Bayern 2 - Zeit für Bayern


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Bayern genießen im Dezember Geist(volles)

Der Dezember ist der Monat nicht nur der Geister, sondern auch des Geists schlechthin. Nach uralter Vorstellung, die es schon viele Jahrhunderte vor Christi Geburt gab, kam in der Zeit des kürzesten Tags und der längsten Nacht das Wort und damit der Geist Gottes zur Welt, aus dem alles geschaffen ist.

Author: Gerald Huber

Published at: 1-12-2013 | Archiv

Zeit für Bayern: Geist(volles) - Bayern genießen

Die Weisheit, das Denken, auf griechisch „sophia“ hat man sich als schöne Frau vorgestellt, die vor Gottes Angesicht im göttlichen Licht tanzt. Ihr ist in Konstantinopel, im heutigen Istanbul, die bis heute größte Kirche der Christenheit geweiht: Die "Hagia Sophia", zu deutsch "heilige Weisheit".

Mosaik auf dem Konstantin und Justinian ihre Kirchenmodelle der thronenden Gottesmutter mit Jesuskind widmen.

Denn die christliche Tradition hat die antiken Vorstellungen selbstverständlich ganz bereitwillig aufgenommen. Deshalb kommt der Geist, der Gedanke, das Wort Gottes über Maria, um das göttliche Kind zu zeugen. Sie sehen: Wir haben uns in diesem Monat mit einigem Recht auf Geistreiches und Geistvolles aus Bayern kapriziert, auch wenn das – zumindest in der Hälfte unserer heutigen Sendung nicht nur Espritvolles und Spirituelles, sondern ganz handfest Spirituosiges bedeutet.

Die Themen von Bayern genießen im Dezember

  • Oberbayern: Geschlossen – Das Freisinger Diözesanmuseum verströmt seinen Geist nach ganz Bayern. (Birgit Grundner)
  • Niederbayern/Oberpfalz: Geweizt – Gespenstergeschichten aus der bayerischen Geisterburg (Thomas Muggenthaler)
  • Mittel-/Oberfranken: Gebraut – Fränkischer Whisky (Peter Braun)
  • Mainfranken: Gebrannt – Der Kahlgrund – und was sonst noch alles brennt in Unterfranken (Katrin Küx)
  • Schwaben: Geerbt – Die 90-jährige Laugna-Wasser-Tradition (Judith Zacher)
  • München: Geplaudert – Das geistreiche Tischgespräche ist keine Kunst (Hannelore Fisgus)

Redaktion und Regie: Gerald Huber

Oberbayern

Geschlossen – Das Freisinger Diözesanmuseum verströmt seinen Geist nach ganz Bayern.

Die Bibel ist voller Stellen, in denen Gott und sein Geist mit dem Wind verglichen werden. Das fängt schon beim Namen Gottes an: Jhwe ist nichts anderes als ein lautmalerischer Ausdruck für die Luft, die sich bewegt, wie sich letztlich auch die ganze Welt und das Universum bewegen und niemand weiß warum.

Der Innenhof des Freisinger Doms

"Windhauch, Windhauch, alles ist Windhauch." so steht's im Alten Testament im Weisheitsbuch Kohelet. Und "Der Wind weht, wo er will" heißt es im neuen Testament bei Johannes. Daraus ist unser Sprichwort geworden: "Der Geist weht, wo er will." In Zukunft trifft das auch auf den ganz speziellen Geist zu, dem man dem Freisinger Domberg und seinen vielfältigen geistlichen und geistigen Einrichtungen nachsagt. Einer der Kulminationspunkte in dieser Hinsicht war dort bisher das Diözesanmuseum. Nach den berühmten vatikanischen Sammlungen das weltweit größte kirchliche Museum überhaupt. Sie haben richtig gehört: Das Freisinger Diözesanmuseum war. Es ist nämlich geschlossen – unter anderem wegen des fehlenden Brandschutzes, und weil sich herausgestellt hat, dass es für den Museumsbetrieb eigentlich gar keine richtige Genehmigung gibt. Und weil jetzt erst einmal saniert wird. Aber – der Geist weht halt, wo er will – auch in Zukunft.

Aktuelle Ausstellungen des Diozösenmuseums

  • Alpenglühen und Dattelpalmen - Die Hallersche Papierkrippe aus Tirol

Einsäulensaal der Residenz München, 07. Dezember 2013 bis 26. Januar 2014
Öffnungszeiten täglich 10-19 Uhr
geschlossen 24./25./31.12.

