Bayern 2 - Zum Sonntag


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Zum Sonntag Equal Pay: Wenn Frauen wieder mal unangenehm werden

Bei vielen Männern produziert der Equal Pay Day am 6. März nur abfälliges Augenrollen. Schließlich steht seit 1949 im Grundgesetz: Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Aber dieser jährliche Aufreger ist kein Pipifax, so Elfriede Schießleder.

Von: Uwe Birnstein

Stand: 08.03.2024

Elfriede Schießleder | Bild: privat

Krisen und Probleme in der Welt ohne Ende und jetzt nölen auch noch die Frauen rum. Wegen fehlender gleicher Bezahlung, mangelnden gleichen Chancen und weil sie immer zu kurz kommen. Bei vielen Männern produziert der Equal Pay Day am 6. März nur abfälliges Augenrollen. Schließlich steht seit 1949 im Grundgesetz: Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Gibt es nun tatsächlich noch Lücken, so ist doch jeder selber seines Glückes Schmied, auch jede Frau. Echt nervig, dieser jährlich gleiche Aufreger um so einen Pipifax.

Nur, dass es ist eben kein Pipifax ist, wenn Frauen 18 Prozent weniger verdienen als Männer. Im statistischen Durchschnitt, also in harten Fakten. Würden wir denn auch 18 Prozent weniger für Strom, Miete, Friseur oder Lebensmittel zahlen – ok, da ließe ich mit mir reden. Vielleicht auch noch dann, wenn rein statistisch Mann und Frau die gleiche Höhe bei Renten hätten. Nur, die Lücke bei Frauen zieht sich durch das ganze Leben.

Jetzt noch die Frage: Warum ist ausgerechnet Deutschland hier unrühmliches Schlusslicht in Europa? Wo sogar die Slowakei nur lumpige 4 Prozent Lohnunterschied kennt? Weil es eben so ist. Strukturell, das klingt immer gut!

Tatsache ist, dass sich die finanzielle Schlechterstellung der Frauen in Jahrzehnten verfestigt hat: niedrige Bezahlung führt zu geringerem Krankengeld und weniger Unterstützung bei Arbeitslosigkeit, am Ende dann zur handfesten Armut im Alter.

Nein, Frauen nölen hier nicht rum, sie kämpfen für ihr gutes Recht. Und wenn "die Männer" oder "die Wirtschaft" es nicht mehr hören kann, gilt umso mehr: Wer nicht wahrnehmen und was dran ändern will, ist mitschuldig an diesem Unrecht.

Warum ich gerade feministisch wütend werde? Weil ich mit Sorge beobachte, wie genau dieses Thema in der aktuellen Fülle von Weltkrisen kleingehalten wird. Und eh man sich versieht, feiern alte Rollenbilder fröhliche Urständ. Mit feuchten Augen und in süßer Erinnerung werden Frauen an den Herd, zu den Kindern, in die Pflege zurückverwiesen. Diese Arbeitsteilung hat sich doch bewährt. Stimmt, und ohne Auto und Flugzeuge wurde früher auch die Umwelt weniger verpestet. Und Scheidungen und Alleinerziehende gab es damals auch kaum.

Bitte, meine Herren, und meine Damen, etwas mehr Ehrlichkeit! Jeder von uns hat 24 Stunden tägliche Lebenszeit, für sich, die Familie, den Erwerb und die Pflege von Gemeinschaft. Wenn das Zeitbudget also gleich ist, dann sollte doch auch ein durchschnittlich gleiches Einkommen für das Auskommen von Männern und Frauen erwirtschaftet werden können. Weil die Arbeit für Familie, Haushalt und Gesellschaft nicht umsonst ist.

So wenig wie die Arbeit in Industrie, Handwerk oder Dienstleistung. Statistisch zumindest. Es geht hier um gesellschaftlich notwendige Arbeit und um Durchschnitte, also harte Fakten. Um Arbeit, die einfach zu tun ist. Und, es geht darum, dass Frauen bekommen, was sie verdienen: Gerechtigkeit! Kein Almosen, keine Gnade und auch keine Barmherzigkeit. Es geht schlicht um Zukunftssicherheit. Und deshalb beharren wir Frauen so lange laut und unangenehm auf gleiche Bezahlung, bis sie erreicht ist. Jedes Jahr wieder: Equal Pay!


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