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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Grundschulreform

Eigentlich sollten die Schulkinder, bis sie den PISA-Test machen dürfen, nur noch in Mathe, Deutsch und in Naturwissenschaften unterrichtet werden. Wer braucht schon noch den Rest. Des bisschen Sport hilft auch nicht als Ausgleich, wenn Du den ganzen Tag von den Eltern im Auto herumkutschiert wirst. Neue Musik und Kunst kreiert zukünftig die KI im Sekundentakt. Sprachen werden simultan vom Smartphone übersetzt. Und als Highlight der Woche: Acht Stunden Religionsunterricht am Samstag. Eine Glosse von Helmut Schleich.

Von: Helmut Schleich

Stand: 01.03.2024

Nur mal angenommen: Es käme ein Virus, neben vielen anderen Maßnahmen würden die Schulen mehr als ein halbes Jahr zugesperrt, und anschließend käme ein Bildungstest, nennen wir ihn spaßeshalber „Pisa“, der zum Ergebnis hätte, dass die Kinder in der Schule schlechter geworden sind. Was täten Sie in solch einem - natürlich äußerst hypothetischen - Fall als Bildungspolitiker? Kleiner Tipp: Die eigenen Fehler zugeben scheidet als Möglichkeit selbstverständlich aus.

Richtig: Dem Lehrplan die Schuld geben, dem in den Grundschulen versteht sich. Mehr Deutsch, mehr Mathe und anstatt das läppische Grundschulenglisch aus dem Lehrplan zu werfen, das über das Niveau „you can say you to me“ eh selten hinauskommt, Werken, Musik und Kunst kürzen.

Religion bleibt unangetastet. Ist ja logisch. Wenn keiner mehr in die Kirche geht, muss die Kirche eben in die Schule kommen. Die Bundeswehr kommt ja auch. Gut, noch nicht in die Grundschule, aber die psychologische Mobilmachung ist ja auch noch am Anfang.

Man könnte ja darüber nachdenken, Militärpfarrer zu schicken, da würde man womöglich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. In Zeiten, in denen auch Maria Montessori in Verruf gerät muss man pädagogisch neue Wege zumindest andenken.

Eines meiner Lieblingswörter übrigens: „andenken“

Eines meiner Lieblingswörter übrigens: „andenken“. Das ist Denken ohne Konsequenzen.  So weit ich weiß, ist ja von der Bayerischen Verfassung her angedacht dass „Schulen nicht nur Wissen und Können vermitteln sollen sondern auch Herz und Charakter bilden“.

Zum Glück gibt es Modellschulen, wo man das bis zum Totalschaden zu Ende denkt. Das Otfried- Preußler- Gymnasium Pullach etwa. Da hat der Schulleiter, ein Mathelehrer, so lange in der Jugend des Namensgebers gewühlt, bis er historisch belegen konnte, „Preußler war Nazi!“ Also als Jugendlicher. Und er hat sich nie dafür entschuldigt. Zumindest nicht beim Schulleiter des Pullacher Gymnasiums.

Er hat als Erwachsener supertolle Kinder- und Jugendbücher geschrieben, ich habe sie alle gelesen, aber das ist völlig egal, zumal er darin Magie und Gewalt als Problemlösung darstellt, wie die neuere Pullacher Literaturforschung herausgefunden hat. Klarer Fall: Der Räuber Hotzenplotz ist rechts. „All cops are bastards“, der Wachtmeister Dimpflmoser ihr Vorbild.

Dass die grüne Bürgermeisterin von Pullach das mitträgt, ist verständlich. Schließlich hat sie in ihrer Partei auch einen Kinderbuchautor, der sich allerdings des mangelnden Literaten-Erfolges wegen als Wirtschaftsminister verdingen muss. Eine Umbenennung in Robert-Habeck-Gymnasium sollte schnell erfolgen, denn in 50 Jahren kennt den keiner mehr.

Oder man macht aus dem Otfried-Preußler-Gymnasium ein Ottfried-Fischer-Gymnasium. Da kann keiner was dagegen sagen und wenn doch, dann isses ganz klar Body-Shaming.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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