  • Guter Hoffnung - Gott wird Mensch: Krippen aus dem Diözesanmuseum Freising

Diözesanmuseum Graz, 20. November 2013 bis 12. Jänner 2014
20. November 2013 bis 12. Jänner 2014
Dienstag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag 11 bis 17 Uhr

  • Heimkommen - Freisinger Domkrippen aus dem Diözesanmuseum

Dom zu Freising, 29.11.2013-2.2.2014
Fr. + Sa. 13-16 Uhr
So. 12-16 Uhr

Niederbayern/Oberpfalz

Geweizt – Gespenstergeschichten aus der bayerischen Geisterburg

"Was nutzt ein schöner Körper, wenn in ihm nicht auch ein schöner Geist wohnt?" hat der griechische Dramatiker Euripides einmal formuliert. Umgekehrt kann man natürlich sagen, dass auch der schönste und beste Geist auf eine gute und funktionsfähige Hülle, einen Körper angewiesen ist, ohne zur Wirkungslosigkeit verdammt zu sein, worunter man sich gern soviel wie die Hölle oder das Fegfeuer vorstellen darf. Weil zuschauen zu müssen, ohne was tun zu können, das ist wirklich eine schlimme Verdammnis.

Zurecht trifft die jene Sünder, die sich eines in Bayern ganz absonderlich schweren Crimens schuldig gemacht haben: Die Bierpanscher. Denn das Strecken von Bier mittels Wasser gilt nach Mord und Totschlag als drittschlimmstes Verbrechen hierzulande. Sämtliche Bierpanscher müssen nach ihrem Tod übrigens auf die Burg Stockenfels im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf. Dort kann man sie jammern und stöhnen, schreien und weinen hören, dass es eine Art hat.

Bier - Band 1 der Reihe "Bayern genießen" hrsg. von Gerald Huber

Buchcover "Bier" | Bild: Volk Verlag

"Bayern genießen: Bier – Vom Reinheitsgebot bis zur Kopf-überzapfung" ist der erste Band der neuen Buchreihe, die der bekannte Autor Gerald Huber herausgibt.

Zusammen mit seinem Autorenteam aus renommierten Hörfunk- und Fernsehjournalisten ist er auf wenig ausgetretenen Pfaden unterwegs durch Bayerns Kulturlandschaften – immer auf der Suche nach regionalen Besonderheiten und Eigenarten.

Das Buch stellt Menschen vor, die Altes bewahren oder Neues wagen. Es erzählt Historisches, Ungewöhnliches, Kurioses: vom Reinheitsgebot bis zur Kopfüberzapfung.

Gerald Huber (Hrsg.) Bayern genießen: Bier - Vom Reinheitsgebot bis zur Kopfüberzapfung
Hardcover, 216 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, Euro 15,90
ISBN 978-3-86222-086-1

Mittel-/Oberfranken

Gebraut – Fränkischer Whisky

Zwischen Luft und Wasser besteht eine besondere Beziehung. Beide Elemente haben Anteil am Geist. Denn der Geist Gottes schwebt über den Wassern, wie es in der Genesis heißt – von Erde und Feuer, den anderen beiden Elementen, ist ganz am Anfang noch keine Rede. Da der luftige Geist so schwer zu fassen ist, hält man sich als anständiger Erdenbewohner zunächst an das Wasser. So wie die Luft das überirdische Element ist, so ist das Wasser das unterirdische, die Grundlage dieser Welt: Im Wasser sammelt sich der Geist.

Was der Kirche das spirituelle Weihwasser, ist (mit Verlaub, denn beides gehört in Bayern zusammen) dem Wirtshaus das spirituosige Kirschwasser, der Kerschgeist, der Geist der Kirsche eben. Genauso sammelt sich selbstverständlich im Weinbrand der Geist des Weines. Und es ist kein Zufall, dass Kartoffelschnaps auf russisch wodka heißt, zu deutsch Wässerchen; und auch der Whisky geht zurück auf das schottisch-gälische Wort uisgebetha, was nichts anderes heißt als Wasser des Lebens. Vor diesem Hintergrund ist es schade, dass wir in Bayern das Whisky-Brennen nicht erfunden haben, weils halt so schön in unser Bierland passen tät. Besonders gut passts selbstverständlich nach Oberfranken, die bayerische Bierregion schlechthin.

Mainfranken

Gebrannt – Der Kahlgrund – und was sonst noch alles brennt in Unterfranken

In der griechischen Mythologie wölbt sich der luftige Himmel über die Erde und befruchtet sie mit Hilfe des Wassers: So entsteht die Welt mit Pflanzen, Tieren und Menschen. Aber noch fehlt das vierte Element, das Feuer. Der Titan Prometheus, dessen Name wörtlich soviel bedeutet wie Vorausdenker, Prometheus also holt bekanntlich das Feuer vom Sonnenwagen und schenkt es den Menschen, die er damit zu schöpferischem Leben, zum Gestalten erweckt. Am Anfang war das Feuer. Es zu beherrschen ist der Urgrund aller Menschenkunst.

