtplatz dagegen zieht ein gewaltiger, bronzener Auerochse die Blicke auf sich. Schon seit 1314, als Ludwig der Bayer die Stadtrechte verlieh, soll er Auerbachs Namensgeber und Wappentier sein. Die mächtige St. Johanniskirche, mit ihrem fünfjochigen Langhaus kann heuer zu den 700-Jahrfeiern wenig beitragen, weil die grundlegende Sanierung noch andauert. Das Gotteshaus wurde in ihren gotischen Teilen um 1500 begonnen - etwa 70 Jahre nach der Verwüstung der Stadt durch die Hussiten - und im 18.Jahrhundert nach Dientzenhofer-Plänen erweitert.

Rettung der Glocken mit Leben bezahlt

Der zehngeschossige, mit Kuppel und Laterne hoch über die Stadt aufragende Kirchturm ist schon saniert. Heute läuten vier Bronzeglocken aus dem siebten Stock des Turms. Als man die alten Glocken beim Stadtbrand 1868 retten wollte starben drei Feuerwehrläute unter dem glutflüssigen Metall.


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