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Zwölfuhrläuten Großhartpenning in Oberbayern

Außergewöhnliche Glockenklänge überraschen den Besucher an hohen kirchlichen Feiertagen im nördlichen Landkreis Miesbach. Sie klingen vom Turm der Pfarrkirche Mariä Heimsuchung in Großhartpenning.

Von: Michael Mannhardt

Stand: 03.06.2010 | Archiv

Bereits 804 wird das Kirchdorf in einer Urkunde des Klosters Tegernsee genannt, im Jahr 2004 wurde die 1.200-Jahr-Feier feierlich begangen. Bis 1803 blieb der Ort der Abtei zur Seelsorge anvertraut. Mit der Säkularisation wurden das Kloster enteignet und die alten Beziehungen abgeschnitten.

Tegernseer Spätgotik

Trotz der neugotischen Ausstattung von 1860 erinnert noch so manches Relikt an die alten Verbindungen nach Tegernsee. Vor allem ist es der spätgotische Kirchenbau selbst, der aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts stammt. Besondere Beachtung verdient ein Gemälde von Johann Baptist Zimmermann. Östlich an den Chor wurde 1734 die Johanneskapelle angefügt, ein Rundbau mit barockem Bandlwerk-Stuck. Der Pfarrhof aus der gleichen Zeit, errichtet als Sommersitz der Tegernseer Äbte, wurde leider abgebrochen.

Frühmorgendliches Glockenschlagen

Besonders interessant sind die vier Glocken im kraftvollen, ab 1720 neu errichteten, schindelgedeckten Glockenturm mit seinem bekrönenden Obelisken als Spitze. Das Geläut erklingt in den Tönen "d", "f", "g", und "b". Die große Stahlglocke stammt von 1893 und wurde in Bochum gegossen. Zwei weitere stammen noch aus barocker Zeit, eine kam nach dem Zweiten Weltkrieg hinzu.

Die drei kleineren Glocken werden an hohen Feiertagen schon in der Früh um fünf Uhr in einem speziellen Rhythmus von Hand angeschlagen, während die große Glocke schwingend den Takt angibt. Sie wird dabei hoch hinauf geläutet - händisch, versteht sich, was dem Glockenkonzert einen feierlichen Charakter verleiht. Großhartpenning ist einer der wenigen Orte, an denen der wohlklingende Brauch des Glockenschlagens noch praktiziert wird.


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