Da kann es einen schon wundern, dass das Schnapsbrennen erst so spät erfunden wurde – im Verhältnis zu Wein und Bier versteht sich. Während letzteres mit am Anfang der Menschheitsgeschichte steht, ist der Schnaps erst ein paar Jahrhunderte alt. Es waren die Alchemisten, die auf der Suche nach dem Stein der Weisen, arabisch el aksir, mit ihren Retorten und Destillen eine ganze Menge El-exire ge- und erfunden haben. Wenn auch der Stein der Weisen nicht darunter war – geistig waren diese Wässerlein immer. Und bald zeigte sich überall, wo es die Rohstoffe dafür gab, auch die Freude an diesem besonderen geistigen Genuss. So haben sich regelrechte Obstbrandgegenden entwickelt – auch in Bayern. Der sogenannte Kahlgrund im Norden Aschaffenburgs ist so eine. Alle Jahre im Herbst heißt es dort: "Der Kahlgrund brennt."

Schwaben

Geerbt – Die 90-jährige Laugna-Wasser-Tradition

Das Wort Geist hat ein ganz besonders interessante Geschichte. Es hängt mit dem Wort Gähnen zusammen. Das Gähnen bedeutet nämlich ursprünglich soviel wie Mundaufsperren und ein Geist macht, dass man den Mund aufsperrt. Der Geist als Gespenst verursacht einen offenen Mund vor Erschrecken und der Geist im Sinn von Verstand lässt den Mund vor Bewunderung offenstehen.

Erst später ist zu diesen beiden der Geist als Getränk getreten – aber auch als solches lässt er manchen Mund offen stehen – vor Erstaunen. Denn für das Schnapsbrennen ist der Mensch schon bereit allerhand Erstaunliches auf sich zu nehmen oder zu unternehmen. Oder wie muss man es verstehen, dass in Laugna im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau die Schnapsbrennerei des Dorfes in der örtlichen Bank untergebracht ist? Das Produkt, das dort gebrannt wird, das sogenannte "Laugnawasser" ist weitum bekannt – und selbstverständlich gibt’s das auch in der Bank zu kaufen. Womit diese Bankfiliale vermutlich diejenige in Bayern ist, die ihren Kunden mit Abstand die höchsten Prozente anbietet. Wenn's auch keine Zinsen sind …

München

Geplaudert – Das geistreiche Tischgespräch ist keine Kunst

Geist formuliert sich im Gespräch, in der zwischenmenschlichen Beziehung. Genauso definiert sich der Heilige Geist als die Beziehung zwischen dem ewigen Vater und seinem ewigen Wort, dessen Ankunft im menschlichen Fleisch wir im Advent erwarten.

Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, bin ich unter ihnen – im guten Gespräch, in der Gemeinsamkeit also, kann man den göttlichen Funken erhaschen.

Deswegen war die geistige Beschäftigung bei Tisch, wenn alle zusammenkamen, schon bei den Mönchsorden von Anfang an höchst bedeutend. Werktags überließ man nichts dem Zufall. Da gibt es bis heute oft eine Tischlesung, der alle schweigend zuhören und über die man bei der anschließenden Rekreation sprechen kann. Am Sonntag allerdings ist das Gespräch schon bei Tisch freigegeben.

Vor diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass man auch anderswo an ein gutes Gespräch schon immer hohe Maßstäbe angelegt hat.

"Man soll sich höflich, froh, gut aufgelegt und gesprächig an den Tisch setzen. Schlechte Nachrichten soll man nicht erzählen, um den anderen nicht den Appetit zu verderben."

Benimm-Buch, 12. Jahrhundert

Ja, es ist gar nicht so leicht die Balance zu halten beim Tischgespräch; zwischen fröhlichem Geplapper  und Stille, zwischen geistreichem Gespräch und Ruhe.

Mehr Bayern genießen im Fernsehen: "Zwischen Spessart und Karwendel", sonntags, um 15 Uhr, auf BR-alpha.

Wenn man so will ist unser ganzes Bayern genießen am Sonntag Mittag nichts anderes als ein radiophones Tischgespräch, das angenehm und geistreich unterhalten soll. Geistvoll-geistreich geht’s übrigens auch im Fernsehen mit Bayern genießen weiter. Unsere Kollegen besuchen die Benediktinerabtei Plankstetten ganz in der Mitte Bayerns. Plankstetten ist ja das erste Ökokloster Bayerns und selbstverständlich geht’s da um eine ganze Reihe geistlich-leiblicher Genüsse. In "Zwischen Spessart und Karwendel" um 15 Uhr auf BR alpha. Wir im Radio wünschen bis dahin wie immer einen schönen Sonntag.


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