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Zwölfuhrläuten Landsberg am Lech in Oberbayern

Wer auf der B 17, der sogenannten romantischen Straße, innerlich eingestellt auf Rokokokirchen, Königsschlösser und Barockklöster durch den Westen der Stadt Landsberg fährt, wird von der katholischen Pfarrkirche zu den Heiligen Engeln zuerst in Ver- und dann in Bewunderung versetzt.

Von: Georg Impler

Stand: 05.10.2008 | Archiv

Ein derart faszinierendes Dach auf einer modernen Kirche dürfte zur Erbauungszeit vor gut vierzig Jahren beispiellos gewesen sein.

Zweites Vatikanisches Konzil als Vorbild

Wie eine Flügelkrone stehen zwölf steil gefaltete, mit patinierten Kupferbahnen eingedeckte Giebel zentrisch über dem Quadrat des Kirchenraums. Der Münchner Architekt Professor Josef Wiedemann und der Landsberger Diplomingenieur Rudolf Ehrmann wollten mit der kühnen Konstruktion den Gedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils von Gottes wanderndem Volk und seinem Zelt unter den Menschen umsetzen.

Ein Zelt aus Glas und Stahl

Dies verdeutlicht auch das Kircheninnere. Über der weit geöffneten, ringförmig ausgeschnittenen Betondecke streben die mit Fichtenholz verkleideten Bahnen des Zeltes in die Höhe und lassen zwischen Auflagering und Faltung durch 12 Dreiecksfenster das Tageslicht auf den Altar fluten. Gliederung und Maßstab verleihen diesem Zelt Gottes eine bezwingende Harmonie. Holz, Glas und Stahl geben ihm Transparenz.

Gemeindezuwachs erfordert Neubau

Der Neubau war notwendig geworden, weil die ursprünglich vor den Mauern Landsbergs gelegene Pfarrei St. Ulrich und Katharina durch die städtebauliche Entwicklung so gewachsen war, dass die 1890 eingeweihte, neugotische Katharinen-Kirche zu klein wurde und man ein neues Gotteshaus mit Pfarrzentrum brauchte. Der 43 Meter hohe Glockenturm steht wie ein Kampanile getrennt von der Kirche und bildet das Portal zum Innenhof, um den sich Pfarrhaus, Amtsgebäude und Pfarrsaal gruppieren. Die fünf 1967 von der Stadt Landsberg gestifteten Glocken wurden in Erding gegossen und wiegen zusammen 5400 Kilogramm.


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