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Zwölfuhrläuten Ammerthal in der Oberpfalz

Nur ein paar Kilometer westlich der historischen Stadt Amberg liegt am Osthang des Fränkischen Jura die mit gut zweitausend Einwohnern zwar kleine, aber selbstständige Gemeinde Ammerthal.

Von: Regina Fanderl

Stand: 13.01.2019 | Archiv

Zwei romanische Kirchen bestimmen die Silhouette des hübschen Dorfes über dem Ammerbachtal. Ihre massigen Spitzhauben-Türme weisen auf einen geschichtsreichen Ort, und tatsächlich reichen die Siedlungsspuren bis in die Bronzezeit zurück. Dennoch stellt sich die Frage: Warum stehen hier, nicht weit voneinander entfernt, gleich zwei katholische Kirchen? Nun, auch das ist eine alte Geschichte. Im Gegensatz zur St. Nikolauskirche war die Liebfrauenkirche in früheren Zeiten die Kapelle einer mächtigen Castellburg, die um 800 von den Babenbergern erbaut und 1003 durch König Heinrich II. zerstört wurde.

Kriechende Tiergestalten am Dachgesims

Der aus Kalkbruchsteinen gefügte romanische Saalbau zählt zu den ältesten Kirchenbauten in der Region. Im späten 15. Jh. wurde ein gotischer Chor angebaut und das Langhaus mit Sterngewölben und lilienartigen Verzierungen geschmückt. Erhalten ist eine der wenigen gotischen Steinkanzeln sowie mehrere Epitaphien des lokalen Adels und der Priesterschaft. Etwas ganz besonderes sind auch die kriechenden Tiergestalten am Dachgesims. Löwe, Schwein, Drache und Fabeltier sollten das Unheil abwehren – in Stein gemeißelt als Symbole für den Kampf zwischen Gut und Böse.

Glocken aus Wallfahrerzeit

Die einst zahlreichen Wallfahrten zur Liebfrauenkirche sind eingeschlafen. Nicht so die beiden Glocken. Sie läuten im dreigeschossigen Turm mit seinen vier gotischen Schallöffnungen, der auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, und stammen aus der Zeit, als die Wallfahrt noch in voller Blüte stand. Die Umschrift ist der Anfang des bekanntesten Mariengebetes: "ave maria gracia plena…"


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