Bayern 2 - radioTexte


7

Jörg Ernesti Auf deutschen Spuren durch Rom

Einst war sie das Haupt der Welt: Hauptstadt des Römischen Weltreichs und Sitz der katholischen Weltkirche. Kein Wunder also, dass - vor Corona - jährlich mehr als sieben Millionen Gäste nach Rom reisten, um die Strahlkraft der "ewigen Stadt" mit eigenen Augen zu sehen. Abseits von Touristenströmen spaziert Jörg Ernesti, Kirchenhistoriker und Priester durch seine Lieblingsstadt - auf deutschen Spuren. Lesung mit Thomas Lettow

Von: Kirsten Böttcher

Stand: 29.03.2021 | Archiv

Der sogenannte "Deutsche Friedhof" ist seit dem 14. Jahrhundert unter dem Namen "Campo Santo Teutonico" bekannt. Der Friedhof war ursprünglich für auf der Pilgerfahrt Verstorbene gedacht. Heute haben das Beerdigungsrecht alle Mitglieder der Erzbruderschaft sowie einige religiöse Gemeinschaften deutschen Ursprungs. | Bild: picture alliance / Daniel Karmann | Daniel Karmann

"Ich kann sagen, daß ich nur in Rom empfunden habe, was eigentlich ein Mensch sei. Zu dieser Höhe, zu diesem Glück der Empfindung bin ich später nie wieder gekommen."

(Johann Wolfgang von Goethe)

Acht Jahre hat Jörg Ernesti, Priester und Kirchenhistoriker, als Student und Doktorand in Italiens Hauptstadt gelebt, später kamen Besuche hinzu - und dennoch quält ihn bis heute das Gefühl, noch nicht alles entdeckt zu haben.

„Mit Rom wird man nicht fertig!“

Einst war sie Mittelpunkt eines Weltreichs, das von Schottland bis nach Mesopotamien, von Süddeutschland bis nach Nordafrika reichte. Nun ist sie Hauptstadt des Katholizismus, und durch die römischen Verträge von 1957 gewissermaßen auch Geburtsort der Europäischen Union. Die historisch-kulturelle Verwobenheit der deutschen und italienischen Kulturgeschichte hat an keinem anderen Ort so viele bedeutende Spuren hinterlassen wie in Italiens Hauptstadt, so die Überzeugung von Kirchenhistoriker Jörg Ernesti. Männer und Frauen aus dem deutschen Sprachraum sind als Pilger, Kirchenleute, Künstler und Gelehrte in die Stadt gekommen und haben ihre Spuren hinterlassen. Manche Spuren sind berühmt, andere sind nur Insidern bekannt.

Jörg Ernestis Band "Deutsche Spuren in Rom" führt an Orte, die der Massentourismus noch nicht entdeckt hat und an denen man tatsächlich noch diese prächtige Stadt für sich hat. Ja, es gibt diese Orte noch! Und nein, dies ist nicht nur ein Reiseführer im klassischen Sinn: Die darin enthaltenen Texte und Bilder laden dazu ein, Jörg Ernestis erdachte Spaziergänge auch von daheim aus mitzugehen. Zuerst führt uns der Kirchenhistoriker zum früher von Deutschen gesprägten Stadtviertel Borgo und zu den einzigen Überresten des einstigen Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation: zum Camposanto Teutonico und der Kirche Santa Maria dell'Anima, der deutschen Nationalkirche.

Martin Luther in Rom

"Nicht für 1000 Gulden würde ich darauf verzichten, Rom gesehen zu haben, denn ich hätte solche Dinge nicht glauben können, wenn es mir nur gesagt worden wäre, ich es aber nicht selbst gesehen hätte."

(Martin Luther, Tischreden, 1566)

Jörg Ernesti, 1966 in Paderborn geboren, Priester und Autor, ist seit 2013 Professor für Kirchengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg. | Bild: privat

Jörg Ernesti ist Priester, Kirchenhistoriker und Rom-Kenner.

Danach wendet sich Jörg Ernesti der lutherischen Kirche und der Reformation im päpstlichen Rom zu. Im Jahr 1510 war der noch junge Priester Martin Luther zu Fuß in Rom angekommen und bei den Augustiner-Eremiten an der Piazza del Popolo untergekommen. Als Jörg Ernesti beim Pfortenbruder des Klosters einmal nachfragte, in welcher Zelle der spätere Reformator gelebt habe, wurde ihm mit ägerlichen Worten beschieden: "Non è stato mai qui!" - Der war doch niemals hier!

Jörg Ernesti, Studium in Paderborn, Wien und Rom, 1993 Priesterweihe, 1997 Promotion in Kirchengeschichte in Rom und 2007 in Ökumenischer Theologie in Paderborn, 2003 Habilitation in Mainz, seit 2013 Professor für Mittlere und Neue Kirchengeschichte an der Universität Augsburg.

"Deutsche Spuren in Rom"

Schauspieler Thomas Lettow führt uns durch Rom.

von Jörg Ernesti
am Karfreitag, 2. April um 14.30h
in den radioTexten am Feiertag auf Bayern2

Lesung mit Thomas Lettow

Moderation und Redaktion: Antonio Pellegrino

Das gleichnamige Buch ist im Herder Verlag erschienen.

Unsere Lesungen können Sie nachhören: auf dieser Seite im Stream, als Download im Podcast-Center des Bayerischen Rundfunks und überall, wo es Podcasts gibt.


7