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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Tegernseer Berggorilla

Titanen stürzen. Das kennt man aus der griechischen Mythologie. Und nun auch aus der Säbener Straße in München Untergiesing-Harlaching. Oliver Kahn ist Geschichte. Die Stolperfäden dafür zog wieder mal einer, mit dem das Schicksal des FC Bayern untrennbar verbunden ist. Eine Glosse von Ralf Thume.

Von: Ralf Thume

Stand: 01.06.2023

Tiere sind in Bayern hochwillkommen, besonders dann, wenn in der Welt der Menschen Veränderung droht. Wenn die mal wieder wählen dürfen, wer sie anführen soll. Dann nichts wie her mit den Viechern, aber eher mit den eigentlich unwillkommenen, die Milchvieh massakrieren, Weidetiere ausweiden und wer weiß was noch, wenn man sie nur ließe. Die gehören hier nicht her. Wölfe, Bären – die großen Tiere haben’s schwer im Freiwildstaat zur Wahlkampfbrunftzeit.

Mit einer Ausnahme. Dem Berggorilla. Ja, den gibt’s nämlich bei uns. Also einen, ein Exemplar, aber was für eins, einen prächtigen Silberrücken. In die Jahre gekommen, aber noch immer furchterregend alterswild, wenn’s sein muss, wenn ihn einer anpampt oder gar den Seinen was zuleide tun will. Sein Revier: die Berge rund um den Tegernsee. Da war er nicht immer, denn er hat auch mal großen Blödsinn gemacht, aus Größenwahn, behaupten manche – und geriet in Gefangenschaft. Das war bitter, aber vor die Hunde ging einer wie er dort nicht. Kaum draußen, wurde er gleich wieder zu dem gemacht, was er natürlicherweise nie aufgehört hatte zu sein: zum Chef von allem. Der Uli. So heißt er nämlich. Was für eine Geschichte. Davon kann jeder andere Präsident doch nur träumen.

Was einen Silberrücken übrigens noch sympathischer macht: Die sind ja Vegetarier

Was einen Silberrücken übrigens noch sympathischer macht: Die sind ja Vegetarier. 30 Kilo Grünzeug pro Tag, mehr braucht’s nicht, da wird keinem Schaf ein Löckchen gekrümmt. Ein ökologischer Fußabdruck wie eine Gazelle. Auch wenn böse Zungen behaupten, dass sich beim Uli manchmal ein Bratwürschtl zwischen das Blattzeug verirrt.

Und jetzt, da er sich schon rarer gemacht und alles übertragen hatte an noch nicht ganz so silbrige Nachfolger, muss er wieder ran. Denn um ein Härchen hätte es am letzten Samstag eine völlig undenkbare Veränderung gegeben. Wäre da nicht unter Ulis hühnerhäufigen Männchen ein rehäugiger Bubi gewesen, Jamal Musiala, Kosename Bambi, der doch noch alles gut werden ließ mit einem Blattschuss in beinah letzter Minute. So weit darf’s nie wieder kommen! Dass der FC Bayern nicht die Landtagswahl gewinnen könnte oder die CSU nicht die deutsche Meisterschaft. Unvorstellbar. Da sei der Uli vor. Und nach. Und immerdar. Uli for Ministerpräsident!


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