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Zwölfuhrläuten Ramsau-Kunterweg in Oberbayern

In einsamer, waldreicher Höhe über der Ramsauer Ache schmiegt sich Maria Kunterweg an einen steilen Abhang. Der Name erinnert an den Weg für das kleine Vieh – Schafe und Ziegen – der hier vorbeiführte. Das kleine Kirchlein lässt sich nur zu Fuß erreichen, die Forststraße ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Gott sei Dank – werden viele Wanderer und Wallfahrer sagen.

Von: Michael Mannhardt

Stand: 19.05.2019 | Archiv

Erst kurz vor dem Ziel erblickt man das Kleinod: Ein barockes Gotteshaus, eng an den Fels gebaut. Auf dem schmalen Vorplatz plätschert klares, köstliches Bergwasser ins Brunnenbecken. Sonst nur Stille.

1733 eingeweiht

Das Kirchlein erinnert mit seinen schindelgedeckten Kuppeln und den beiden offenen, laternenartigen Türmchen mit Zwiebelhaube an St. Bartholomä am Königssee. Am 20. September 1733 wurde es durch Fürstpropst Cajetan Anton von Nothafft eingeweiht, ein Werk des Salzburger Hofbaumeisters Sebastian Stumpfegger. Der reizvolle Außenanblick wird noch gesteigert, wenn die beiden Glocken aus älterer Zeit gut sichtbar hin und her schwingen und ihre ehernen Stimmen in die herrliche Bergwelt hinaus ertönen lassen.

Deckenfresko erinnert an Vertreibung der Lutheraner

Durch ein rotmarmornes Rundbogenportal tritt der Besucher in den Kirchenvorraum, der durch ein meisterhaftes Rokokogitter abgeschlossen wird. Dahinter entfaltet sich ein lichtdurchfluteter, formvollendeter Raum. Reifer Bandelwerkstuck ziert das flache Tonnengewölbe und umrahmt das Deckenfresko mit der Darstellung der Glorie der Immaculata über dem Stift Berchtesgaden. Politisch wird es im Fresko, weil es auch an die Vertreibung der Lutheraner 1733 aus der Fürstpropstei erinnert.

Der dreistufig aufgebaute Hochaltar – ein beeindruckendes Werk mit Baldachin – zeigt in seinem Zentrum das Gnadenbild von Maria Kunterweg: Eine liebreiche Muttergottesfigur aus der Ursprungskapelle von 1690, das Ziel der Wallfahrer. 


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