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Bayerische Leitkultur Wie ist das auf dem Land?

Viel wird über die deutsche und bayerische Leitkultur diskutiert und gestritten. Gibt's die überhaupt oder sieht man sie vielleicht ganz unterschiedlich? Wir haben Menschen im Bayerischen Wald direkt befragt.

Von: Renate Rossberger

Stand: 29.09.2016

Bayernflagge | Bild: picture-alliance/dpa

Langdorf, eine 2000-Einwohner-Gemeinde im Bayerischen Wald. Rund 120 Flüchtlinge lebten hier bis vor kurzem in einer Aufnahmeeinrichtung. Vom Helferkreis, zum Beispiel Erwin Kraus vom Waldverein, lernten sie als erstes: im Dorf, da grüßt man sich:

Mit dazu gehöre auch, sich aktiv an der Dorfgemeinschaft zu beteiligen, Langdorf hat zum Beispiel 65 Vereine, oder man spielt einfach beim Fußball mit. Und dann, so meint CSU-Bürgermeister Otto Probst, vermittle es sich quasi von selbst, was der Kern des Ganzen ist: nämlich christliche Werte: Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft zum Beispiel:

"Das muss man denen ganz deutlich sagen: Unsere Grundwerte nach dem christlichen Glauben, daran müssen sie sich halten. Ich hab nichts dagegen, wenn die irgendwo in eine Moschee zum Beten gehen und ich hab auch nichts dagegen, wenn die ihren Teppich auslegen, aber ich hab was dagegen, wenn sie gegen unsere christlichen Werte arbeiten. Bayern und Deutschland darf nicht verändert werden durch unsere Flüchtlinge."

Otto Probst

Eine Moschee im Dorf möchte er nicht und es knirscht auch beim Thema Gleichstellung Mann-Frau, sogar für ältere Langdorfer wie Friedrich Schorn, 72 Jahre alt, der's in seiner Jugend selbst noch anders erlebt hat:

"Wie Männer ihre Frauen behandeln, die ihre Frauen also zwei Schritte hinter sich gehen lassen, die Kinder müssen kuschen: Das passt überhaupt nicht zu uns. Seine Frau muss auch mal alleine ins Dorf gehen können, und sich mit anderen Leuten unterhalten können, ohne dass er dabei ist."

Friedrich Schorn

Das Kopftuch stört keinen, schließlich war das hier auf dem Land vor 50 Jahren auch noch üblich, aber Vollverschleierung, das geht gar nicht, heißt es auch in der SPD-regierten Industrie-Landgemeinde Teisnach. Hier würden die Frauen vom Gartenbauverein den Migrantenfamilien auch Krippe und Kindergarten empfehlen.Überhaupt hat sich auch beim Landleben viel verändert. Heimat,Brauchtum,Tracht - das, findet die Teisnacher SPD-Bürgermeisterin Rita Röhrl, sei heute für niemanden mehr Pflicht:

"Ich kann nicht von einem völlig anderem Volksstamm verlangen, dass er unser Brauchtum mitpflegt. Das ist für mich kein Zeichen der Integration, weil es ja bei uns schon eher eine Randgruppe ist."

Rita Röhrl

Neben der deutschen Sprache auch ein paar Dialektausdrücke zu verstehen, erleichtere den Alltag, und zumindest zu Bayern gehört wohl auch, dass man gemeinsam feiernt. Insgesamt also offenbar doch überschaubar: die bayerische Leitkultur auf dem Land.


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