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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Aschermittwoch und Valentinstag

Es spricht Einiges dafür, dass es den Märtyrer und Heiligen Valentin, dessen Tag auf den heutigen Aschermittwoch fällt, gar nicht gab. Für traditionsbewusste bayerische Katholiken steht dafür unverrückbar fest: Heute gibt´s ein Fischessen. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 14.02.2024

Heute ist Valentinstag, und doch auch Aschermittwoch. Diese Zusammenstellung des launischen Kalenders trifft haargenau unser Lebensgefühl, das entschieden etwas vom Zerbrechlichen, gefährlich Schwankenden, Bestandslosen hat. Den Lebensmenschen zu beschenken, und derweil zu bedenken, dass der Mensch zum Staube zurückkehren wird, ruft auch die ineinandergreifenden Kunstmotivkreise um Liebe und Tod auf. Eros und Thanatos streben, so verklammert, der reinigenden Auflösung zu.

Das sieht in der Praxis so aus: Direkt von der Bettkante aus sollten Sie das vorbereitete Geschenk fürs Herzenswesen aus seinem Versteck ziehen und es mit strahlendem Lächeln und einer Liebeserklärung überreichen.

Das wäre der Valentinstag.

 Jede und Jeder wissen selbst, wie sehr sie gesündigt haben, welcher Stärkeeinstellung also die eigene Bußfertigkeit heute bedarf. Zerknirschung und Reue gehören zu den mimischen Aufwärmübungen, die bayerische Katholiken seit der ersten Beichte draufhaben sollten. Denn mit diesem Gesichtsausdruck betreten wir das Wirtshaus zu einem üppigen Fischessen, womit hierzulande die Fastenzeit ja traditionell beginnt. Und in dessen Verlauf heitert sich die Miene auf: Fisch muss schwimmen, sagt der Gourmand, erst im Wasser, dann im Fett, und dann im Wein. Bier geht aber auch zum Waller in Wurzelsud, zur Forelle mit Petersilienkartoffel, oder, wenn denn noch Läuterung hermuss, weil der Kehraus gestern noch lange ausklang, zum schlichten Matjes-Hering.   

Besondere Schnabulierer sind offenbar in der Alterskohorte „55 plus“ versammelt

Einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur zufolge steigt übrigens der Anteil der Menschen, die schon einmal gefastet haben, stetig an. Es sind am heutigen Aschermittwoch knapp mehr als 6 von zehn, statistisch gesehen. Daran hat der liebe Gott sein Wohlgefallen. Andererseits geht aus der Formulierung auch hervor, dass dieselben gut sechs Menschen das Fasten dann alsbald wieder sein ließen. Besondere Schnabulierer sind offenbar in der Alterskohorte „55 plus“ versammelt: Dort finden sich 61 %, die noch nie gefastet haben – und offenbar gar nicht dran denken, jetzt noch damit anzufangen.

Um noch mal auf die – wohlgemerkt morgendliche – Bettkante zurückzukommen: Im unentschiedenen Schwanken auf ihr, der Bettkante, entscheidet sich der Tag zwischen „trotzdem in den Job“ und „liegenbleiben und auskurieren“. Laut Erhebungen der Pro-Nova-BKK-Krankenkasse meldet sich fast jeder Sechste krank, auch wenn er noch arbeiten könnte! Wer das beurteilt, wurde nicht mitgeteilt. 10 Prozent davon melden sich sogar oft krank. 23 % nur manchmal. Und 26% selten. Ergibt 59 %. Also fast jeder Sechste. Wenn dahinter nicht dieselben 60 Prozent stecken, die das Fasten wieder abbrachen!  


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