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Zwölfuhrläuten Großheirath in Oberfranken

Auf eine üppige Hochzeitsfeier weist der Name des etwa 10 Kilometer südlich von Coburg gelegenen Ortes nicht hin. Ursprünglich hieß das Dorf "Hourieth", man haute hier nämlich Riedgras. Mit der Zeit wurde aus "Hourieth" "Heirath", den Namensvorsatz "Groß" wählte man ab 1720 zur klanglichen Unterscheidung vom benachbarten Herreth.

Von: Klaus Alter

Stand: 24.04.2022 | Archiv

Großheirath liegt an der ehemaligen Fernhandelsstraße von Leipzig nach Nürnberg. Weil sich diese Handelsroute dort mit einem ost-westlich verlaufenden Weg kreuzte, liegt der Schluss nahe, dass das erste Gotteshaus am Ort eine Wegkapelle war.

Sehenswerte Orgel

Von der Kapelle ist nichts geblieben, wohl aber von der spätgotischen Kirche, die man in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts baute. Außenmauern und Turmunterbau stehen heute noch, letzterer damals wie heute als mit einem beeindruckenden Kreuzgewölbe überspannter Altarraum.
Die größte Veränderung erfuhr die Pfarrkirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts: Das Schiff wurde erhöht, gleich drei Emporen übereinander eingebaut, ebenso eine neue Orgel; ihr sehenswerter, fünfteiliger Orgelprospekt ist noch vorhanden.

Seltene Glockenaufschrift

Der rechteckige zweigeschossige Turm erhielt in dieser Zeit ein achteckiges Glockengeschoss und eine markante welsche Haube, zweistöckig, mit luftigen Arkadenaufsätzen und einer sogenannten Turmlaterne als Abschluss. Drei Glocken läuten vom Großheirather Wahrzeichen weit über die Dächer des Dorfes ins Land hinaus. Die beiden kleineren goss Perner in Passau 2008 als Ersatz für zwei in die Jahre gekommene Eisenglocken. Die große schuf 1749 der Coburger Gießermeister Andreas Meyer. Sie lässt ihre bemerkenswerte, weil seltene Aufschrift als Einladung zum Gottesdienst erklingen. "Advenite – Adorate – Salvamini" ruft sie, "Kommt! – Betet an! – Lasst euch gesund machen!"


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