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Ergänzende Maßnahmen Was Rheumapatienten selbst tun können

Rheuma ist zwar heutzutage medikamentös gut behandelbar. Dennoch: Wenn die Patienten völlig zerstörte Knochen und Knorpel haben, müssen sie operiert werden. Neben der medikamentösen Behandlung gibt es einiges, was Patienten zusätzlich tun können.

Stand: 11.10.2021

Rheuma-Patienten bei der Wassergymnastik | Bild: picture-alliance/dpa

Lebenswandel

  • Nicht rauchen!
  • Richtig ernähren: Zurückhaltung bei tierischen Fetten: Tierische Fette sind pro-inflammatorisch, also entzündungsfördernd. Daher sollten Rheumapatienten beispielsweise lieber Olivenöl und Margarine statt Butter nehmen. Eine rein vegetarische Ernährung ist aber auch nicht empfehlenswert. Professor Schulze-Koops rät zu einer sehr ausgewogenen, eher mediterranen Kost mit allen Spurenelementen und Vitaminen: frisches Obst und Gemüse, Fisch und leicht zubereitetes Fleisch.
  • Angemessene Bewegung und Physiotherapie: Die Gelenke müssen bewegt werden, die richtige Bewegung ist wichtig, rät Professor Schulze-Koops. Eine übertriebene Schonung der Gelenke schwächt die Gelenke nur.
  • Stress reduzieren: Auf Immunzellen befinden sich tatsächlich Stressrezeptoren. Zwar erschließt sich rein von der Evolution her gedacht der Sinn dieses Phänomens nicht, denn eigentlich gibt es keinen ersichtlichen Zusammenhang zwischen Stress-Situationen wie „Achtung, ein Tiger!“ oder „Wie bekomme ich Nahrung?“ und dem Immunsystem, das für die Abwehr von Viren und Bakterien verantwortlich ist. Dennoch ist es nachweislich so. Die Neuro-Immunologie beschäftigt sich derzeit damit herauszufinden, was das mit der Ursache von Entzündungserkrankungen zu tun hat. Aber bereits zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich sicher sagen:

"Jemand, der die ganze Zeit gestresst ist, wird größere Probleme haben, das Immunsystem zu beruhigen, als jemand, der keinen Stress hat." Prof. Hendrik Schulze-Koops, Viezepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Naturheilkunde/Chinesische Medizin

Ergänzend zu den Medikamenten der Schulmedizin ist die so genannten Phyto-Medizin, die pflanzliche Medizin, eine sinnvolle Ergänzung, findet Professor Hendrik Schulze-Koops.

"In vielen der naturheilkundlichen Pflanzen sind durchaus Wirkstoffe drin, die entzündungsmediierend eingreifen und sie können unterstützend zur Schulmedizin wirken. Brennnessel beispielsweise enthält Substanzen, die sehr ähnlich sind wie Aspirin. Auch die chinesische Medizin kann helfen, Entzündungen zu hemmen. Allerdings würde ich keine Empfehlung für Homöopathie aussprechen. Noch habe ich keinen wissenschaftlichen Beweis gesehen, dass damit irgendein Effekt auf Entzündungen erreicht worden ist."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Fazit: Die großen Schrecken des Rheuma gehören der Vergangenheit an

"Die großen Schrecken der Erkrankung sind mit der richtigen Behandlung Vergangenheit. Früher hat Rheuma gut zehn Jahre Lebenswartung geklaut."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Rheuma hat durch die moderne Medizin seinen Schrecken weitestgehend verloren. Auch wenn die Patienten trotz Medikamenten vermutlich ein Leben lang krank sein werden, erleben sie heutzutage deutlich weniger krankheitsbedingte Funktionseinschränkungen und können die Symptome meist sehr gut zurückfahren. Ohne die Schulmedizin, so die Auffassung von Professor Hendrik Schulze-Koops, kann es schwerlich gelingen, die Entzündungsreaktion auszuschalten, und die stiehlt Lebenszeit:

"Das Immunsystem kann bis zu 30 Prozent der Energie nehmen, die man täglich zu sich nimmt. Man kann sich gar nicht so viel Energie zuführen, wie die Erkrankung einen erschöpft. Wenn das über Jahre geht, dann sind einfach die Energiereserven aus dem Körper erschöpft. Die Entzündung durch Medikamente zu hemmen bedeutet, die Lebenszeit, aber vor allem natürlich die tägliche Lebensqualität der Patienten zu verlängern und zu verbessern."

Prof. Hendrik Schulze-Koops, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

Rheumapatienten hatten früher ein deutlich höheres Risiko für bösartige Tumoren, für schwere Infektionserkrankungen oder für frühe kardiovaskuläre Verkalkungen. Das muss heutzutage mit der richtigen Behandlung nicht mehr sein.


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